Sonntag, 05. Mai 2024

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Die richtige Nähmaschinen finden
Damit nicht alles reißt, klackt und knattert

Gerade Nähte, Zickzack-Stich, Oberfaden, Unterfaden - wer selber nähen möchte, braucht hier den Überblick - und eine zuverlässige Nähmaschine. Die Auswahl an Nähmaschinen ist fast genauso groß wie die an Stoffen und Garnen, die persönlich richtige zu finden, aber nicht ganz einfach.

Von Friederike Müller-Jung | 10.11.2016
    Nähmaschinen-Mechaniker Attila Dallos an seinem Arbeitsplatz.
    Auch eine Nähmaschine braucht regelmäßige Pflege. Nähmaschinen-Mechaniker Attila Dallos an seinem Arbeitsplatz. (Friederike Müller-Jung)
    Etwa einmal im Monat packt Astrid Brendemühl ihre Nähmaschine aus. Dann wird ihr Esstisch zum Nähstudio.
    "So, das ist das gute Stück. Es ist ein sehr einfaches Modell. Ich hab‘ erst mal eine günstigere Version genommen. Es gibt ja heutzutage irgendwelche Hightech-Maschinen, aber ich wollte erst mal am Anfang was Einfaches, was gut verständlich ist und was auch für Anfänger gut zu gebrauchen ist."
    Die Medizinphysikerin näht seit anderthalb Jahren in ihrer Freizeit. Mehr als 100 Euro wollte sie für ihre erste Nähmaschine nicht ausgeben. Hosen, Mützen und Schlafsäcke für ihren kleinen Sohn hat sie damit schon genäht. Ihr nächstes Projekt:
    "Ich hoffe, ein Kleid nähen zu können für die Hochzeit meiner Schwester. Also – mein Kleid, nicht das Hochzeitskleid. Das wäre ‘ne Nummer zu groß."
    Das wäre wohl eher ein Auftrag für Schneidermeisterin Astrid Tomkowitz. In ihrem Atelier in Bonn-Beuel entwirft und näht sie Mode für Damen. Gerade arbeitet sie an einem blauen Samtkleid, maßgeschneidert. Den Faden schneidet die schwere Industrie-Nähmaschine automatisch ab. Etwa 2000 Euro kostet so ein Modell – eine Investition fürs Leben, sagt Astrid Tomkowitz. Sie schätzt ihre robuste, schnelle und zuverlässige Maschine.
    Billiger Faden fasert schnell
    "Das ist einfach was ganz ganz anderes als eine Haushaltsmaschine. Die kann zwar nur geradeaus nähen, also keine Zierstiche, nix. Und trotzdem ist das die beste Maschine, die ich kenne."
    Für Zickzack-Stich, Säume oder Knopflöcher hat sie noch drei andere Maschinen. Hobby-Nähern rät sie, kein zu günstiges Modell zu kaufen.
    "Die gehen schnell kaputt, sind unangenehm in der Handhabung, dicke Stoffe schaffen die gar nicht. Also, das macht keinen Spaß. Deswegen sage ich: Besser so Mittelklasse, 300 Euro anlegen. Das ist dann schon mal was, womit man alles nähen kann, wo einem nicht direkt alles reißt und klackt und knattert."
    Doch es kommt nicht nur auf die Maschine an, sondern auch auf das Nähgarn. Denn billiger Faden zerfasert schnell und die Fussel können den Maschinen schaden. Dann landen sie zum Beispiel in der Werkstatt von Attila Dallos. Er entfernt gerade mit Luftdruck die Stoff- und Fadenreste aus dem Innenleben der Nähmaschine vor ihm.
    Service wie beim Auto
    "Das ist eine normale Wartung – was sehr vernünftig ist. Weil viele machen das nicht. Aber mit dem Auto fahren sie regelmäßig zum Service. Nur mit der Nähmaschine nicht. Nur, wenn's schon weh tut."
    Attila Dallos arbeitet seit über 30 Jahren als Nähmaschinen-Mechaniker; vor vier Jahren kam er aus Österreich nach Bonn. Er weiß, worauf es bei der Verarbeitung der Maschinen ankommt.
    "Die guten Nähmaschinen haben die Ersatzteile aus sehr hochwertiger Verarbeitung und von richtigen Betrieben. Rausgefräste, gegossene Teile, starre Teile. Bei den Billigproduktionen, das sind Blechteile, ausgestanzt und zusammengenietet. Und mit viel Plastikteilen versehen. Und diese Maschinen sind leider Gottes - naja, die schauen aus wie Nähmaschinen, sind sie aber nicht."
    Sein Tipp: Beim Kauf auf eine lange Ersatzteilgarantie achten – falls nach vielen Jahren etwas kaputt geht. Bei dieser Nähmaschine ist alles in Ordnung.
    "Sehen Sie, so muss es ausschauen. Das ist ein perfektes Nähergebnis."