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DVB-T2 als neuer Antennenstandard etabliert
Neuer Empfang - mit neuen Kosten

Seit heute ist der alte terrestrische Antennenstandard DVB-T Geschichte. Worauf müssen sich die Zuschauer, die weiterhin über Antenne schauen wollen, bei DVB-T2 einstellen?

Sören Brinkmann im Gespräch mit Isabelle Klein | 29.03.2017
    Ein Schild zeigt in einem Elektronikmarkt in Berlin auf das Regal mit DVB-T2 Empfängern.
    DVB-T2-Empfänger: ab heute für den Antennen-Empfang notwendig (dpa / Maurizio Gambarini)
    Nur wenige Minuten nach Mitternacht wurden plötzlich Tausende von Fernsehbildschirmen in Deutschland schwarz. Wer noch wach war, konnte lediglich den Hinweis lesen: "Kein Empfang".
    Die meisten Zuschauer empfangen ihr Fernsehprogramm zwar per Kabel oder eigener Satellitenschüssel; doch immerhin knapp 3,5 Millionen Haushalte besitzen eine Zimmerantenne für den digital-terrestrischen Empfang mit DVB-T.
    Hier ändert sich einiges mit dem 29. März 2017 – und mit der Umstellung von DVB-T auf DVB-T2. Mehr als 40 Programme sind nun in HD-Qualität in den meisten deutschen Ballungsräumen zu empfangen. Doch für die Fernsehzuschauer sind damit auch neue Kosten verbunden.
    Privat kostet Geld
    Fast alle privaten Programme werden nur noch im Programmpaket unter der Marke "freenet TV" übertragen. Anders als der Name verspricht, ist dieses Angebot nicht frei zugänglich und kostenlos, sondern für 69 Euro im Jahr zu haben. Ein üblicher Preis für die HD-Übertragung auch auf anderen Verbreitungswegen, etwa per Kabel oder Satellit.
    Die privaten Fernsehanbieter und Infrastrukturanbieter rechtfertigen die zusätzlichen Kosten mit dem höheren Aufwand für die HD-Übertragung. Daher handle es sich um eine technische Bereitstellungsgebühr. Bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz seien diese zusätzlichen Kosten schließlich auch über die Rundfunkabgabe abgedeckt.
    Pay TV durch die Hintertür?
    Kritiker sehen in dem neuen Modell allerdings den Versuch, die Fernsehzuschauer schleichend daran zu gewöhnen, für den Zugang zu bestimmten Kanälen zu bezahlen. Schließlich könnte in den kommenden Jahren auch auf anderen Übertragungswegen – per Kabel oder Satellit – ebenfalls nur noch das (kostenpflichtige) HD-Programm ausgestrahlt werden. Die Medienhäuser RTL und ProSiebenSat1 haben sich lediglich verpflichtet, bis 2022 ihre Programme in Standard-Auflösung (SD) ohne Verschlüsselung auszustrahlen.
    Fraglich sei, so Sören Brinkmann, wie die Zuschauer auf die neuen Kosten reagieren. Bei Twitter äußerten sich nach der Abschaltung von DVB-T einige User mit "Bye Bye lineares Fernsehen" oder "DVB-T2 kommt mir nicht ins Haus". Wer ohnehin schon zusätzlich private Streaming-Dienste nutzt, könnte sich möglicherweise das Geld für die bisher frei empfangbaren Privatsender sparen wollen.