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Ende der Staatsjagden in Niedersachsen

Einmal im Jahr werden mehr oder weniger prominente Gäste in den Saupark Springe eingeladen, um ausgewähltes Wild zu jagen. Dort waren früher schon die Könige von Hannover unterwegs. Die rot-grüne Landesregierung, die seit Anfang des Jahres in Hannover an der Macht ist, will diese Tradition allerdings abschaffen.

Von Alexander Budde | 12.08.2013
    Die Jagd liegt Christiane Kuthe im Blut. Schon als Kind hat sie den Vater zum Ansitz begleitet, daheim beim Aufbrechen und Zerwirken geholfen. An diesem Morgen unterweist sie angehende Corpsleiter in der Kunst des passionierten Jagdhornblasens.

    "Das waren jetzt verschiedene Tot-Signale, die wir geübt haben, wie Muffel tot, Reh tot. Das wird sich gleich noch steigern. "

    Im Jagdschloss Springe, heute in Verwaltung der Landesforsten, wird heute u.a. der Nachwuchs geschult. Im Schloss erinnern allerhand Tierpräparate, Wandgemälde und Trophäen an die stolze Tradition des Hauses.

    "Hier hat der Kaiser schon gejagt. Das ist doch schon mal was!"

    Der Christdemokrat Ernst Albrecht war in den Achtziger Jahren der letzte Landesherr, der in Springe auf die Pirsch ging, um Rotwild, Damwild oder Muffelwild zu erlegen. Offiziell hatte bereits der frühere Ministerpräsident Gerhard Schröder die sogenannte Staatsjagd abgeschafft, als Gästejagd mit prominenten und verdienten Niedersachsen indes war sie zum Entsetzen der Tierschützer wieder aufgelebt. Dabei soll es nicht immer weidgerecht zugegangen sein, deutet Niedersachsens neuer Landwirtschaftsminister Christian Meyer an. Nur eines der Argumente, warum der Grüne nun per Federstrich die Abschaffung des Kults verfügte.

    "Die Frage ist, ob diese aus der Kaiserzeit beruhenden Riten, dass man Prominente einlädt, um eine hochherrschaftliche Jagd im Namen des Ministerpräsidenten zu machen, weiter fortführt. Und wir haben in Abstimmung auch mit dem Ministerpräsidenten gesagt, wir halten das nicht mehr für zeitgemäß. Wir wollen die Jägerinnen und Jäger würdigen, die in der Praxis aktiv sind. Aber wir wollen keine ausgewählten Prominentenjagden mehr haben auf Staatskosten. "

    Immer wieder habe es Streit um die Auswahl von Gästen gegeben, so der Minister.

    "Das ging dann oft eher nach Prominenz, nach Status und sozusagen Jagd mit Politikern und Unternehmervertretern. Die Jagd sollte sich danach richten, ob ein Bedarf ist. Die Tötung von Tieren kann man nicht zu einem hochherrschaftlichen Ereignis machen. "

    Unsinn, hält Lutz Winkelmann dagegen. Für ihn offenbarten die Äußerungen des Ministers vor allem eines, so der jagdpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, nämlich dass dieser von der jagdlichen Praxis wenig Ahnung habe. Im Übrigen seien die Drückjagden im Saupark stets eine parteiübergreifende Veranstaltung gewesen, auch Grünen-Politiker und den Grünen nahestehende Honoratioren hätten schon teilgenommen.

    "Wenn er beispielsweise die Teilnehmer dieser sogenannten Staatsjagd im Saupark Springe in der Vergangenheit diskreditiert und denen jagdliche Erfahrung abspricht. Zeugt dass nur dass er sich anmaßt, dass er Menschen verurteilt, die dort gelerntes jagdliches Handwerk praktiziert haben - und zwar ungeachtet der Frage, in welcher vermeintlich prominenten Stellung sie eingeladen wurden. Und gerade im Bereich der niedersächsischen Landesforsten – und der Saupark Springe gehört dazu - wird Jagd ausgeübt, nach Gesetz und auch nach einwandfrei ethischen Prinzipien."

    Es werde für erfahrene Jägersleute auch künftig Einladungen zu Jagden in den Landesforsten geben, versichert Minister Meyer. Die Jägerschaft habe von der rot-grünen Landesregierung nichts zu befürchten. Im Gegenteil: Im Lande sei ein überaus "konstruktiver Dialog" über die Prämissen einer naturnahen ökologischen Jagd in Gang gekommen.