Dienstag, 07. Mai 2024

Archiv

Energie
Sparpotenzial intelligenter Stromzähler umstritten

Die Stromversorgung soll "flexibler" werden, heißt es im schwarz-roten Koalitionsvertrag. Diese Flexibilität beim Lastmanagement soll unter anderem mit intelligenten Stromzählern erreicht werden. Diese sind bislang nur bei Neubauten Pflicht. Ein flächendeckender Einsatz würde für die Verbraucher allerdings weitere Kosten bedeuten.

Von Verena Kemna | 03.12.2013
    Ein intelligenter Stromzähler kann dabei helfen, den eigenen Stromverbrauch besser zu analysieren. Derartige Zähler können aber auch durch Rückkoppelung mit dem Stromanbieter auf besonders günstige Tarife verweisen oder etwa Daten über die Auslastung des Netzes übermitteln und so dabei helfen, Strom zu sparen. Diskutiert wird die Einführung intelligenter Stromzähler auch für Privathaushalte. So könnten die sogenannten Smart Meter in den nächsten Jahren innerhalb der Europäischen Union zur Pflicht werden.
    Doch der Sinn und Nutzen für Privatverbraucher ist umstritten. Gerade erst hat eine Wirtschaftlichkeitsanalyse im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums ergeben, dass ein flächendeckender Einbau solcher Zähler in Privathaushalten nicht wirtschaftlich ist. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher hält intelligente Stromzähler unter bestimmten Voraussetzungen dennoch für sinnvoll.
    „Es gibt zum Beispiel Zähler, die einfach elektronisch statt elektromagnetisch den Strom messen, und diese Zähler sind praktisch zum gleichen Preis wie ein normaler Zähler herstellbar, auch das ist ein Smart Meter, ein intelligenter Zähler. Was man jetzt noch dranhängt, an Auswertung, an Anzeige, an Übermittlung der Messwerte an den Anbieter, das ist sehr variabel.“
    Noch sei der intelligente Stromzähler nicht einmal gesetzlich definiert. Entsprechend variabel seien auch die Kosten, die auf einen Privathaushalt zukommen könnten. So liegen die Kosten für einen intelligenten Zähler bei etwa 40 Euro. Wer auf ein intelligentes Messsystem zugreifen und den Stromverbrauch im Haushalt effizient steuern möchte, muss mit Kosten von etwa 70 Euro pro Jahr pro Nutzer rechnen. Doch es sei längst nicht klar, ob am Ende der Verbraucher oder der Stromanbieter die Kosten trägt, so Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher.
    „Wenn der intelligente Zähler Messwerte nicht nur erfasst, sondern an den Stromanbieter übermittelt, dann braucht der kein Zählpersonal mehr, er braucht auch kein Kärtchen mehr an den Verbraucher schicken, bitte teil mir deinen Zählerstand mit. Sprich, der Stromanbieter spart enorme Kosten dadurch, dass er ein Messsystem hat, das ihm diese Werte automatisch übermittelt.“
    Wie viel ist uns zuverlässiger Strom wert?
    Mit einem Smart Meter fällt das jährliche Ablesen des Zählerstandes weg (picture alliance / dpa)
    Um den eigenen Stromverbrauch zu analysieren, seien intelligente Stromzähler in jedem Fall sinnvoll. Von einer flächendeckenden Einführung sei Deutschland weit entfernt.
    „Es ist noch nicht abzusehen, wie die Regelung zur Einführung intelligenter Zähler in Deutschland aussehen wird. Wir stehen also mitnichten kurz davor. Der Gesetzgeber muss sich erst Gedanken machen, welches Modell der Einführung er überhaupt bevorzugt, wie die technischen Anforderungen aussehen, ob überhaupt - und in welchem Umfang - intelligente Zähler in Deutschland flächendeckend eingeführt werden.“
    Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen rät zu einer sorgfältigen Abwägung von Kosten und Nutzen intelligenter Stromzähler und intelligenter Messsysteme. Dabei sind nur Messsysteme in der Lage, mit dem Stromanbieter zu kommunizieren, können also dem Verbraucher anzeigen, zu welchen Zeiten etwa die Waschmaschine möglichst strom- und kostensparend angestellt werden sollte. Johanna Kardel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen:
    „Aus unserer Sicht ist ein Einbau über eine Verpflichtung der falsche Weg. Letztendlich braucht es attraktive Konzepte, die dem Verbraucher einen Mehrwert bringen. Und so wird sich das System von ganz alleine durchsetzen.“
    Die Verbraucherschützer setzen eher auf Angebot und Nachfrage als auf Vorschriften. Nach den Berechnungen der Wirtschaftlichkeitsanalyse im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums können private Haushalte im Schnitt nicht einmal zwei Prozent ihrer Stromkosten einsparen.