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Für einen guten Start in den ersten Job

Beinahe jede deutsche Hochschule hat mittlerweile einen Career Service, der Studenten auf den Berufseinstieg vorbereitet. Die Finanzierung ist unterschiedlich - alle achten jedoch darauf, sich nicht von Unternehmensinteressen leiten zu lassen.

Von Klaus Martin Höfer | 25.02.2011
    Bettina Satory, Leiterin des Career Services der Technischen Universität Berlin, hat eine griffige Definition:

    "Career Services sind Einrichtungen an deutschen Hochschulen, die das Ziel haben, Studenten auf den Berufseinstieg vorzubereiten."

    Und das machen sie mit Bewerbertraining, Rhetorikschulungen, Firmenpraktika und Kontaktvermittlungen zu Unternehmen – so weit würden dies wohl alle Career-Service-Einrichtungen unterschreiben können. Doch wie sie letztlich ihre Aufgabe wahrnehmen, mit welcher Ausstattung und mit wie viel Personal – dazu gibt es eine ziemlich große Bandbreite. Da gibt es die Hochschule mit einer Halbtagskraft oder die mit einer 14-Personen-Abteilung für den Career Service. Und auch die Finanzierung unterscheidet sich.

    "Nichtsdestotrotz sollte man als Hochschule eine ganz klar Basisfinanzierung über den Haushalt haben, dann sicherlich eine Kombination mit Drittmitteln und eventuell in der Hochschule, wo es sich anbietet, aber wirklich nur als dritte Säule, sollte man noch schauen, ob es eine Kofinanzierung von der Wirtschaft gibt oder von Privaten."

    An der TU Berlin gibt es den Career Service seit zehn Jahren, die Einrichtung ist dort fest etabliert. Jedes Jahr findet sich die Einrichtung im laufenden Etat der Hochschule wieder. Ganz anders an der TU Dresden. Dort hat Geld aus dem Europäischen Sozialfonds und vom Freistaat Sachsen vor zwei Jahren die Anfangsfinanzierung gesichert, unter anderem auch als Regionalförderung. Das bedeutet auch, dass Absolventen in Sachsen gehalten werden und den Klein- und Mittelständlern im Umkreis als Fachkräfte zur Verfügung stehen sollen. Doch das weckt möglicherweise Begehrlichkeiten bei den Unternehmen, denen der Career Service begegnen muss. Leiterin Katharina Maier:

    "Wir wollen einfach dafür sorgen, dass er die Fähigkeit hat, sich immer wieder beruflich neu zu orientieren und sich neue Jobs zu kümmern. Das wird ihm paar Mal im Leben passieren, so dass er einfach dafür die Basiskompetenz erlernt, die er selbst für sich dann immer wieder anwenden kann. Die Vermittlung in einen spezifischen Job - damit ist es nicht getan, und das ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir handeln ja klar im Auftrag der Universität. Wir sind dort eingebunden und kümmern uns dort um die Studierenden. Wir sind nicht vorrangig eine Recruiting-Agentur für Firmen, das heißt wir fühlen uns in erster Linie den Studierenden verpflichtet."

    Unabhängig von reinen Verwertungsinteressen der Firmen, aber dennoch auf deren Bedürfnisse reagieren, auch im Interesse der Studierenden - das ist ein Spagat. Die Goethe Universität Frankfurt geht mit ihrem Career Service dabei näher auf die Unternehmen zu als andere – auch um Geld oder zumindest geldwerte Leistung im Sinne von Schulungen zu bekommen. Leiter Thomas Rinke:
    "Wenn ein Unternehmen passt und einen Vortrag anbietet, eine Weiterbildung etc., dann ist es möglich, das mit uns in Kooperation zu machen. Das wird explizit abgeprüft, ob das Sinn macht oder nicht, was da genau für Interessen dahinter stehen. Wir sorgen dafür, dass keine Interessen dahinter stehen. Das ist für uns ganz wichtig, dass wirklich die Studierenden direkt die Informationen bekommen und auch die Zusatzqualifikation erhalten. Wir passen einfach auf, dass sich da keiner reinmogeln kann, um Unternehmensinteressen zu vertreten. Das geht überhaupt nicht."
    Woanders kommt das Geld für den Career Sercice komplett aus den Studiengebühren – zum Beispiel an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. Um effektiver zu sein, hat sich der Career Service dort eine bessere Zusammenarbeit mit zwei anderen Hamburger Hochschulen auf die Fahnen geschrieben – finanziert mit dafür eingeworbenen Drittmitteln. Dass ihre Arbeit erfolgreich sind, davon ist Leiterin des Career Service der Universität Hamburg-Harburg, Astrid Bültemeier überzeugt. Denn alle Angebote sind freiwillig – im Gegensatz zu Berufsqualifizierungskursen an anderen Hochschulen.

    "Wir haben zur Zeit keine Angebote, die in irgendeiner Form in den Curricula angerechnet werden in Form von Credit Points. Das heißt, die Studierenden, die zu uns kommen, tun das, weil sie Impulse haben, sich weiter entwickeln zu wollen, sozusagen neben den curricularen Angeboten. Und da wir permanent steigende Teilnehmerzahlen haben und sehr lange Wartelisten für unsere Angebote, sehen wir, dass wir erfolgreich sind."