Donnerstag, 09. Mai 2024

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Gesucht: Feiertag zum Abschaffen

Nach dem schönsten deutschen Wort suchen wir jetzt den überflüssigsten deutschen Tag. Jeder Tag kommt in Frage, nur frei muss er sein, arbeitsfrei. Also ein so genannter Feiertag, an dem ja sowieso nichts mehr gefeiert wird außer der Freiheit von Arbeit. Es kann doch nicht so schwer sein, ihn zu finden unter jenen 365 Erdumläufen, welche die Deutschen jährlich notgedrungen mitmachen. Mehr oder weniger: Denn manchmal ist ja noch eine Extrarunde drin. Aber wir suchen jetzt sozusagen das Gegenteil: einen negativen Schalttag. Wenn gefunden, bitte melden bei Gerhard Schröder, Bundeskanzleramt, 10557 Berlin.

Von Burkhard Müller-Ullrich | 06.11.2004
    Dort wurde nach intensiver Lektüre von Michael Endes Kinderroman "Momo" eine Zeitsparkasse eingerichtet, bei der man jeden freien Tag abgeben kann. Dafür bekommt man dann jeweils ein Fleißkärtchen von Hans Eichel. Der hessische Pfiffikus hat nämlich herausgefunden, dass es irgendeinen inneren Zusammenhang zwischen Fleiß und Wohlstand gibt. Beziehungsweise zwischen Feiertagen und Geldmangel. Daher die Idee, Pfingsten auf Weihnachten zu legen und Ostern zu sparen. Geht nicht, meinte Münte mit seinem sicheren Gespür fürs Unmögliche.

    Neue Kabinettsitzung, neue Idee: freizeitsparende Verschiebung des nationalen Kohl-Tags (3. Oktober) auf den ersten Sonntag im Oktober. Aber da kamen Köhler und Kähler dazwischen: Kähler ist der Thüringer Landesbischof und erklärte, der erste Sonntag im Oktober sei von den evangelischen Kirchen als Erntedankfest blockiert. Bundespräsident Köhler hingegen wendete die sozialistische Attacke auf den Kohl-Tag per Sendschreiben ab. Das wurde von 10557 Berlin nach 10557 Berlin auf dem direkten Umweg über die FAZ und die Süddeutsche Zeitung zugestellt.

    Kein Wunder, dass Schröder daraufhin sauer wurde und festhalten wollte - und zwar an der Abschaffung des Tags der Deutschen Einheit. Die Mehrheit der Deutschen hingegen will am Tag der Deutschen Einheit festhalten, koste es, was es wolle (laut Eichel 500 Millionen Euro). Wir aber wollen festhalten, dass der wirtschaftliche Aufschwung gar nicht soviel mit Arbeitszeit zu tun hat, wie der gemeine Eichel glaubt. Vielmehr ist die Wirtschaft auf den Absatz der Produkte angewiesen, und der nimmt keineswegs zu, wenn die Leute arbeiten statt einzukaufen.

    Soll doch der 1. Mai seinem Namen gerecht und zum Tag der Arbeit werden, schlugen manche vor. Aber der 1. Mai ist Ländersache, da hat der Bund nichts zu melden - von wegen "hoch die Internationale"... Umgekehrt hatte aber der hessische Pfiffikus Roland Koch die fabelhaft föderalistische Idee, den Kohl-Tag wenigstens in seinem Land beizubehalten. So würde der 3. Oktober zum Tag der Deutschen Einheit in Verschiedenheit. Aber dahin kommt es nicht. Münte hat wieder das Unmögliche gespürt und die Feiertagsaufregung vorerst abgeblasen.

    Er hat nämlich in den Kalender geschaut und festgestellt, dass sich das Problem schon im Jahr 2010 von selber lösen wird. Dann fällt der 3.Oktober wieder auf einen Sonntag. Bitte festhalten: der Aufschwung kommt. Und jetzt wissen wir auch, wann.