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Gewalt in Burundi
Angst vor Völkermord wie in Ruanda

Der UNO-Sicherheitsrat hat die seit Monaten anhaltende Gewalt in Burundi verurteilt. Frankreich brachte einen Resolutionsentwurf ein, der unter anderem gezielte Sanktionen gegen die Verantwortlichen des Konflikts vorsieht. Zur Begründung hieß es: "Wenn wir nichts tun, wird Burundi explodieren." Die Angst vor einem Völkermord ist groß.

10.11.2015
    Menschen protestieren in Burundi
    Proteste gegen die dritte Kandidatur von Präsident Pierre Nkurunziza im Mai 2015 (dpa/picture-alliance/ Dai Kurokawa)
    Als Reaktion auf den Tod weiterer Menschen in Burundi sagte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Montag in New York, die Gewalt müsse sofort enden, und die Schuldigen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Er rief die Regierung dazu auf, Zivilisten zu schützen und die Sicherheit der UNO-Mitarbeiter zu garantieren. Bei den Ausschreitungen soll auch ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen getötet worden sein. Kurz vor der Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen waren in Burundi erneut fünf Menschen erschossen worden. Nach Angaben von Menschenrechtlern haben Polizei und Militär am Montag in der Hauptstadt Bujumbura Häuser nach illegalen Waffen und angeblich gewalttätigen Regierungsgegnern durchsucht. Die Opfer seien beim Versuch, vor der Polizei zu fliehen, erschossen worden.
    Frankreich fordert gezielte Sanktionen
    Frankreich reichte eine Resolution im Sicherheitsrat ein, in der unter anderem gezielte Sanktionen gegen die Verantwortlichen der blutigen Gefechte und ein sofortiges Ende der Gewalt gefordert werden. "Die eskalierende Gewalt in Burundi hat eine sehr beunruhigende Stufe erreicht", sagte Frankreichs stellvertretender Botschafter bei der UNO, Alexis Lamek, vor Journalisten. "Wenn wir nichts dagegen tun, wird das gesamte Land explodieren." Großbritannien warnte vor einem Genozid in Burundi und verglich die Situation mit der im benachbarten Ruanda. Dort hatte es 1994 einen Völkermord gegeben bei dem über eine Million Tutsi ermordet wurden.
    Das Rote Kreuz zeigte sich am Montag "extrem besorgt" angesichts der Lage in dem Land. Hunderte Menschen seien getötet worden, Hunderte verhaftet und viele Tausende seien angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt geflohen, sagte der Leiter der Delegation des Internationalen Roten Kreuzes in Burundi, Georgios Georgantas. "Das Rote Kreuz hat Zentren in mehreren Bezirken der Hauptstadt eingerichtet, um Verwundete zu versorgen", sagte er.
    200.000 Menschen auf der Flucht
    Die Krise in Burundi hatte im April begonnen, als Präsident Pierre Nkurunziza angekündigt hatte, ein drittes Mal Präsident werden zu wollen. Das verstößt gegen die Verfassung des Landes. Die Opposition hatte die Wahl daraufhin boykottiert. Nkurunziza gehört den Hutu an und hat unter anderem eine Jugendorganisation gegründet, die bewaffnet Jagd auf Oppositionelle und Angehörige der Tutsi-Minderheit im Land macht. Laut Menschenrechtlern sind seit der dritten Kandidatur etwa 200 Menschen bei Unruhen getötet worden. Mehr als 200.000 seien geflohen. Bereits im Mai 2015 waren rund 15.000 Oppositionelle und Tutsi nach Ruanda geflüchtet.
    (cc/am)