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Handelskonzern Metro
Große Probleme im Russland-Geschäft

Ihren Plan, einen Teil der russischen Warenhäuser an die Börse zu bringen, werden die Manager des Metro-Konzerns vorerst nicht umsetzen können. Die zahlreichen Sanktionen haben die russische Konjunktur eingetrübt und die Betriebsbilanzen verhagelt. Nun hofft Metro-Chef Olaf Koch auf das europäische Weihnachtsgeschäft.

Von Michael Braun | 16.12.2014
    Metros Russland-Pläne versanden. Politische Krise, Sanktionen und schwacher Rubel haben sie durchkreuzt. Rund 70 Cash & Carry-Großmärkte, die für gut sechs Prozent des Konzernumsatzes stehen, betreibt Metro dort. Die Absicht, das Russland-Geschäft zu einem Viertel an die Londoner Börse zu bringen und so rund eine Milliarde Euro einzunehmen, lässt sich nicht mehr verwirklichen. Metro-Chef Olaf Koch kündigt dazu gar nichts mehr an, lobt nur seine Leute in Russland:
    "Zu Kapitalmarkttransaktionen in dem Umfeld, in dem wir uns heute bewegen, wird's von uns keine Aussage mehr geben. Und wir haben dort eine extrem starke Mannschaft und haben uns auch in den letzten Monaten trotz all der Widrigkeiten der Sanktionen und auch der Importverbote, die es gab im russischen Markt, sehr gut behaupten können."
    Tatsache ist, dass Sanktionen und schwacher Rubel das Konzernergebnis belasten. Finanzvorstand Mark Ferse bilanzierte für das im September abgelaufene Geschäftsjahr deutliche Einbußen bei Umsatz und operativem Ergebnis:
    "Wir haben rund 1,5 Milliarden an Umsätzen sowie rund 82 Millionen an Ebit alleine durch die Umrechnung von Landeswährung in Euro – und dabei entfiel auch ein Großteil auf den Rubel natürlich – im abgelaufenen Geschäftsjahr eingebüßt."
    Metro will 90 Cent Dividende je Aktie zahlen
    So sank der Umsatz im Konzern um vier Prozent auf 63 Milliarden Euro. Ohne Währungseffekte vor allem durch den Rubel und auf vergleichbare Verkaufsfläche gerechnet stieg der Umsatz aber um 1,3 Prozent. Das Minus der Vorjahre scheint also überwunden. Auch ist der operative Gewinn mit gut 1,7 Milliarden Euro höher als erwartet ausgefallen. Auch wenn unter dem Strich nur 127 Millionen Euro Gewinn blieben, will Metro eine Dividende ausschütten, 90 Cent je Aktie, die aber zum Teil aus der Substanz bezahlt werden. Stimmt, gestand Koch ein, aber das Signal sei nötig:
    "Wir gehen natürlich auch davon aus, dass wir mit diesem Vorschlag ein Signal setzen im Sinne von: Wir erwarten eine ähnliche Dynamik und Kontinuität und Stabilität in Ertragskraft und Bilanzstärke der Metro-Gruppe, die dann auch die Voraussetzung ist für die künftige Ausschüttung."
    Mit kleineren Märkten will Metro näher in die Städte kommen, für Restaurants, Hotels, Kioske und auch andere Gewerbetreibende besser erreichbar sein. Die Warenhaustochter Kaufhof wird erst einmal nicht verkauft. Der Lebensmitteldiscounter Real soll etwa mit einem Lieferservice kundenfreundlicher werden. Koch ärgerte sich aber hörbar über Wettbewerber, die sich nicht an Tarifverträge hielten und so den Kostenwettbewerb verzerrten:
    "Um es deutlich zu sagen: Wir haben viele Konkurrenten, die aufgrund kreativer Strukturen entweder unterhalb des Tarifs sich bewegen oder vollkommen außerhalb des Tarifs sich bewegen, entweder durch weniger Lohn, der bezahlt wird, oder durch längere Stunden, die die Menschen dort arbeiten müssen."
    Metro setzt auf ein zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft und rechnet mit leicht besseren Zahlen im neuen Jahr – auch wegen der gesunkenen Verschuldung und des erhöhten Verkaufs über das Internet.