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Iran
Früherer Präsident Rafsandschani gestorben

Der frühere iranische Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani ist tot. Wie mehrere Agenturen melden, starb er im Alter von 82 Jahren in Krankenhaus in Teheran an den Folgen eines Herzinfarkts. Rafsandschani hatte die Politik seines Landes seit der Islamischen Revolution entscheidend geprägt und war bis zuletzt aktiv.

08.01.2017
    Akbar Haschemi Rafsandschani, von 1989 bis 1997 Staatspräsident des Iran.
    Akbar Haschemi Rafsandschani, von 1989 bis 1997 Staatspräsident des Iran. (Imago / Itar-Tass)
    Akbar Haschemi Rafsandschanis Amtszeit als Präsident von 1989 bis 1997 war einerseits von der Öffnung des Landes nach außen, andererseits von steigender Inflation und Verschuldung geprägt.
    Er hatte sich zu Beginn seiner Amtszeit offen für eine Normalisierung der Beziehungen mit fremden Staaten ausgesprochen. Sondierungsgespräche zwischen den USA und dem Iran über die in den USA eingefrorenen Auslandsguthaben sorgten erstmals seit der islamischen Revolution 1979 für diplomatische Kontakte, wurden jedoch zu keinem Abschluss gebracht.
    Entscheidende Rolle in "Iran-Contra-Affäre"
    Rafsandschani fädelte den umstrittenen Tauschhandel von Waffenlieferungen nach Teheran gegen die Freilassung westlicher Geiseln im Libanon ein, der als "Iran-Contra-Affäre" in Erinnerung blieb.
    Als Präsident führte er den Iran 1989 bis 1997 durch die Wiederaufbauphase nach dem verheerenden Krieg mit dem Irak, der von 1980 bis 1988 dauerte. Iranische Reformer beschuldigten ihn zudem, an der Ermordung von Liberalen und Dissidenten während seiner Präsidentschaft beteiligt gewesen zu sein. Diese Vorwürfe wurden von den iranischen Behörden jedoch nie untersucht.
    Der deutsch-iranische Grünen-Bundestagsabgeordete Omid Nouripour schrieb auf Twitter: "Seine Menschenrechtsbilanz war schlecht, sein Pragmatismus war es nicht. Das komplizierte Machtgefüge des Iran muss in unsicheren Zeiten eine Balance finden."
    Nach seiner Präsidentschaft wurde er zum Präsidentenmacher im Iran und machte den Reformer Mohammad Chatami 1997 zu seinem Nachfolger. Mit seiner Unterstützung für Chatami und den Reformkurs im Land brachte er die Hardliner und den erzkonservativen Klerus immer mehr gegen sich auf.
    Rafsanschani brachte die Hardliner gegen sich auf
    2005 trat er erneut zur Präsidentschaftswahl an, verlor aber gegen Mahmud Ahmadinedschad. Danach nahm er den Kampf gegen die Hardliner auf. Diese brandmarkten ihn als Dissidenten. Er durfte das Freitagsgebet in Teheran nicht mehr leiten.
    Zuletzt unterstützte er den als Reformer geltenden derzeitigen Präsidenten Hassan Ruhani. Er war Mitglied des Schlichtungsrats, der bei Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Parlament und dem Wächterrat vermitteln soll und den geistlichen Führer Ajatollah Ali Chamenei berät. Im März 2016 wurde er in das Gremium gewählt, das einmal über Chameneis Nachfolge entscheiden wird.
    Rafsandschani hatte schon früh, als Student der Theologie, Kontakte zum späteren geistlichen Führer der Islamischen Republik, Ajatollah Chomeini geknüpft. Vor der islamischen Revolution im Iran war er am Aufbau eines Agitationsnetzes gegen das prowestliche autoritäre Schah-Regime beteiligt, er wurde mehrmals verhaftet, gefoltert und kam zuletzt im Jahr 1975 als Teil des "Kämpfenden Klerus" für drei Jahre ins Gefängnis.
    (vic/bor)