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JazzFacts
Von der Lust, das Vertraute aus den Angeln zu heben

Lyrisches und Archaisches, Abstraktes und Folkloristisches - all das und mehr finden wir im Werk von Myra Melford. Bekannt wurde die 1957 geborene Pianistin Anfang der 90er-Jahre in der Downtown-Szene von New York. Ihre mühelose Verbindung von abstrakten Soundfeldern mit sinnlichen Jazzwurzeln verblüfft immer wieder.

Von Michael Engelbrecht | 12.11.2015
    Die Pianistin Myra Melford steht vor ihrem Flügel.
    Sie schlägt Brücken zwischen Tradition und Moderne: Die Pianistin Myra Melford. (Murray)
    Sie schlägt Brücken zwischen Tradition und Moderne; zudem setzt sie sich auch mit den Klangmöglichkeiten auseinander, die ihr die außereuropäische Musik und nichtwestliche Kulturen bieten.
    So studierte sie für eines ihrer spannendsten Alben, "The Image Of Your Body" (2006), das indische Harmonium bei einem Lehrer in Kalkutta. In der Folge achtete Myra Melford stets darauf, allen Zierat, alles Zitatenhafte aus ihrer Aneigung des Instruments zu verbannen.Es entstand ein Werk, das weit über vertraute Jazzmuster und die klassischen Zutaten indischer Meditationsmusik hinausging.
    Im jüngsten Projekt der Pianistin, "Snowy Egret" (2015), geht es um nichts Geringeres als die Mythen des amerikanischen Kontinents. Aber wer wie Myra Melford die Bilder von Don Reich, Zen-Buddhismus und Gedichte von Rumi zu seinen Inspirationen zählt, braucht große Themen gewiss nicht zu scheuen!