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Katar
Kein Interesse mehr an Handball?

Der katarische Rechtehändler BeIn Sports, eine Tochter des Staatssenders Al Jazeera, wird die Handball-Bundesliga in seinem Sendegebiet höchstwahrscheinlich nicht mehr übertragen. Und es gibt weitere Anzeichen dafür, dass die Kataris das Interesse am Handball verlieren.

Von Erik Eggers | 25.06.2017
    Deutsche Handball-Spieler trainieren in Katar.
    2015 war die Handballbegeisterung in Katar auf dem Höhepunkt: Damals fand in Doha die Handball-WM statt. (picture-alliance / dpa / Axel Heimken)
    In den letzten Jahren investierte das Emirat Katar in den globalen Handball so viel wie niemand zuvor. Allein das Budget für die Handball-Weltmeisterschaft 2015 in Doha soll rund 200 Millionen Dollar betragen haben. Auch hatte der Sportrechte-Händler BeIn Sports, eine Tochtergesellschaft des katarischen Staatssenders Al Djazeera, die Übertragungsrechte an den Weltmeisterschaften der Jahre 2014 bis 2017 für eine Rekordsumme, 100 Millionen Schweizer Franken, erworben. Der Club Paris St. Germain, der ebenfalls den Scheichs gehört, finanziert mit rund 18 Millionen Euro Jahresetat die teuerste Handballsparte der Welt. Zum Vergleich: Der deutsche Branchenführer THW Kiel muss mit knapp zehn Millionen Euro auskommen.
    Ausstieg aus HBL-Vertrag wahrscheinlich
    Nun allerdings gibt es Indizien dafür, dass die Kataris das Interesse am Handball verlieren. So bestätigte der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), Frank Bohmann, dass BeIn Sports für die kommende Saison mit der HBL noch keinen Vertrag über TV-Rechte abgeschlossen habe. Derzeit sei damit auch nicht zu rechnen, erklärte Bohmann dem Deutschlandfunk. Die HBL erlöste aus den TV-Auslandsrechten zuletzt jährlich gut eine Million Euro. BeIn Sports, das die HBL-Spiele im Mittleren Osten und in vielen nordafrikanischen Ländern sendete, war zuletzt der wichtigste Abnehmer und zahlte laut Insidern rund eine halbe Million Euro jährlich für die HBL-Rechte.
    Die HBL, die neuerdings ihre Auslandsrechte selbst vermarktet, wird allerdings dadurch, dass ein großer Deal mit skandinavischen Sendern vor dem Abschluss steht, kaum Umsatzeinbußen erleiden. Anders sieht es vermutlich beim Weltverband IHF aus, der zurzeit die TV-Rechte für die Weltmeisterschaften der Jahre 2018 bis 2021 ausschreibt. Dass BeIn Sports ähnlich teuer abschließt wie im Fall des aktuellen Vertrags, gilt als ausgeschlossen. Alle Marktbeobachter rechnen mit einem Ausstieg der Kataris. Die Konjunktur im Handball, die durch das Emirat ausgelöst wurde, steht offensichtlich vor dem Ende.