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Kinderbetreuung
Schwesig will Betriebskitas fördern

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig will den Ausbau von Kitas in Unternehmen fördern. Die Nachfrage nach Plätzen ist groß: Nach Angaben des Ministeriums wünschen sich zwei Drittel aller Mütter eine Betreuung im Betrieb. Bisher gehen vor allem öffentliche Arbeitgeber und Großunternehmen voran.

Von Stefan Maas | 01.05.2015
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    Kinder spielen in einer Kita. (Bild: picture alliance / dpa) (Uli Deck/dpa)
    Bei einem Besuch des Klinikums Nürnberg informiert sich Familienministerin Manuela Schwesig auch über die krankenhauseigene Kinderbetreuung. Die Gründung solcher Betriebskitas will die SPD-Ministerin mit einem neuen Programm fördern. 400 Euro pro Monat als Zuschuss zu den laufenden Betriebskosten soll es für jeden neu geschaffenen Ganztagesbetreuungsplatz geben. Denn nach Angaben des Ministeriums wünschen sich zwei Drittel aller Mütter für ihre Kinder Plätze in der betrieblichen Kindertagesstätte.
    Viele davon gibt es allerdings nicht. 668 waren es im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt.
    "Das ist natürlich relativ zu den über 53.000 Kindergärten, die wir in Deutschland haben, nur ein minimaler Anteil," sagt Eric Seils vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
    "Das ist bei der Zahl der betreuten Kinder und der Anzahl der Plätze irgendetwas um ein Prozent herum."
    Arbeitgeber und ihre Verbände schätzten diese Zahl regelmäßig viel höher ein, sagt Seils. Allerdings hätten die Unternehmen in den vergangenen Jahren durchaus etwas getan - vor allem die großen. Auch die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Zahl der Betriebskitas in den letzten zehn Jahren angestiegen ist. Schon einmal hat das Familienministerium - noch unter Schwesigs Vorgängerin Kristina Schröder - die betriebliche Kinderbetreuung gefördert. Die Nachfrage war groß, das Fördergeld, über sechs Millionen Euro, war bereits Anfang des letzten Jahres ausgeschöpft. Geschaffen wurden damit rund 890 Plätze. Interessant sei für ihn bei seinen Untersuchungen gewesen, erklärt Wissenschaftler Seils, wer eigene Betriebskitas habe:
    "Die meisten, die davon auf den privaten Bereich entfallen, entfallen auf Großunternehmen. Ein großer Teil der Betriebskindergärten dürfte aber auf den öffentlichen Bereich entfallen. Also Universitäten, Universitätskliniken, überhaupt Krankenhäuser, aber auch Stadtverwaltungen."
    Unternehmen "kaufen" Plätze in anderen Kitas
    Auch sei es nicht so, dass durch eine betriebliche Lösung immer neue Betreuungsplätze entstünden. In manchen Fällen sei es zwar so, dass Unternehmen auf dem eigenen Gelände eine Kita einrichteten - aber die Ansprüche und gesetzlichen Vorgaben für geeignete Räume seien sehr hoch.
    "Eine andere Möglichkeit, und das ist die häufigere, ist, dass ein Unternehmen hingeht und Belegplätze über irgendeine Stadtverwaltung oder so etwas einkauft. Das heißt, die bringen einen Zuschuss zu den Betriebskosten der Kindertagesstätte und können dafür dann einen Anteil der Plätze in dem Kindergarten belegen. Das können nur einige wenige, das können aber auch alle sein."
    Damit konkurriert das Unternehmen mit anderen Eltern um vorhandene Betreuungsplätze. Deshalb will das Familienministerium neue Plätze für unter dreijährige Kinder in neu eingerichteten Gruppen unterstützen. Förderfähig sind Ganztags-, Teilzeit- und Halbtagsplätze, und auch Plätze in 24-Stunden-Kitas. Insgesamt gibt es für Unternehmen während des Förderzeitraums - maximal zwei Jahre - bis zu 9.600 Euro pro Betreuungsplatz.