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Laubenbekenntnisse
Die Eisheiligen und der Schrebergarten

Von Jule Eikmann | 08.05.2016
    Hand pflückt eine Tomate
    Vielleicht klappt es mit der Tomatenaufzucht. (picture alliance / dpa / Foto: Uwe Anspach)
    Wenn man bereits im Februar das Ende des Winters nicht mehr abwarten kann, und meint, in Sachen Frühling ein bisschen nachhelfen zu können; wenn man dazu noch in einer nicht gerade sonnenverwöhnten Wohnung lebt, und trotzdem versucht, auf der Fensterbank Tomaten zu ziehen; dann kann man Mitte April ein Paar magersüchtiger Schnürsenkel sein Eigen nennen.
    Notiz an mich selbst: Das mit dem Tomaten-Ziehen lassen wir mal lieber.
    Schnürsenkel auf den Kompost, Jungpflanzen im Gartencenter gekauft.
    Jetzt muss es schließlich schnell gehen, die Sonne scheint ja schon, zwischendurch ein erfrischender Schluck Regen, beste Voraussetzungen, um groß stark zu werden.
    Kaum habe ich meine Schützlinge unter der Erde, nähert sich Gartennachbarin Vera auffällig unauffällig dem Zaun. Ob ich eigentlich die kalte Sophie kennen würde. Wen?
    - Na, die kalte Sophie. Eine der Eisheiligen.
    - Der Eis-was?
    Zitat Gartenlexikon:
    "Als Eisheilige werden die Gedenktage von verschiedenen Heiligen im Mai bezeichnet, an denen noch einmal Tiefsttemperaturen bis unter null Grad Celsius auftreten können."
    Und die kalte Sophie, die letzte Heilige, kommt am 15. Mai durch unsere Gefilde, alles klar. Aber ganz ehrlich: Ich sehe das nicht ein. Um mich rum summt und brummt es, ein bunter Blütenflor schmückt Tulpen, Küchenschelle, Vergissmeinnicht und auch die Apfelbäume geben gerade alles. Es wird keinen Winter mehr geben! Eisheilige bleiben gefälligst wo sie hingehören! Nix da "Die kalte Sophie macht alles hie”!
    Immerhin weiß auch Wikipedia:
    "Bei der Beurteilung der Bauernregel muss man auch die Klimaveränderung berücksichtigen: Die Regel mit den Eisheiligen wurde wahrscheinlich während einer mittelalterlichen Kaltperiode aufgestellt.”
    Die hat Vera wahrscheinlich noch persönlich miterlebt. Lebenslanges Trauma.
    Nein, Polarluft und Bodenfrost go home. Die einzigen Eisheiligen, die ich jetzt noch akzeptiere, sind drei Kugeln Zitrone, Vanille, Schoko. Eis nur noch in der Waffel. Und nicht auf dem Boden. In keinster Weise. Sorglose Grüße,
    Deine Petunia Pieper