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Jean-Michel Jarre wird 70
"Oxygène" und Laserharfe

Vor mehr als 40 Jahren landete er mit dem rein instrumentalen Album "Oxygène" einen Welterfolg. Seitdem gilt Jean-Michel Jarre als Pionier der elektronischen Musik. Synthesizer-Kompositionen und spektakuläre Live-Konzerte machten ihn berühmt.

Von Sabine Wachs | 24.08.2018
    Erfurt // 09.11.2011 // Messe Erfurt Jean Michel Jarre - Neue Fantastische Tour 2011 im Bild: Jean Michel Jarre Local Caption Jean Michel Jarre - Neue Fantastische Tour 2011
    Klangzauberer: Jean-Michel Jarre bei einem Konzert 2011 in Erfurt (imago stock&people)
    Fast jeder kennt dieses Stück. "Oxygène", genauer gesagt "Oxygène Part IV".
    Einer der Titel vom gleichnamigen Album, das den französische Musiker Jean-Michel Jarre 1977 weltbekannt machte. Mehr als zwölf Millionen Mal verkaufte sich diese Platte mit einer neuen Art von Musik: Elektronische Musik, komponiert und arrangiert mit dem Synthesizer. Fast wäre die Aufnahme nie veröffentlicht worden, erinnert sich Jean-Michel Jarre:
    "Das Album Oxygène wurde von so ziemlich allen Plattenfirmen abgelehnt. Sie konnten damit nichts anfangen. Es gab keinen Drummer, keinen Sänger. Und dann Stücke von zehn Minuten Länge. Das spielt kein Radiosender, haben sie gesagt. Am Ende hat es das kleine französische Label Dreyfus veröffentlicht und es wurde zu dem Erfolg, den wir heute kennen."
    Musik aus einem anderen Universum
    "Als ich Oxigène zum ersten Mal hörte, dachte ich, das kommt aus einem anderen Universum", erzählt der US-Musiker Moby auf dem YouTube-Kanal von Jean-Michel Jarre. Auf Jarres Album Electronica, das in zwei Teilen 2015 und 2016 erschien, ist Moby, zusammen mit 29 anderen Musikern zu hören. Viele von ihnen, erzählt Jarre, haben auch ihn selbst beeinflusst:
    "Moby, Pete Townshend, oder auch Hans Zimmer, das sind alles Menschen, die nicht viel gemeinsam haben. Aber sie sind alle passionierte Musiker."
    Meeresrauschen für Millionen
    Die, ähnlich wie Jarre mit dem Klang spielen. Der Pionier der Elektromusik lässt sich für seine Stücke immer wieder von der Natur inspirieren. Das Pfeifen des Windes, oder das Rauschen der Wellen macht Jarre zu Musik. Er nutzte als einer der ersten Samples, nahm Geräusche auf und arrangierte sie mit einem Computer neu.
    Nicht nur in der Musik, auch was seine Bühnenshow angeht, setzte Jarre neue Maßstäbe. Seine ersten Konzerte fanden unter freiem Himmel statt. Oft an außergewöhnlichen Orten. Sein Konzert vor La Défense in Paris am 14. Juli 1990 sahen mehr als zwei Millionen Menschen.
    Bis auf die Champs Élysées stand das Publikum. Das Konzert brachte Jarre einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde ein. Jarre spielte vor den Pyramiden von Gizeh, oder in Peking, in der Verbotenen Stadt.
    Die Hand im Laserstrahl
    Jedes Mal integrierte er die Umgebung in seine bombastischen Licht- und Lasershows: "Ich habe lange gezögert, ob ich mich der Malerei oder der Musik widme. Die elektronische Musik hat für mich viel mit der Malerei mit Sichtbarem zu tun. Deshalb haben meine Konzerte starke visuelle Elemente."
    Jarre machte die Laserharfe berühmt, eine Lichtinstallation, angeschlossen an einen Syntheziser. Auf seinen Konzerten ragen die grünen Strahlen wie die Saiten einer Harfe bis hoch in den Himmel. Mit der Hand zupft der Künstler die Laserstrahlen.
    Schwierige Vater-Sohn-Beziehung
    Mehr als 80 Millionen Tonträger hat Jarre bis heute verkauft. Er produziert Musik für Werbespots und schrieb, wie auch sein Vater, der berühmte Hollywood-Komponist Maurice Jarre, Filmmusik.
    Der verließ die Familie früh und machte Karriere in den USA. Ein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte Jean-Michel Jarre nie. Zurzeit klagt er vor dem Europäischen Gerichtshof in Straßburg gegen seine Enterbung. Trotzdem haben der Tod des Vaters 2009 und der Tod der Mutter ein Jahr später, den Künstler verändert: "Solange die Eltern da sind, gibt es eine Generation über dir und jetzt bin ich der nächste. Das hat mein Zeitempfinden verändert. Aber ich habe kein Problem mit dem Alter, denn ich habe die Chance zu arbeiten. So lange es meine Gesundheit zulässt. Es zwingt mich niemand in Rente zu gehen."
    Erst im Frühjahr hat Jean-Michel Jarre seine Electronica Welt-Tournee beendet. Der 70-Jährige sieht aus wie Mitte 50 und steckt voller Energie. Auf Twitter kündigt er bereits sein neues Album an: Planet Jarre soll am 14 .September 2018 erscheinen.