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Mobile World Congress
Das Handy und wie es die Welt sieht

Vor ein paar Jahren war es noch unvorstellbar, dass man ein Telefon durch Herumwischen auf dem Display bedienen kann. Denn bei kleinen Touchscreens kann die Fingerbedienung schwierig werden. Neue Interfaces auf dem Mobile World Congress in Barcelona setzen stattdessen auf Ultraschall und Eyetracking.

Von Manfred Kloiber | 26.02.2014
    Die Ultraschallsteuerung von Elliptic Labs erlaubt eine berührungslose Steuerung von elektronischen Geräten
    Die Ultraschallsteuerung von Elliptic Labs erlaubt eine berührungslose Steuerung von elektronischen Geräten (Elliptic Labs)
    Uhren mit eingebautem Touchscreendisplay - entweder als verlängerter Arm des Handys in der Handtasche - oder als eigenständiges Mobiltelefon sind der letzte Schrei auf dem Mobilfunkmarkt. Doch selbst wer feinmotorisch höchst begabt ist, hat auf den winzigen Displays seine Schwierigkeiten. Denn mit Tippen, Ziehen oder Wischen das richtige Menü aufzurufen oder gar eine E-Mail-Adresse einzugeben, das ist Millimeterarbeit. Die norwegische Firma Elliptic Labs will deshalb die Spielfläche sowohl der kleinen Wearables als auch die von Smartphones virtuell vergrößern. Und zwar mit Ultraschall, erklärt Geschäftsführerin Laila Danielsen:
    "Mit Ultraschall haben wir den Vorteil, dass Sie einen wirklich großen Interaktionsspielraum bekommen. Sie können 180 Grad um das Gerät herum agieren. Das ist sehr von Vorteil, denn Smartphones sind ja sehr klein und trotzdem vollgestopft mit Informationen. Und diese Technik hilft ihnen, schneller zu navigieren und Informationen abzurufen."
    So reagiert ein Handy mit Ultraschallsensor schon, wenn man nur mit der Hand in die Nähe kommt - der Bildschirm geht an und präsentiert sofort die wichtigsten Nachrichten. Der Sensor arbeitet dreidimensional - statt nur in der Ebene wie ein Touchscreen. So können etwa Funktionen in verschiedenen Applikationen durch Handbewegungen in unterschiedlichen Entfernungen vom Display aufgerufen werden. Doch neben den vielen Möglichkeiten für den Benutzer zählen für die Smartphone-Hersteller noch zwei andere Faktoren - die Kosten und der Energieverbrauch, sagt Laila Danielsen:
    Laila Danielson, Geschäftsführerin der norwegischen Firma Elliptic Labs in Oslo auf dem Mobile World Congress 2014
    Laila Danielson, Geschäftsführerin der norwegischen Firma Elliptic Labs in Oslo auf dem Mobile World Congress 2014 (Deutschlandradio / Manfred Kloiber)
    "Das einzige Bauteil, was sie noch hinzufügen müssen, ist ein Ultraschallsender. Denn als Empfänger können wir das standardmäßig eingebaute Mikrofon im Handy benutzen, da diese auch für Ultraschall sensibel sind. Und was den Sender angeht, reden wir über zehntel Cent. Und dann kommen noch die Softwarelizenzen obendrauf."
    Wie teuer die sind, verrät Laila Danielsen allerdings nicht - Geschäftsgeheimnis. Aber der Energieverbrauch, der sei marginal.
    Schau mir in die Augen, kleines Telefon!
    Ähnlich argumentiert auch Anders Bo Pedersen, dessen dänische Firma The Eye Tribe das Handy mit den Augen steuern will - per Eyetracking:
    "Das einzige neue Bauteil, das wir für den Einsatz unserer Software benötigen, ist eine infrarot-taugliche Kamera und eine Infrarot-LED als Strahler. Aber diese Sensoren sind nicht teuerer als die Kameras, die sowieso schon verbaut sind. Wir zeigen also, dass Eyetracking mit der bestehenden Technologie funktioniert."
    Und genauso wie bei der Ultraschall-Navigation stellt sich die Frage nach den Vorteilen der Augensteuerung gegenüber der klassischer Fingerwisch- und Tippsteuerung. Pedersen nennt Bequemlichkeit als Beispiel - etwa beim E-Book-Lesen:
    "Jedes Mal, wenn Sie eine Seite umblättern wollen, müssen sie mit den Fingern wischen. Und wenn sie durch den Text rollen, müssen sie die Finger schon wieder benutzen. Stellen Sie sich vor, sie halten das E-Book einfach nur fest. Zum Umblättern blicken sie einfach auf die rechte untere Ecke des Bildschirms. Und durch den Text rollen sie, in dem sie rauf und runter gucken. Dafür können sie Eyetracking benutzen."
    Auch Pedersens Firma will keine Sensoren liefern, sondern die Software, mit der das Handy solche aufwendigen Bildverarbeitungsprozesse berechnen kann.