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Musikerin Ayo
"Da steckt meine eigene Kultur drin"

Seit die in Köln geborene Sängerin Ayo 2006 ihr Debütalbum veröffentlichte, führte sie ein Nomadenleben zwischen Europa und den USA. Heute lebt die Mutter von zwei Kindern in Paris und hat ihr mittlerweile viertes Album veröffentlicht. Die Musik ist stark von ihrer Herkunft geprägt.

Von Christiane Rebmann | 11.03.2014
    "Ticket To the World” ist eine Art Sightseeing-Tour durch Ayos Leben. In sehr abwechslungsreicher musikalischer Verpackung berichtet die 33-Jährige über das, was ihr in den letzten Jahren widerfahren ist, als Musikerin und als Mutter eines 8-jährigen Sohnes und einer 3-jährigen Tochter. Die Familie ist ein wichtiges Thema für sie. Das Lied "Sister" hat sie den starken Frauen in ihrem Leben gewidmet, ihrer ehemals heroinsüchtigen Mutter etwa, die ihre Sucht überwand - sowie ihrer Schwester.
    "Weil ich meine Schwester als sehr starken Menschen empfinde, mit allen Schwächen. Ich denke, dass sie mit ihren Hindernissen sehr, sehr gut umgeht. Und dann aber wiederum haben mich andere Frauen inspiriert, auch Josephine Baker ist darin und eine Bekannte, die für mich Familie ist. Die Strophen sind verschiedenen Frauen gewidmet."
    Unterstützung holte sich die große schlanke Musikerin nicht nur bei den im Song genannten Sisters. In "Teach Love" bedankt sie sich bei dem US-amerikanischen Arzt und Psychiater Gerald Jampolsky - für sein esoterisches Lebensratgeberwerk "Teach only love - was heilt, ist die Liebe."
    "Es basiert auf einer wahren Geschichte. Dieser Mensch erzählt von seinen Erfahrungen. Er hat ein Projekt als Sozialarbeiter angefangen, mit sehr vielen Kindern. Er hat mit Menschen gearbeitet, die kurz vorm Tod sind. Es geht einfach um die Liebe an sich, um Momente im Leben, wo man diese Liebe auch besonders braucht. Und wie das erzählt ist, und diese Einfachheit, das ist ein super-super gutes Buch."
    "Meine Rhythmik, die ist afrikanisch"
    Auch im beschwingten "Hullaballoo" singt Ayo davon, dass sie danach strebt, ihr Leben einfacher zu gestalten, um mehr Klarheit zu gewinnen.
    "Das Lied ist einfach so Ayo schnell an der Gitarre. Ich meine, alle Lieder habe ich an der Gitarre geschrieben, aber dieses Lied, da steckt glaub ich auch meine eigene Kultur drin. Die Tatsache, dass mein Vater Afrikaner ist und meine Mutter Zigeunerin. Ich habe eine sehr besondere Art, die Gitarre zu spielen. Ich mach sehr viel mit dem kleinen Finger, was andere normalerweise nicht tun. Das machen viele Zigeuner. Das wusste ich ja früher gar nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht. Und dazu kommt: Meine Rhythmik, die ist afrikanisch."
    Erstaunlich, wie entspannt die Wahlpariserin Ayo mit dem verbotenen Wort Zigeuner umgeht.
    "Darf man das in Deutschland nicht benutzen? Absolut un-pc? Das wusste ich nicht, dass man das nicht sagen darf. Ich darf es sagen, das ist witzig."
    Die Musik profitiert von ihrer Herkunft
    Auch wenn sie heute darüber lachen kann - mit den Diskriminierungen während ihrer Kindheit in Köln kam sie nicht so gut zurecht.
    "Wir hatten immer so eine Klassenkasse, und irgendwann war mal so ein Skandal in der Klasse, ich glaub jemand hat die Kasse aufgebrochen oder geklaut. Und ich hatte immer das Gefühl, die Leute denken: Die ist ja Halbzigeunerin. Ich kam mir dann immer so beschuldigt vor. Mir wurde auf jeden Fall das Gefühl gegeben, dass ich es hätte sein können. Die Mutter ist Zigeunerin, der Vater ist Nigerianer, und sie ist ein Heimkind, das war dann so diese Mischung zusammen."
    Aus dem, was sich in ihrer Kindheit negativ auswirkte, hat sie längst etwas Positives gemacht. Mit ihrem vierten Album "Ticket To The World" beweist Ayo: Ihre Musik profitiert von ihrer ungewöhnlichen Herkunft.