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Nachbessern im Dialog

Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, hat Verständnis für die Proteste der Studierenden in Deutschland geäußert. Die Hochschulen seien bereit, mit den Studierenden über ihre teil berechtigten Anliegen zu sprechen.

Margret Wintermantel im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 13.11.2009
    Ulrike Burgwinkel: Diverse Streikaktionen bewegen die Hochschullandschaft bei uns schon die ganze Woche lang. Blockaden, Besetzungen und Demonstrationen ja an rund 40 verschiedenen Unis in 40 verschiedenen Stätten. Für eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulen, für bessere Studienbedingungen wird demonstriert, und das sind durchaus berechtigte Anliegen. Diese fanden denn auch breite Zustimmung. Verständnis für die Streikenden haben gestern zum Beispiel die Bundesforschungsministerin Annette Schavan und der Präsident der Kultusministerkonferenz Henry Tesch geäußert. Beide raten zur Umsetzung längst gefasster Beschlüsse. Heute nun bezieht die Hochschulrektorenkonferenz hier in "Campus & Karriere", jetzt die Präsidentin Margret Wintermantel, Position:

    Margret Wintermantel: Wir haben durchaus Verständnis dafür, dass die Studierenden sich um ihre Studienbedingungen kümmern und das auch formulieren. Ob das die richtige Form ist, das mit Besetzungen von Hörsälen und Seminarräumen zu tun, da habe ich so meine Zweifel. Aber wir würden uns wünschen, dass die Studierenden tatsächlich mit uns gemeinsam die Probleme, die sie haben in den Studiengängen und ihre Erwartungen, dass sie die doch sehr konkret machen, sodass wir wirklich gemeinsam die Dinge verbessern können.

    Burgwinkel: Also Sie denken im Dialog?

    Wintermantel: Das denke ich schon, ja.

    Burgwinkel: Haben die Demonstranten das nicht eigentlich auch, ja vielleicht Ihrer Meinung nach indirekt zu verstehen gegeben, aber sie haben Ihnen doch so ein bisschen auch einen Ball zugespielt.

    Wintermantel: Ja, also wenn Sie das so sehen wollen. Also ich meine schon, es wäre wichtig, dass die Studierenden tatsächlich mit ihren Professorinnen und Professoren ins Gespräch kommen und die berechtigten Anliegen - und es sind ja einige berechtigte Anliegen, zum Beispiel dass die Betreuungsrelation in unseren Hochschulen nicht besonders gut ist. Das ist so etwas, was tatsächlich auf den Punkt gebracht werden muss. Oder auch dass die Prüfungslast zu groß ist oder auch dass die Stoffdichte in manchen Studiengängen zu hoch ist. Also darüber muss man einfach sprechen. Und ich möchte einfach auch sagen, die Hochschulen, die Professorinnen und Professoren, sind ja bereit, mit den Studierenden zu sprechen.

    Burgwinkel: Die Dinge, die Sie gerade aufgezählt haben, haben irgendwo alle, glaube ich, auch mit der Bologna-Reform zu tun respektive deren Umsetzung. Das ist ja immer oder sagen wir immer noch ein ganz wichtiger Kritikpunkt auch jetzt bei den Bildungsstreikenden. Aber ist ja wohl nicht nur ein Kommunikationsproblem, oder?

    Wintermantel: Also man muss sich damit auseinandersetzen, dass es hier wirklich um eine tief greifende Reform aller Studiengänge handelt. Und dass eine solche Reform nicht in wenigen Jahren oder in wenigen Semestern zur Zufriedenheit aller umgesetzt werden kann, das ist einfach klar, das muss man eben auch sehen. Es sind internationale Verträge und es gibt große Chancen in dieser Bologna-Reform, und es gibt ja auch eine gestiegene Zufriedenheit der Studierenden inzwischen, die in den neuen Studiengängen studieren. Und wir müssen an den Stellen, wo tatsächlich Probleme bestehen, die müssen wir einfach beseitigen.

    Burgwinkel: Sie sprachen ja von teilweise durchaus berechtigten Forderungen der Studierenden und sehen selber auch konkret Nachbesserungsbedarf. Wie kann denn das aussehen im Dialog mit den Professoren von den einzelnen Hochschulen?

    Wintermantel: Nun, man kann ja noch mal sich mit den Studiengängen auseinandersetzen. Das passiert im Augenblick an vielen Hochschulen, dass die Studiengangsverantwortlichen, also die Professorinnen und Professoren in einem Studiengang, sich mit den Studierenden zusammensetzen und überlegen, wo sind denn hier jetzt irgendwie Verbesserungsnotwendigkeiten, wo muss einfach noch mal korrigiert werden, welche neue Prüfungsformen können wir finden, sodass eben nicht die Studierenden unerträgliche Prüfungslasten auf sich nehmen müssen. Also ich möchte noch mal deutlich sagen, wir haben eher doch flächendeckend Erfolge dieser Studienreform zu verzeichnen, aber wir haben eben an manchen Stellen auch noch Veränderungsbedarf, sodass die Ziele der Bologna-Reform erreicht werden.