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Obama in Kuba
Ein Tag der Premieren

Ein freundliches Lächeln und ein Handschlag zwischen den Staatsoberhäuptern der USA und Kubas markieren einen historischen Moment in der Geschichte beider Länder. In Havanna ist US-Präsident Barack Obama mit dem kubanischen Staatschef Raúl Castro zusammengekommen.

21.03.2016
    US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro beim Empfang mit militärischen Ehren im Präsidentenpalast in Havanna.
    US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro beim Empfang mit militärischen Ehren im Präsidentenpalast in Havanna. (picture alliance / dpa / Michael Reynolds)
    Es ist ein Besuch mit gleich mehreren Premieren. Nicht nur betrat erstmals ein US-Präsident den Palast der Revolution in Havanna, zum ersten Mal ertönte dort auch die Nationalhymne der Vereinigten Staaten. "Meine Vision ist, dass die Zukunft heller ist als die Vergangenheit", sagte Obama, der als erster US-Präsident seit 88 Jahren den Inselstaat in der Karibik besucht. Obama ist seit gestern in Kuba und umjubelt empfangen worden, berichtet ARD-Korrespondentin Anne-Katrin Mellmann im DLF.
    Im Anschluss an den Empfang mit militärischen Ehren zogen sich beide zu Gesprächen zurück. Beide Länder streben eine engere Zusammenarbeit an. Dazu gehöre auch die Meinungsfreiheit, sagte Obama bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Hauptstadt Havanna. In den Beziehungen zwischen Kuba und den USA werde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Obama kündigte weitere Schritte der Annäherung an - unter anderem die Aufnahme von Direktflügen noch in diesem Jahr.
    Das seit den 60er-Jahren geltende Wirtschaftsembargo der USA gegen das sozialistische Kuba wurde bereits nach und nach aufgeweicht. Kubas Staatschef Castro fordert, dass das US-Handelsembargo vollständig aufgehoben wird. Er will so mehr ausländische Investoren anlocken und vor allem durch mehr Touristen die staatlichen Einnahmen erhöhen. Castro bewertete die Entwicklung zwischen den beiden Ländern positiv. Allerdings hätten beide Seiten noch einen langen Weg vor sich. Beim Thema Demokratie und Meinungsfreiheit verbat sich Castro dagegen jede Einmischung. "Kuba braucht die USA mehr als umgekehrt in wirtschaftlicher Hinsicht. Es hat praktisch keine Verbündeten mehr", sagte der Kuba-Experte Henning Löwis im DLF. Auch die EU will ihre Beziehungen zu Kuba ausweiten. Außerdem fordert Castro, dass die USA den Stützpunkt Guántanamo auf Kuba zurückgeben. Der Marinestützpunkt der US Navy, zu dem auch das umstrittene Gefangenenlager zählt, steht seit 1903 unter US-Kontrolle.
    Breite Berichterstattung in den Medien
    Wie US-Präsident Obama bereits vor dem Treffen bekannt gab, ist ein Deal zwischen dem US-Konzern Google und den kubanischen Behörden. Google werde das drahtlose Internet und Breitbandverbindungen auf der Insel ausbauen, sagte Obama ohne weitere Details zu nennen.
    In den kubanischen und den US-Medien ist der Staatsbesuch das große Thema: "History in the making", Geschichte im Entstehungsprozess, titelte der US-Fernsehsender CNN. Von einem "pivotal moment", einem Wendepunkt sprach die "New York Times". Etwas nüchterner, aber ebenso umfangreich, berichteten die kubanischen Staatsmedien über den Besuch Obamas in Kuba.
    Am Rande des Besuchs des US-Präsidenten sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten etwa 180 Oppositionelle vorübergehend festgenommen worden. Inzwischen sind die meisten wieder frei. Elizardo Sánchez, Chef der verbotenen Kubanischen Kommission für Menschenrechte und Nationale Versöhnung berichtet: "Sie blieben bis zum späten Abend gestern im Arrest, einige wurden brutal geschlagen und haben geblutet." Auch ein Protest der "Damas de Blanco", Frauen in Weiß, war von der Polizei aufgelöst worden.
    Die kubanischen Behörden hätten die Oppositionellen aufgefordert, ihre Wohnungen bis zum Ende des Obama-Besuchs nicht zu verlassen, so Vertreter der Oppositionellen. Der Präsident wird noch bis morgen in Kuba bleiben.
    (pr/sima)