Montag, 06. Mai 2024

Archiv


Österreich bleibt ein Dopingsumpf

Zwei österreichische Athleten werden von der NADA als Wiederholungstäter in Sachen Doping behandelt. Susanne Pumper und Hannes Hempel müssen nun mit langen Sperren rechnen. Zudem wird der verurteilte ehemalige Ski-Verbands-Coach Walter Mayer Litauens neuer Nationaltrainer.

Von Heinz Peter Kreuzer | 04.05.2013
    Für staatliche Ermittler und Dopingjäger gelten sie als Wiederholungstäter. Sie selbst halten sich für Opfer einer Verschwörung. Die Rede ist von Triathlet Hannes Hempel, Langstreckenläuferin Susanne Pumper und Trainer Walter Mayer. Zuletzt war der Triathlet Hempel bei einer Trainingskontrolle im März positiv auf Doping getestet worden. Der 39 Jahre alte Kärntner fühlt sich unschuldig, verzichtet aber auf eine B-Probe. Er wolle kein Geld in einen aussichtslosen Kampf mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur Österreichs (NADA) investieren, begründet Hempel seinen Schritt. Der Ausdauersportler war schon einmal 2008 für vier Jahre wegen Dopings gesperrt worden, jetzt drohte ihm eine längere Sperre. Als Wiederholungstäterin wird auch Marathonläuferin Susanne Pumper behandelt.

    "Ich definiere mich jetzt ganz klar als Hobbyläuferin und genauso bin ich auch heute gelaufen. Es hat mir Spaß gemacht, wirklich Spaß gemacht und ich bin schon hergekommen, um eine Medaille zu holen. Sonst wäre ich nicht Meisterschaften gelaufen."

    "Die Hobbyläuferin mit Medaillenambitionen" nach ihrem beim Graz-Marathon 2010. Jetzt muss sie um ihre Marathon-Staatsmeistertitel von 2010 und 2011 bangen. Denn mittlerweile hat die NADA Pumper als Wiederholungstäterin für acht Jahre gesperrt. Die 42-Jährige war schon im Frühjahr 2008 zweimal positiv auf EPO getestet und deshalb für zwei Jahre gesperrt worden. Jetzt hat die Rechtskommission der NADA sie für schuldig befunden, dass sie Ende 2008 20.000 Einheiten Dyn-EPO und 30.000 Einheiten EPO zum Preis von 200 Euro erworben habe. Für Anti-Doping-Kämpfer Wilhelm Lilge, der den ersten Fall Pumper ins Rollen gebracht hatte, eine Premiere:

    "Wenn das Urteil bestätigt wird, dann hat sie doch jetzt in gewisser Weise Pionierarbeit geleistet. Das ist meiner Information nach eine Weltneuheit, dass ein wegen Dopings gesperrter Sportler, während der Dopingsperre beim Kauf von Dopingmitteln erwischt wird."

    Pumper bestreitet weiter die Vorwürfe. Ob sie Rechtsmittel einlegt, lässt sie jedoch noch offen. Sie will aber auf jeden Fall weiter Vorsitzende beim LLC Wien bleiben. Das wäre bei einer Verurteilung aber nicht möglich, denn eine Dopingsperre bezieht sich auch auf die Tätigkeit als Trainer, Betreuer oder Funktionär.

    Eine andere Dimension ist der Fall des Ski-Trainers Walter Mayer. Der stand schon im Mittelpunkt der olympischen Dopingskandale 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin. Jetzt verurteilte ihn das Wiener Oberlandesgericht zu einer 15-monatigen Bewährungsstrafe wegen Handels mit Dopingsubstanzen. Mayer hat dies immer vehement bestritten.

    "Ich habe mein Leben lang nicht Doping gedealt, in keinster Weise und auch nicht fortgereicht. Wenn die Ermittler sagen, ich hab Dopingmittel an noch auszuforschende Spitzensportler weitergegeben. Obwohl sie wissen, dass ich nicht mehr Kontakt zu ihnen gehabt habe, dann ist das für mich Verleumdung, lupenreine."

    Das Gericht befand ihn aber für schuldig. Mayer habe zwischen Dezember 2005 und Anfang 2009 Wachstumshormon-Präparate, anabole Steroide, EPO und Dyn-EPO in einer Menge erworben, die geeignet war, eine Gesundheitsgefährdung bei einer größeren Anzahl von Personen zu bewirken. Jetzt will Mayer vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.

    Trotz der Verurteilung ist der ehemalige Coach des Österreichischen Ski-Verbandes noch heiß begehrt und seine "Fachkenntnisse" werden anderenorts geschätzt. Mayer tritt Ende Mai einen neuen Trainerposten bei den litauischen Biathleten an. Wilhelm Lilge ist enttäuscht:

    "Aber es zeigt natürlich schon, den Umgang mit Sportlern, mit Trainern, in seinem Falle ist er erst vor kurzem rechtskräftig verurteilt worden als Dopingtrainer, das es hier keine Berührungsängste gibt, solche Leute auch noch weiterhin in maßgeblichen Funktionen zu installieren."

    Und Anti-Doping-Kämpfer Lilge wundert sich über die plötzliche Gesundung von Walter Mayer.
    "Aber zu Walter Mayer sei angemerkt, dass er vergangenes Jahr im Alter von 56 Jahren krankheitsbedingt beim österreichischen Bundesheer in Frühpension geschickt wurde. Das heißt, er wird seitdem vom Steuerzahler durchgefüttert, ist aber andererseits fit genug, einen hauptamtlichen Trainerjob, Nationaltrainerjob in Litauen anzutreten."

    Lilge ist überzeugt, dass Mayer immer noch über gute Beziehungen verfügt.

    "Ich denke auch, das ohne entsprechende Fürsprache von Verbandsseite ja gar nicht möglich gewesen wäre."

    Das heißt: Ganz so ernst, wird die Dopingbekämpfung nicht genommen, nur der Druck von außen zwingt die Österreicher zum Handeln.