Sonntag, 12. Mai 2024

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Russlands neuer Weltraumbahnhof
Wostotschny statt Baikonur

Unter Raumfahrtexperten hat der Name Baikonur einen magischen Klang: Von diesem Kosmodrom starteten Sputnik, der erste Satellit, und Juri Gagarin, der erste Mensch, ins All. Heute beginnen dort die Reisen der Besatzungen der Internationalen Raumstation.

Von Dirk Lorenzen | 12.07.2016
    Start einer Soyuz-Rakete in Baikonur
    Mit Menschen an Bord kann die Soyuz nur von Baikonur aus starten. (NASA)
    Doch die Tage von Baikonur sind gezählt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion liegt es in Kasachstan – und Russland muss für die Nutzung seines Weltraumbahnhofs pro Jahr mehr als 100 Millionen Euro bezahlen, rund fünf Prozent seines Raumfahrtbudgets. Daher wurde das neue Kosmodrom Wostotschny gebaut. Der Name bedeutet "der Östliche". Der Startplatz befindet sich fast 6.000 Kilometer östlich von Moskau.
    Die Gegend ist kaum besiedelt und nach Osten ist der Pazifik nicht weit. Somit können Raketen gefahrlos starten. Bei einem möglichen Unglück stürzten sie auf unbewohntes Gelände oder ins Meer. Der neue Weltraumbahnhof verfügt bisher nur über eine Startrampe, von der im April erstmals eine Soyuz-Rakete mit Satelliten ins All abgehoben hat. Flüge mit Menschen erfolgen weiterhin aus Baikonur.
    Denn von Wostotschny aus fiele eine Soyuz-Kapsel bei einer Notlandung womöglich in den Pazifik – diese Raumschiffe gehen allerdings sehr schnell unter. Zudem befindet sich der Startplatz so weit nördlich, dass er nicht von der ISS überflogen wird, was Flüge zur Station recht kompliziert macht.
    Russland baut derzeit die neue Angara-Rakete für das bemannte Raumschiff Federazija. Frühestens 2024 werden Menschen von Wostotschny aus ins All starten – mindestens so lange bleibt Baikonur noch in Betrieb.