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Schiedsrichter-Diskussion
Von Transparenz kann keine Rede sein

Transparenz und Fairness seien Dinge, die im deutschen Fußball offenbar überhaupt keine Rolle spielten, kommentiert Matthias Friebe im Dlf. Das zeige sich überdeutlich an den Dingen, die rund um das Schiedsrichterwesen seit Wochen diskutiert würden.

Von Matthias Friebe | 06.11.2017
    Schiedsrichter Harm Osmers zeigt den Videobeweis an und überprüft eine Elfmeter-Szene am Monitor.
    Das Krisenmanagement à la DFB lasse, wie schon häufiger, zu wünschen übrig, meint Matthias Friebe. (dpa/ picture alliance/ Thomas Eisenhuth)
    Größere Fairness, weniger Fehlentscheidungen und mehr Transparenz sollte die Einführung des Video-Beweises in der Bundesliga bringen. Nach einem Drittel der Saison zeigt sich, es wird noch mehr diskutiert, fairer und vor allem transparenter ist es auf dem Platz nicht geworden.
    Transparenz und Fairness sind obendrein Dinge, die im deutschen Fußball allgemein offenbar überhaupt keine Rolle spielen. Das zeigt sich überdeutlich an den Dingen, die rund um das Schiedsrichterwesen seit Wochen und besonders in den letzten Tagen diskutiert werden.
    Hellmut Krug, früher Schiedsrichtermanager, jetzt Projektleiter Video-Beweis beim DFB, stand und steht seit Wochen massiv in der Kritik. Die Vorwürfe: Günstlingswirtschaft und Machtmissbrauch. Am Wochenende folgten dann schier ungeheuerliche Anschuldigungen: Der Gelsenkirchener, der zu aktiven Zeiten nie ein Spiel des FC Schalke leiten durfte, soll als Supervisor aktiv auf den Video-Assistenten zu Gunsten der Schalker eingewirkt haben. Sollte das stimmen, wäre das ein Skandal erster Ordnung. Heute dann seine Absetzung als Projektleiter Video-Assistent. Zu groß die zeitliche Nähe, als dass man glaubhaft machen könnte, es würde nicht mit diesen Anschuldigungen zusammenhängen.
    Das Krisenmanagement im DFB lässt zu wünschen übrig
    Wie wenig man beim DFB aber nach wie vor von Transparenz hält, beweisen folgende drei Dinge:

    Erstens: Krug wird nicht gefeuert, er arbeitet weiter im Projekt. Hingegen bekommen Schiedsrichter wie Manuel Gräfe, die zuerst intern und dann auch öffentlich Missstände beklagen, die Pistole auf die Brust gesetzt und einen Maulkorb verpasst.
    Zweitens: Neuer Projektleiter ist Lutz Michael Fröhlich, der Schiedsrichter-Boss im DFB. Auch er ist längst nicht frei von Kritik, spätestens seit man offenbar ohne Kenntnis der DFB-Spitze die Videobeweis-Regeln anpasste und den Vereinen diese Neuerungen erst Wochen danach in einem Schreiben zur Kenntnis gegeben hat.
    Drittens: Genau diese Änderungen werden jetzt wieder kassiert. Der Brief sei "gegenstandslos" heißt es heute. Also, alles zurück auf Anfang. Als wäre die Verwirrung nicht schon groß genug.
    Immerhin hat man im DFB endlich die Wichtigkeit der Debatten erkannt und endlich befasst sich auch DFB-Chef Reinhard Grindel mit dem Thema Schiedsrichter und Video-Beweis. Das Krisenmanagement à la DFB lässt aber, wie schon häufiger, zu wünschen übrig. Von Transparenz kann weiter keine Rede sein, weder im Schiedsrichterwesen noch bei der Umsetzung des Video-Beweises.