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Sotschi
Ban gegen Diskriminierung von Homosexuellen

Kurz vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sotschi hat Ban Ki Moon als erster UNO-Generalsekretär auf einer IOC-Vollversammlung gesprochen und dabei für Aufregung gesorgt. Mit überraschend deutlichen Worten verurteilte der Diplomat aus Südkorea die Diskriminierung von Homosexuellen.

06.02.2014
    UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
    UN-Generalsekretär Ban und IOC-Präsident Bach beim olympischen Fackellauf (picture alliance / dpa)
    Die Worte Bans auf der 126. IOC-Vollversammlung waren ein Plädoyer gegen jedweder Diskriminierung. "Wir alle müssen unsere Stimme erheben gegen Attacken gegen Lesben, Schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Menschen. Wir müssen uns gegen die Verhaftungen, Gefängnisstrafen und diskriminierenden Einschränkungen wehren, die ihnen drohen", sagte der 69-Jährige. Damit kritisierte er indirekt auch Kremlchef Wladimir Putin und das russische Anti-Homosexuellen-Gesetz, das seit mehreren Monaten international für große Empörung sorgt.
    IOC-Präsident Thomas Bach bedankte sich bei Ban, dass er als erster UNO-Generalsekretär auf einer IOC-Session gesprochen habe. "Wir kämpfen gemeinsam für Gleichberechtigung, für Respekt vor Menschen und sind einig im Kampf gegen Diskriminierung."
    Offener Brief im "Guardian"
    In Russland gilt ein Verbot, in Gegenwart von Minderjährigen positiv über Homosexualität zu sprechen. Darauf stehen Geldstrafen. In letzter Zeit haben gewaltsame Übergriffe auf Homosexuelle in dem Land zugenommen. Einzelne Sportler, Künstler und Politiker hatten deshalb zum Boykott des Sportgroßereignisses aufgerufen. Vize-Regierungschef Dmitri Kosak versicherte, dass "bei den Spielen" niemand diskriminiert werde. Allerdings müssten Homosexuelle die Hände von Kindern lassen.
    Auch mehr als 200 Autoren verurteilten in einem in der britischen Zeitung "Guardian" veröffentlichten offenen Brief die russischen Homosexuellen- und Blasphemiegesetze, die als "Würgegriff" angeprangert werden. "Eine gesunde Demokratie muss die unabhängigen Stimmen aller ihrer Bürger hören", heißt es darin. Daher fordern die Unterzeichner die russische Regierung auf, die Gesetze, die eine "freie Meinungsäußerung außer Kraft setzen", wieder aufzuheben.
    Unterzeichnet wurde der Appell unter anderem von den Nobelpreisträgern Günter Grass, Wole Soyinka, Elfriede Jelinek und Orhan Pamuk. Weitere Unterstützer sind Salman Rushdie, Margaret Atwood und Jonathan Franzen.
    Die Olympischen Winterspiele in der Schwarzmeerstadt Sotschi beginnen am Freitag und enden am 23. Februar.