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Sportvermarktung
Chinesischer Groß-Investor übernimmt Infront

Fußball, Radsport, Wintersport - in aller Welt vermarktet die Schweizer Firma Infront Medien- und Sponsoringrechte von Sportveranstaltungen. Bekanntestes Gesicht des Unternehmens: Ex-Fußballer Günter Netzer. Jetzt übernimmt eine chinesische Investorengruppe Infront.

Von Ruth Kirchner | 10.02.2015
    Der ehemalige Fußball-Profi Günter Netzer
    Der ehemalige Fußball-Profi Günter Netzer (dpa / picture alliance / Daniel reinhardt)
    Die Wanda-Gruppe kauft den Schweizer Sportvermarkter für über eine Milliarde Euro von einer britischen Beteiligungsgesellschaft. Wanda wird dann 68 Prozent von Infront halten. Der Deal habe die Märkte beflügelt, sagte Wanda-Chef Wang Jianlin bei der Vertragsunterzeichnung in Peking.

    "Infront ist aber auch für sich selbst genommen eine gewinnbringende Firma und wird in Zukunft deutliche Gewinne machen."
    So wird erwaretet, dass Infront allein durch die Fußballweltmeisterschaften in Russland und Katar mehrere hundert Millionen Dollar einnehmen wird. Doch finanzielle Überlegungen allein waren es nicht, die Wang Jianlin, einen der reichsten Männer Chinas zu diesem Geschäft bewogen haben. Wanda betreibt seit einiger Zeit eine aggressive Expansionsstrategie im Ausland und will seinen Einfluss im internationalen Sportgeschäft ausbauen – just zu einer Zeit, in der Peking sich um die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 bewirbt und Gerüchte die Runde machen, China hoffe, die Fußballweltmeisterschaft 2026 ausrichten zu können. Wang Jianlin sagte, Infront sei am besten positioniert, China bei Bewerbungen um große Sportereignisse aktiv zu unterstützen. Und Experten pflichten ihm bei.
    "Der strategische Wert dieses Geschäfts ist deutlich größer als der Wert des Unternehmens, sagt Li Jingtao von der Tsinghua Universität. Damit können sich für China eine Reihe von internationalen Kooperationen entwickeln."
    Wanda ist derzeit Chinas größter Immobilienentwickler und besitzt eine der größten Kinoketten der Welt. Bereits im Januar hatte das Unternehmen sich für 45 Millionen Euro beim spanischen Fußballmeister Atletico Madrid eingekauft. Mit Infront öffnen sich für Wanda aber ganz neue Türen: Die Schweizer vermarkten neben Übertragungsrechten für Fußballweltmeisterschaften auch olympische Wintersportereignisse.

    Zudem zählen der DFB und der Italienische Fußballverband zu den Kunden wie auch eine Reihe europäischer Clubs und der Berlin-Marathon. Geführt wird Infront von Philippe Blatter, Neffe von Sepp Blatter, dem umstrittenen Fifa-Präsidenten. Auch wegen der Vergabe von Fußball-Übertragungsrechten an Infront war Sepp Blatter in der Vergangenheit in die Kritik geraten.