Samstag, 04. Mai 2024

Archiv


Vom schrillen Anarcho zum Allerwelts-Moderator

Kurt Krömer wird ab dem 18. August eine Late Night Show in der ARD bekommen. Schon in seiner ersten Fernsehshow vor acht Jahren äußerte der Comedian, dass sein Ziel die große ARD-Bühne ist. Nun hat sich sein Wunsch erfüllt, doch es bleibt abzuwarten, ob die beliebten Anarcho-Seiten des Kleinkünstlers erhalten bleiben werden.

Von Christoph Richter | 07.07.2012
    "Ick rasiere mich, wenn’s juckt, und nicht wegen der Optik oder so."

    Mit dunkelblauen Hosen und monströsen Hosenträgern, strahlend weißem Hemd, Dreitagebart und Wuschelfrisur schaut Kurt Krömer gar nicht lustig, eher ernst bis verkniffen ins Publikum. Während der Vorstellung zu seiner neuen "KRÖMER" Late Night Show, mit der er ab dem 18. August auf dem Bildschirm der ARD zu sehen ist.

    "Vielleicht bin ich ein bisschen erwachsener geworden."

    Deswegen hat er auch die schrillen Anzüge in die Altkleidersammlung gegeben. Mit der Rolle des schrägen Vogels, des Anarcho Auftritts Punks will Kurt Krömer nichts mehr zu tun haben. Stattdessen kommt der Typ Allerwelts-ARD-Moderator zum Vorschein. Eine Mischung aus Jörg Pilawa, Markus Lanz. Und Andreas Türck.

    "Wir sind ja Brüder, wir sind Zwillingsbrüder eigentlich. Dazu steh ich jetzt erst."

    Hier blitzt er noch mal auf: Sein Witz, die Bissigkeit, wofür Viele den Herrenausstatter Kurt Krömer so lieben.

    "Neukölln: Mein Geburtsbezirk. Wer bei Ihnen zuhause Neukölln nicht kennt, ich erkläre es noch mal ganz kurz. Neukölln ist ein Bezirk, wo 160 verschiedene Nationen zusammenleben. Äh, Entschuldigung 162. Letzte Woche ist ein Pärchen über mir eingezogen: Er ist Eskimo und sie kommt aus dem Fantasialand."

    Zu sehen ist die "KRÖMER" Late Night Show in der ARD samstags nach dem "Wort zum Sonntag". Das Konzept der 45-minütigen Show ist schnell erzählt: Es wird eine profane Gesprächssendung sein. Mit zwei, drei Gästen und politisch unkorrekten Einspielfilmchen, die aber lustig seien, wie Kurt Krömer extra betonen muss.

    "Das macht so ein bisschen die Filme aus, wo ich gesagt habe, ich möchte da hingehen, wo es wehtut und da auch drehen, wo man denkt, das darf man eigentlich nicht machen."

    Ob’s was zum Lachen gibt oder doch eher Fremdschämen angesagt ist, wird man sehen. Die Bühne ist ein schäbiges Wohnzimmer im 50er-Jahre Wirtschaftswunder-Ambiente. Aufgezeichnet im BERLINER ENSEMBLE am Schiffbauerdamm.

    "Ich möchte Live mit Theater verbinden, deswegen sind wir jetzt auch hier im BE und nicht mehr im sterilen Fernsehstudio."

    Angelegt wurde die "KRÖMER" Late Night Show auf erstmal acht Sendungen. So als ob man bei der ARD der Wundertüte Krömer doch nicht ganz über den Weg traue. Und ihm deswegen erst auch mal nur eine kleine überschaubare Probesendezeit einräumt. Am Ende darf man gespannt sein, wer das Armdrücken gewinnt: Der grinsende Anarcho Krömer oder die biedere Fernsehlangeweile ARD.

    "Macht's jut, Nachbarn. Ich muss nach Hause, ins Land der Fantasie."