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100.000 Dächer-Programm

Strom von der Sonne kann sich auch finanziell lohnen - das Energie-Einspeisegesetz mit 99 Pfennig Einspeisevergütung und das 100.000 Dächer-Programm der Bundesregierung machen es möglich. Dieser Umstand ist wohl der Grund dafür, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau derzeit mit Förderanträgen regelrecht überschwemmt wird. Im Frühjahr wurde die Bearbeitung solcher Anträge ausgesetzt, doch jetzt werden wieder Anträge genehmigt. Doch, wer sich für eine Photovoltaik-Anlage interessiert, muss viel Geduld mitbringen. Wie es derzeit um die Solarförderung steht, sagt Ihnen Jessica Sturmberg.

von Jessica Sturmberg | 22.08.2000
    Solardächer waren lange Zeit Markenzeichen von Hauseigentümern, denen das ökologische Bewusstsein ein paar Mark zusätzlich wert ist. Seit das Gesetz für Erneuerbare Energien in Kraft getreten ist, wird Solarstrom mit 99 Pfennig vergütet. Dadurch lohnen sich jetzt Fotovoltaikanlagen für viele Hauseigentümer. Solardächer liegen im Trend. Der saubere Strom ist nicht nur beliebt, er gilt mittlerweile auch als Stand der Technik. Ganze Solarsiedlungen entstehen zur Zeit. Zum Beispiel in Gelsenkirchen oder Hannover. Bei der nordrhein-westfälischen Energieagentur ist das Interesse an Beratung groß - Solarexperte Hermann-Josef Lohle:

    "Seitdem das erneuerbare Energiengesetz in Kraft getreten ist, haben wir wesentlich mehr Anfragen zum Thema Photovoltaik-Anlagen und bezüglich der Förderprogramme, wo man solche Anlagen herbekommt, wer solche Anlagen installieren kann, d.h. mittlerweile ist es halt so, dass solche Anlagen wirtschaftlich betrieben werden können und dadurch gewinnt man natürlich auch eine neue Klientel, d.h. Leute, die vielleicht zum einen schon eine gewisse Art von ökologischem Bewusstsein haben, aber die sich auch sicher sein können, am Ende mit solch einer Anlage Geld verdienen zu können."

    Waren es im vergangenen Jahr noch 3700 Hauseigentümer, die sich vom Bund ein Solardach fördern ließen, so haben seit Januar bereits 15.000 einen Antrag auf Förderung gestellt. Dafür sind weit mehr Mittel notwendig als für dieses Jahr im Bundeshaushalt vorgesehen sind. An eine Aufstockung des Programms wird im Bundeswirtschaftsministerium nicht nachgedacht. Das heißt: Springt kein Antragsteller mehr ab, reichen die eingeplanten 200 Millionen Mark in diesem Jahr nur für etwa ein Drittel der bislang eingegangenen Förderanträge. Berücksichtigt werden können demnach nur Anträge, die bis zum 28. März diesen Jahres bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau eingegangen sind. Wer sich jetzt um eine Förderung bemüht, muss sich in Geduld proben. Dazu äußerte sich Staatssekretär Alfred Tacke vom Bundeswirtschaftsministerium in der ARD:

    "Es lohnt sich auf jeden Fall einen Antrag zu stellen, man muss nur sehr deutlich sagen Bewilligung im nächsten Jahr, und für diejenigen, die sehr spät kommen im übernächsten Jahr. D.h. dies wird dauern und diese Warteschleife lässt sich nicht vermeiden. Wir haben auch und wir wollen auch das Programm auf mehrere Jahre anlegen, wir wollen kontinuierlich fördern. Und wir freuen uns natürlich über die große Nachfrage, aber es wird jetzt allen Beteiligten viel Geduld abverlangt."

    Wer nicht warten will, kann eine Fotovoltaik-Anlage installieren auch ohne die Förderbewilligung in der Hand zu halten. Solarexperte Hermann-Josef Lohle:

    "Man kann sobald man den Antrag bei der KfW eingereicht hat und sobald der Antrag eingegangen ist, zumindest mit dem Bau anfangen und das ganze über eine Zwischenfinanzierung realisieren. Das geben die Richtlinien des 100.000-Dächer-Programms her. Im Normalfall ist es so, dass man bei Förderprogrammen immer sagt, man kann nicht mit dem Bau beginnen, bevor man einen bewilligten Bescheid bekommen hat. Aber hier ist man den Leuten entgegengekommen und macht dieses möglich, dass man anfangen kann."

    Obwohl die Neuauflage im 100.000-Dächer-Programm zwar deutlich schlechtere Konditionen aufweist als das bisherige Programm - in Kombination mit der garantierten Einspeisevergütung von 99 Pfennig pro Kilowattstunde reißt das Interesse nicht ab. Die noch junge Fotovoltaik-Industrie war auf die sprunghaft angestiegene Nachfrage nicht vorbereitet. Unternehmen wie die Bonner SolarWorld AG kamen mit der Produktion kaum nach. Vorstandssprecher Frank Aspeck:

    "Also die Nachfrage ist natürlich bedingt dadurch, dass der Haushalt es nur in Schüben quasi genehmigen kann. Aufgrund der großen Nachfrage ist die Nachfragebefriedigung auch relativ schwierig und kann sich nur diesen Schüben anpassen. Das ist eigentlich keine schöne Entwicklung, weil wir natürlich unsere Produktionsanlagen kontinuierlich auslasten wollen."

    Kurzfristig könnte sich daher die erhöhte Nachfrage auf die Preise niederschlagen.

    "Die künftige Preisentwicklung ist natürlich jetzt über den Gesamtmarkt gesehen ein bisschen anziehend, das ist klar, aber das motiviert wiederum die Industrie mehr zu produzieren. (...) Und danach wird tendenziell der Preis sinken, es werden mehr Mitbewerber auf den Markt kommen, die auch produzieren. Ausländische Firmen werden hier nach Deutschland in den guten Markt verkaufen wollen. Dadurch wird der Preis wieder tendenziell sinken, wenn man den technischen Fortschritt sieht."

    Und das ist langfristig auch wichtig. Denn der Gesetzgeber sieht vor, ab 2002 die garantierte Einspeisevergütung von 99 Pfennig pro Jahr um 5 Prozent wieder zu senken. Solarstrom soll sich langfristig auch ohne Förderung rechnen.