An meine deutschen Mitbürger! Deutschland ist in Gefahr, durch die Auseinandersetzungen zwischen West und Ost auf ewig zerrissen zu werden.. Es bedarf einer demonstrativen Aktion, um alle Deutschen zum Einsatz für die Wiedervereinigung aufzurufen. Deshalb habe ich am Jahrestag des 20. Juli einen entschlossenen Schritt getan und die Verbindung zu den Deutschen im Osten aufgenommen...Kluge und politisch erfahrene Männer haben mir in jüngsten Gesprächen ihre Überzeugung bestätigt, dass die Deutschland-Politik in eine Sackgasse geraten ist. Andererseits hat der Kirchentag in Leipzig erwiesen, dass es noch Möglichkeiten für eine Wiedervereinigung gibt. Diese müssen zumindest versucht werden.
Es war die Zeit des Kalten Krieges. Es ging um die Einbindung der Bundesrepublik in den Westen und die Aufstellung deutscher Soldaten im Rahmen der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft. Sowjetunion und DDR konterten mit einer massiven Kampagne für die Einheit und Neutralisierung Deutschlands. Otto John zählte zu den Gegnern der rigorosen Westpolitik Adenauers, seine Widersacher machte er unter ehemaligen Nazis und alten Wehrmachtsgeneralen aus, deren Einfluss er wachsen sah. Johns Übertritt in den Osten hatte daher eine innere Logik, seine öffentlichen Erklärungen folgten dem Propagandaschema Ost-Berlins
Die Amerikaner brauchen zu ihrem Krieg gegen den Osten deutsche Soldaten. Dafür sind ihnen selbstverständlich vor allem diejenigen willkommen, die aus der deutschen Katastrophe nicht nur nichts gelernt haben, sondern seitdem nur auf die Stunde warten, in der sie für die Niederlage von 1945 Rache nehmen können. Deshalb sind in der Bundesrepublik die wildesten Nazis und Militaristen wieder hoffähig gemacht worden.
Umso überraschter war die Öffentlichkeit, als John nur eineinhalb Jahre später, am 12. Dezember 1955, aus Ost-Berlin in den Westen zurückkehrte. Dazu die entsprechende Meldung aus dem DDR-Rundfunk.
Herr Dr. Otto John, ehemaliger Präsident des Bonner Amtes für Verfassungsschutz, dem am 20. Juli 1954 Asylrecht in der Deutschen Demokratischen Republik gewährt wurde, hat die DDR verlassen. Dr. John hatte sich schon wiederholt dahingehend geäußert, dass er gedenke, in Westdeutschland den Kampf gegen den Neonazismus zu führen.
Wenige Tage nach seiner Rückkehr wurde John verhaftet, ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Ein Jahr später verurteilte man ihn zu vier Jahren Zuchthaus wegen "landesverräterischer Fälschung in Tateinheit mit landesverräterischer Konspiration", von Geheimnisverrat war der Bundesgerichtshof nicht ausgegangen.
Soweit die reinen Fakten des Falles. Dahinter verbirgt sich allerdings die Problematik einer vielschichtige Persönlichkeit. Schon vor seinem Übertritt nach Ost-Berlin wurde Otto John als labil und eigenwillig beschrieben. Unmittelbar nach seiner Rückkehr bis zu seinem Tode 1997 erklärte er, nicht freiwillig in die DDR gegangen, sondern betäubt und dorthin entführt worden zu sein. Auch sei er 17 Monate später von dort auf abenteuerliche Weise zurück in den Westen geflohen.
Die Öffnung der Akten der DDR – Staatssicherheit und des sowjetische KGB sowie Äußerungen damals beteiligter Moskauer Geheimdienstoffiziere brachten nach der Wende zumindest teilweise Klarheit. Sie bestätigten Johns Charakterbild und machten deutlich, dass John zwar freiwillig in die DDR gegangen, aber nicht ganz freiwillig dort geblieben war Man hatte ihn nicht "umdrehen", also als Agent für die andere Seite arbeiten lassen, gleichwohl aber als Werkzeug östlicher Propaganda für ein neutrales, antifaschistisches und antimilitaristisches Gesamtdeutschland benutzen können. Als sich das nicht durchsetzen ließ, verlor man auch das Interesse an Otto John. Niemand hinderte ihn, als dieser sich wieder dem Westen zuwandte. So blieben letztlich die zahlreichen Versuche Johns um eine Wiederaufnahme seines Verfahrens vergeblich, zuletzt scheiterte er 1995 aus Mangel an Beweisen vor dem Berliner Kammergericht. Heute weiß man: Otto John war nie ein Entführter, aber ein gewaltig Verführter.
Es war die Zeit des Kalten Krieges. Es ging um die Einbindung der Bundesrepublik in den Westen und die Aufstellung deutscher Soldaten im Rahmen der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft. Sowjetunion und DDR konterten mit einer massiven Kampagne für die Einheit und Neutralisierung Deutschlands. Otto John zählte zu den Gegnern der rigorosen Westpolitik Adenauers, seine Widersacher machte er unter ehemaligen Nazis und alten Wehrmachtsgeneralen aus, deren Einfluss er wachsen sah. Johns Übertritt in den Osten hatte daher eine innere Logik, seine öffentlichen Erklärungen folgten dem Propagandaschema Ost-Berlins
Die Amerikaner brauchen zu ihrem Krieg gegen den Osten deutsche Soldaten. Dafür sind ihnen selbstverständlich vor allem diejenigen willkommen, die aus der deutschen Katastrophe nicht nur nichts gelernt haben, sondern seitdem nur auf die Stunde warten, in der sie für die Niederlage von 1945 Rache nehmen können. Deshalb sind in der Bundesrepublik die wildesten Nazis und Militaristen wieder hoffähig gemacht worden.
Umso überraschter war die Öffentlichkeit, als John nur eineinhalb Jahre später, am 12. Dezember 1955, aus Ost-Berlin in den Westen zurückkehrte. Dazu die entsprechende Meldung aus dem DDR-Rundfunk.
Herr Dr. Otto John, ehemaliger Präsident des Bonner Amtes für Verfassungsschutz, dem am 20. Juli 1954 Asylrecht in der Deutschen Demokratischen Republik gewährt wurde, hat die DDR verlassen. Dr. John hatte sich schon wiederholt dahingehend geäußert, dass er gedenke, in Westdeutschland den Kampf gegen den Neonazismus zu führen.
Wenige Tage nach seiner Rückkehr wurde John verhaftet, ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Ein Jahr später verurteilte man ihn zu vier Jahren Zuchthaus wegen "landesverräterischer Fälschung in Tateinheit mit landesverräterischer Konspiration", von Geheimnisverrat war der Bundesgerichtshof nicht ausgegangen.
Soweit die reinen Fakten des Falles. Dahinter verbirgt sich allerdings die Problematik einer vielschichtige Persönlichkeit. Schon vor seinem Übertritt nach Ost-Berlin wurde Otto John als labil und eigenwillig beschrieben. Unmittelbar nach seiner Rückkehr bis zu seinem Tode 1997 erklärte er, nicht freiwillig in die DDR gegangen, sondern betäubt und dorthin entführt worden zu sein. Auch sei er 17 Monate später von dort auf abenteuerliche Weise zurück in den Westen geflohen.
Die Öffnung der Akten der DDR – Staatssicherheit und des sowjetische KGB sowie Äußerungen damals beteiligter Moskauer Geheimdienstoffiziere brachten nach der Wende zumindest teilweise Klarheit. Sie bestätigten Johns Charakterbild und machten deutlich, dass John zwar freiwillig in die DDR gegangen, aber nicht ganz freiwillig dort geblieben war Man hatte ihn nicht "umdrehen", also als Agent für die andere Seite arbeiten lassen, gleichwohl aber als Werkzeug östlicher Propaganda für ein neutrales, antifaschistisches und antimilitaristisches Gesamtdeutschland benutzen können. Als sich das nicht durchsetzen ließ, verlor man auch das Interesse an Otto John. Niemand hinderte ihn, als dieser sich wieder dem Westen zuwandte. So blieben letztlich die zahlreichen Versuche Johns um eine Wiederaufnahme seines Verfahrens vergeblich, zuletzt scheiterte er 1995 aus Mangel an Beweisen vor dem Berliner Kammergericht. Heute weiß man: Otto John war nie ein Entführter, aber ein gewaltig Verführter.