Dies verbindet man mit der gewachsenen Mentalität: Eine durch nichts zu erschütternde Gelassenheit und ein hellwacher Widerspruchsgeist gegen alles, was "die da oben" dem Land überstülpen wollen. Solche Überzeugungen sind noch heute hellwach.
Sie gehen zurück auf die Entwicklung der Stadt in der Adenauerzeit: Eine kleine Stadt am Rhein ist plötzlich Gastgeberin von Dienstleistern der Diplomatie aus der ganzen Welt. Und die fühlen sich - allen Unkenrufen gegen deutsche Lebensart zum Trotz - pudelwohl in der kleinen Metropole.
Heute stehen die ehemaligen Prunkvillen leer oder wurden an Privatleute verkauft. Allein der Geist hallt nach - und steht im ungelösten Widerspruch zu jenen Eigenschaften, die man Bonn ebenfalls nachsagt: Als Beamtenstadt etwas verschlafen, weit entfernt von der Mentalität der Metropolen, etwas satt vom Völle-Gefühl jahrzehntelanger Repräsentanz.
Der Schriftsteller John le Carré, der mehrere Jahre in Bonn verbrachte, kreierte den unsterblichen Satz: "In Bonn sind selbst die Fliegen verbeamtet." Und Bonn heute? Wie schlägt es sich mit seinen Schwerpunktthemen Politik, Beethoven und Landschaftspflege? " Wer ist die Schönste im ganzen Land? Bonn - 25 Jahre nach dem Hauptstadtbeschluss" - Thema im Wochenendjournal."
