Donnerstag, 09. Mai 2024

5. Tag in Folge Kundgebungen in Deutschland
30.000 Menschen bei Protest in Köln gegen Erstarken der AfD

In Köln haben rund 30.000 Menschen gegen Rechtsextremismus und das Erstarken der AfD demonstriert. Dies teilte die Polizei am Abend mit. Den fünften Tag in Folge versammelten sich damit tausende Menschen in verschiedenen Städten.

17.01.2024
    Demonstranten stehen auf dem Heumarkt in Köln. Zahlreiche Menschen sind zu einer Demonstration des "Bündnisses gegen Rassismus" in Köln zusammengekommen .
    Demonstration des "Bündnisses gegen Rassismus" in Köln (dpa / Oliver Berg)
    Vorausgegangen waren die Enthüllungen über ein konspiratives Treffen zur Vertreibung von Menschen mit einem Migrationshintergrund aus Deutschland im Fall eines Wahlsiegs. Zu der Kundgebung hatte ein Bündnis aus mehreren Gruppen aufgerufen. In Schwerin gab es gestern eine ähnliche Demonstration. Hier sprach die Polizei von rund 1.600 Teilnehmern. Vergleichbare Versammlungen gab es in den vergangenen Tagen bereits unter anderem in Hamburg, Potsdam, Berlin, Leipzig, Augsburg und Duisburg.
    Bundeskanzler Scholz begrüßte die Demonstrationen. Er sei dankbar dafür, dass Zehntausende in diesen Tagen überall in Deutschland auf die Straße gingen gegen Rassismus, Hetze und für die freiheitliche Demokratie, teilte er auf X mit. Das mache Mut und zeige: "Wir Demokratinnen und Demokraten sind viele - viel mehr als diejenigen, die spalten wollen." Auch Grünen-Fraktionschefin Dröge, die in ihren Wahlkreis in Köln hat, sprach von einem starken und wichtigen Zeichen. Sie sei stolz auf ihre Stadt, teilte sich auf dem Kurznachrichtendienst Threads mit.

    Correctiv kündigt neue Details für den Abend an

    Die Demonstrationen sind eine Reaktion auf Recherchen des Mediums "Correctiv" über ein rechtsextremes Treffen in Potsdam, an dem auch Politiker der in Umfragen zunehmend stärkeren AfD beteiligt waren. Dort wurde darüber beraten, wie man nach einem Wahlsieg Menschen mit einem Migrationshintergrund sowie politisch Missliebige und Andersdenkende, die sich etwa in der Flüchtlingshilfe engagieren, aus Deutschland vertreiben könnte. Heute Abend will "Correctiv" seine Recherche im Berliner Ensemble präsentieren. Bei einer szenischen Lesung in dem Theaterhaus sollen auch einige neue Details bekanntgegeben werden, wie das gemeinnützige Netzwerk mitteilte.
    Regisseur der Aufführung ist Kay Voges, der Intendant des Volkstheaters Wien. Er sagte dem Deutschlandfunk Kultur, die Lesung sei sowohl Theater als auch Journalismus. Sie beruhe auf Gedächtnisprotokollen des Rechtsextremen-Treffens, mache aber auch von der Kunstfreiheit Gebrauch. Bereits für den frühen Abend ist eine Demonstration gegen Rechts am Roten Rathaus in Berlin angekündigt.
    Weitere Demos am Wochenende unter anderem mit Udo Lindenberg
    Auch in den nächsten Tagen und am kommenden Wochenende sind bundesweit viele Kundgebungen gegen Rechts geplant. Für Freitag ruft etwa in Hamburg ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Kulturschaffenden, Wirtschaftsverbänden und Vereinen zu einer Großdemo auf. Daran will nach Medienberichten auch Rockmusiker Udo Lindenberg teilnehmen.
    Am Samstag soll es in Frankfurt am Main, Erfurt, Braunschweig und zahlreichen weiteren Städten Demonstrationen geben. Für Sonntag hat in München ein Bündnis von mehr als 130 Organisationen zu einer Veranstaltung unter dem Motto "Gemeinsam gegen Rechts - Für Demokratie und Vielfalt" aufgerufen. Beteiligt sind unter anderem die Initiative "München ist bunt", Fridays for Future, das NS-Dokumentationszentrum, Theater, Museen, Gewerkschaften und Parteien.
    Diese Nachricht wurde am 17.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.