Dienstag, 19. März 2024

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445. Geburtstag des Jesuiten-Astronomen
Christoph Scheiner, die Sonnenflecken und Galilei

Zu den fast vergessenen Stars der Himmelskunde zählt Christoph Scheiner. Vor 445 Jahren kam er in Markt Wald in Schwaben zur Welt. Nach dem Besuch einer Jesuitenschule trat er dem Orden bei und widmete sich viel der Astronomie.

Von Dirk Lorenzen | 25.07.2020
Von 1610 an war Christoph Scheiner für einige Jahre Professor in Ingolstadt. Er baute als erster ein Teleskop mit dem optischen Aufbau, den Johannes Kepler vorgeschlagen hatte. Bei so einem Instrument steht das Bild auf dem Kopf, was aber bei Himmelsbeobachtungen keine Rolle spielt.
Christoph Scheiner beobachtete die Flecken auf der Sonne und bestimmte mit ihrer Hilfe die Rotationsdauer und die Achsenneigung unseres Sterns. Er war sicher nicht der Entdecker der Sonnenflecken, aber vor ihm hat sich kaum jemand so intensiv mit ihnen beschäftigt.
Erbitterter Prioritätenstreit um die Sonnenflecken
Mit Galileo Galilei geriet Scheiner in einen erbitterten Prioritätenstreit um die Sonnenflecken. Die beiden waren sich in herzlicher Abneigung verbunden, weil der Jesuit das neue Weltbild mit der Sonne im Zentrum des Planetensystems ablehnte.
Während des großen Prozesses gegen Galilei war Christoph Scheiner in Rom. Den Gerichtsakten zufolge hat er im Verfahren aber keine wichtige Rolle gespielt.
Der Astronom Christoph Scheiner (1575-1650) mit Teleskop und Sonnenfleckenzeichnung
Der Astronom Christoph Scheiner (1575-1650) mit Teleskop und Sonnenfleckenzeichnung (Scheiner)
Scheiner hat sich zudem viel mit atmosphärischen Phänomenen und der Anatomie des Auges beschäftigt. Er erkannte, dass auf der Netzhaut das Bild auf dem Kopf steht.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Christoph Scheiner im schlesischen Neisse. 1650 ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.