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50 Jahre Club of Rome
Der kritische Blick auf das Wachstum

Als der Club of Rome 1972 vor einem Ende der weltweiten Ressourcen warnte, schlug das ein wie eine Bombe. 50 Jahre nach seiner Gründung kehrte der Club nach Rom zurück - und fordert weiterhin noch eine Abkehr vom materialistischen Egoismus.

Von Jan-Christoph Kitzler | 17.10.2018
    Der Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit mit dem Titel "Die Grenzen des Wachstums" steht auf einem Tisch
    1972 veröffentlichte Dennis Maedows unter dem Titel "Die Grenzen des Wachstums" seinen Bericht zur Lage der Menschheit (dpa / Sebastian Kahnert)
    Seit 50 Jahren schon kämpft der Club of Rome für die Rettung des Planeten, setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung ein – zum Jubiläum treffen sich die Mitglieder am Ort, wo alles begann. Das erste Papier der Experten aus verschiedenen Disziplinen mit dem Titel "Die Grenzen des Wachstums" schlug 1972 ein wie eine Bombe – auch wenn die Szenarien über die Endlichkeit der weltweiten Ressourcen nicht eingetreten sind, wie befürchtet. Aber die Forderungen sind immer noch hoch aktuell, sagt Ernst Ulrich von Weizsäcker, seit 2012 Ko-Präsident des Club of Rome:
    "In einer Welt, in der die Kapitalrendite alles bestimmt, hat der Umweltschutz überhaupt keine Chance. Es muss endlich in die Köpfe, dass die Dogmatisierung der Kapitalrendite ein Schaden für die Zivilisation und für unsere Enkel ist."

    So fordern die Mitglieder des Club of Rome nicht nur ressourcenschonendes Wirtschaften, sondern auch nachhaltige Investitionen. Vor 50 Jahren, als der Club gegründet wurde, spielte der Klimawandel noch keine Rolle. Heute fordern die Mitglieder eine neue Aufklärung, der Mensch müsse den materialistischen Egoismus überwinden. Das hat nicht immer unbedingt damit zu tun, dass der Einzelne sich einschränken muss, sagt Mariana Bozesan, Investorin und Mitglied im Club of Rome:
    "Wir, individuell müssen uns nicht einschränken. Wir müssen nur ein bisschen aufpassen und die Verantwortung übernehmen für die kleinen Sachen, die wir jeden Tag machen. Ich glaube insgesamt, wenn jeder für sich seinen Beitrag leistet, dann wird es insgesamt für die Erde gut ausgehen. Ich glaube, wer sich einschränken muss, sind die großen Industrien, die unabhängig vom Wohlstand des Menschen und der Natur die Luft verpesten und nur finanziellen Interessen nachgehen."
    Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Club of Rome International
    Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Club of Rome International (picture alliance / dpa / Sebastian Gollnow)
    Chancen liegen auch im Internet
    Doch die Unternehmerin sieht auch Chancen, die in der technischen Entwicklung liegen. Der Wohlstand könne wachsen, gleichzeitig müssten die Menschen weniger arbeiten und könnten in ihrer Freizeit die Welt zu einem besseren Ort machen. In den nächsten sieben Jahren würden weitere vier Milliarden Menschen Zugang zum Internet bekommen. Das setzt viele Ressourcen frei, das schafft Arbeit und Investitionen, sagt Mariana Bozesan:
    "Wie kann man diese neue Wirtschaft, die aufgebaut wird, nachhaltig machen. Und das ist unsere Aufgabe, das ist das, was wir uns auf unsere Fahne geschrieben haben. Wenn Sie sich die Investorenlandschaft angucken, dann werden Sie feststellen, dass 26 Prozent aller Assets, also aller Gelder, die weltweit investiert werden, bereits mit Nachhaltigkeitskriterien investiert werden. Also: Wir haben es kapiert."
    Das gilt zumindest für einen Teil der Investitionen. Doch auch Ernst Ulrich von Weizsäcker, der gelernte Naturwissenschaftler, meint dass der Planet noch zu retten ist. Allerdings bereiten jüngste Entwicklungen dem 79-Jährigen Sorgen:
    "Ich bin sehr optimistisch, dass man das kann. Ich sehe natürlich, dass die reine Finanzglobalisierung sehr viele Leute erschreckt hat, in Deutschland, in Amerika und an anderen Stellen. Und dass wir heute dafür sorgen müssen, dass über dem Ärger über die Finanzglobalisierung nicht auf einmal alte, dumme Muster von Nationalismus entstehen. Denn die lösen ja nicht ein einziges Problem."
    Nur gemeinsam können wir den Planeten retten, sagt von Weizsäcker. Deshalb ist es gut, dass so viele Staaten die Klimaziele von Paris teilen, dass sich die Staatengemeinschaft auf 17 Entwicklungsziele bis 2030 geeinigt hat.
    Doch für den Club of Rome, als Mahner, als Impulsgeber bleibt immer noch viel zu tun. Auch 50 Jahre nach seiner Gründung sind seine Ziele höchst aktuell.