Freitag, 03. Mai 2024

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50 Jahre Wembley-Tor
"Nicht im Tor! Kein Tor!"

Es ist bis heute das umstrittenste Tor der Fußball-Geschichte. 30. Juli 1966, Londoner Wembley-Stadion: Im WM-Endspiel zwischen England und Deutschland trifft Geoff Hurst zum 3:2. Doch war der Ball wirklich drin? 50 Jahre danach erzählt Ex-Nationalspieler Wolfgang Weber im Sportgespräch über diese eine Szene, die ihm noch heute allgegenwärtig ist.

Wolfgang Weber im Gespräch mit Matthias Friebe. | 31.07.2016
    Beschreibung: Fußball-WM 1966 - Finale - England - Deutschland 4:2 n.V. - Szene direkt nach dem Wembley-Tor: Wolfgang Weber (DEU, vorne) köpft den Ball über das Tor, rechts hinter ihm Roger Hunt und Geoff Hurst (beide ENG)
    Szene direkt nach dem Wembley-Tor 1966: Wolfgang Weber (v.) köpft den Ball über das Tor, rechts hinter ihm Roger Hunt und Geoff Hurst (picture alliance / Karl Schnoerrer)
    "Der 30. Juli 1966 war der größte und schlimmste Tag meiner Karriere", erinnert sich Wolfgang Weber, Ex-Nationalspieler und früherer Vorstopper des 1. FC Köln im Sportgespräch. "Zur Verlängerung im WM-Finale ist es ja nur gekommen, weil ich der glückliche Schütze zum 2:2 in der allerletzten Aktion der regulären Spielzeit war. Und dann fiel in der Verlängerung dieses Tor, was kein Tor war."
    Fußball-WM 1966 - Finale - England - Deutschland 4:2 n.V. - Wolfgang Weber (l, DEU) und Roger Hunt (ENG).
    Aktion von Wolfgang Weber im WM-Finale 1996 im Londoner Wembleystadion, der Engländer Roger Hunt schaut zu. (picture alliance / Karl Schnoerrer)
    Der Ball prallte von der Unterkante der Latte auf die Torlinie, Weber köpfte ihn dann zur Ecke. "Ich habe felsenfest daran geglaubt, dass der Ball nie und nimmer hinter der Torlinie gewesen sein konnte." Der 72-Jährige äußerte den Wunsch, "wir hätten damals schon das Hawkeye gehabt."
    Keine Vorwürfe an den Schiedsrichter
    Dem Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst möchte Weber keinen Vorwurf machen. Er habe aus seiner Position nicht sehen können, ob der Ball drin gewesen sei oder nicht. Nach Rücksprache mit seinem sowjetischen Linienrichter Tofik Bachramow entschied der Referee aber auf Tor und 3:2 für England. "Ich weiß nicht, was den Herrn Bachramow da bewegt hat. Eine so schwer wiegende Entscheidung kann nur gefällt werden, wenn er in Höhe der Eckfahne gestanden hätte." Er habe aber 12 bis 13 Meter im Feld gestanden.
    Der frühere Fußball-Nationalspieler Wolfgang Weber posiert am 24.06.2014 in Köln (Nordrhein-Westfalen). Weber hatte mit seinem Treffer am 30.07.1966 in der 90. Minute des WM-Finales gegen England die Verlängerung ermöglicht.
    Der frühere Fußball-Nationalspieler Wolfgang Weber (picture alliance / dpa Henning Kaiser)
    "Tolles Erlebnis"
    "Für uns war das Finale dennoch ein tolles Erlebnis. Ich glaube auch, wir haben Deutschland bei diesem Turnier gut vertreten. Und dadurch, dass dieses ominöse Tor gefallen ist, hat es einen besonderen Stellenwert im Fußball-Kalender."
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.