Eindrucksvolles Beispiel: Christel Homeyer-Schulz, die am 6. April 90 Jahre alt wird. Sie stammt aus Hopsen bei Steinfurt/Westfalen und ist eine der letzten Zeitzeuginnen des Vorkriegssports.
Christel Schulz wuchs in den 30er-Jahren im westfälischen Münster auf: Mit 16 Jahren fand sie zum Turnverein 1862 Münster - eine Klassenkameradin hatte sie motiviert. In der Vereinsstaffel wurde gerade eine schnelle Läuferin gesucht. Christel half und gewann prompt die Staffel. Schon zwei Jahre später, 1939, kam ihr großer Durchbruch als Weitspringerin.
"Das war beim ISTAF-Sportfest und ich sah '12', habe mich geärgert und dachte, das sei 5,12 Meter. Und dann waren es 6,12 Meter. Das merkt man gar nicht, je leichter die Sprünge, desto besser -mit roher Kraft kann man da gar nichts machen. Ich war die Jüngste meistens und war froh, dass ich mit anerkannt war."
Mit einem Schlag war die 18-Jährige weltbeste Weitspringerin geworden: die erste Frau, die mehr als sechs Meter weit sprang. 14 Zentimeter mehr als zuvor. Die 6,12 Meter sollten über zehn Jahre – bis 1949 - als deutscher Rekord gelten. Als Siegespreis erhielt Schulz eine schwere Kristallglasvase. Die Begeisterung darüber hielt sich bei der 18-Jährigen in Grenzen.
"Als ich dann im Bus saß, kamen natürlich die Journalisten und haben mich gefragt. Sie sagten damals Fräulein, sie haben dann wohl gesagt 'Weltrekord'. Ich wusste, dass der Weltrekord vorher 5,98 Meter war. Aber ich kann mich nicht besinnen, dass ich mich besonders mehr gefreut habe. Wenn die Fanny gewonnen hätte, hätte ich mich auch gefreut."
Die Zweitplazierte im Berliner Stadion war keine geringere als die Sportlegende Fanny Blankers-Koen, die 1948 mit vier Olympischen Goldmedaillen zu Weltruhm kam. Christel Schulz fand die schnelle Holländerin auf Anhieb nett. Beide agierten damals auf Sportanlagen, die mit heute nicht zu vergleichen waren. Von Kunststoff-Belag keine Spur.
"Das war eine Aschenbahn, die wurde dann gewalzt. Oder ein Sandboden, bei uns in Münster, da lief man an, und wenn man ein paar Mal angelaufen war, gab es lauter kleine Fußstapfen, Löcher und Unebenheiten. Und oft waren die gerade besonders vor dem Absprungbalken, weil man da ja mit besonderer Kraft abdrücken musste. Da waren die tiefsten Löcher. Der Absprungbalken stand ein Zentimeter höher. Das tat richtig weh, wenn man unglücklich traf, dann habe ich mir angewöhnt, dass ich ganz rechts oder ganz links aufs Brett kam."
Die Münsteranerin war vielseitig: Sie lief die 100 Meter in sehr guten 12,2 Sekunden, wurde zweimal deutsche Meisterin und gehörte auch im Hochsprung mit 1,58 Meter zur deutschen Spitze! Doch Laufen und Springen waren für sie nicht alles.
"Dann habe ich auch Handball gespielt, ich war wahrscheinlich gar nicht so gut im Werfen, aber weil ich den anderen weglief und dann frei vor dem Tor stand, das war ja Feldhandball. Das hat mir eigentlich besser gefallen als das Leichtathletik-Training, weil man mit anderen zusammen war."
Damals trainierte eine Spitzenathletin nicht jeden Tag.
"In der Regel haben wir zweimal die Woche trainiert. Dienstag und Donnerstag, manchmal noch am Samstag, wenn wir Lust hatten."
Mit Leichtathletik ließ sich nichts verdienen, es gab damals nur Amateure. Das wäre auch heute wünschenswert, sagt Christel Homeyer.
"Als Hobby gefällt mir das gut, aber nicht als Beruf, solange da Geld mit drin ist. Und wir haben das nur aus Spaß gemacht."
1942 nahm Christel Schulz letztmalig an deutschen Meisterschaften teil, 1943 war Schluss mit Training und Wettkampf. Der Krieg beherrschte den Alltag. So kam es, dass die Weitsprung-Weltrekordlerin nie an Europameisterschaften teilgenommen hat. Und nach dem Krieg durfte Deutschland bis 1952 nicht an Olympischen Spielen teilnehmen. Christel Schulz beschränkte sich auf kleine Sportfeste und begann ihr Biologiestudium, in dem sie promovierte. Olympia war kein Ziel mehr für sie. Sportlich war die schnelle Münsteranerin jedoch geblieben.
"Dass ich untrainiert war, kann man nicht sagen, ich bin immer gern gelaufen und gesprungen. Und die Treppe bin ich auch nicht normal rauf gegangen, sondern gehüpft. Das war ja auch Training und das war vielleicht gesünder, als wenn ich nur stur meinen Weitsprung geübt hätte. Ich habe überhaupt nicht an die Gesundheit gedacht, ich hatte Lust daran."
Christel Schulz wuchs in den 30er-Jahren im westfälischen Münster auf: Mit 16 Jahren fand sie zum Turnverein 1862 Münster - eine Klassenkameradin hatte sie motiviert. In der Vereinsstaffel wurde gerade eine schnelle Läuferin gesucht. Christel half und gewann prompt die Staffel. Schon zwei Jahre später, 1939, kam ihr großer Durchbruch als Weitspringerin.
"Das war beim ISTAF-Sportfest und ich sah '12', habe mich geärgert und dachte, das sei 5,12 Meter. Und dann waren es 6,12 Meter. Das merkt man gar nicht, je leichter die Sprünge, desto besser -mit roher Kraft kann man da gar nichts machen. Ich war die Jüngste meistens und war froh, dass ich mit anerkannt war."
Mit einem Schlag war die 18-Jährige weltbeste Weitspringerin geworden: die erste Frau, die mehr als sechs Meter weit sprang. 14 Zentimeter mehr als zuvor. Die 6,12 Meter sollten über zehn Jahre – bis 1949 - als deutscher Rekord gelten. Als Siegespreis erhielt Schulz eine schwere Kristallglasvase. Die Begeisterung darüber hielt sich bei der 18-Jährigen in Grenzen.
"Als ich dann im Bus saß, kamen natürlich die Journalisten und haben mich gefragt. Sie sagten damals Fräulein, sie haben dann wohl gesagt 'Weltrekord'. Ich wusste, dass der Weltrekord vorher 5,98 Meter war. Aber ich kann mich nicht besinnen, dass ich mich besonders mehr gefreut habe. Wenn die Fanny gewonnen hätte, hätte ich mich auch gefreut."
Die Zweitplazierte im Berliner Stadion war keine geringere als die Sportlegende Fanny Blankers-Koen, die 1948 mit vier Olympischen Goldmedaillen zu Weltruhm kam. Christel Schulz fand die schnelle Holländerin auf Anhieb nett. Beide agierten damals auf Sportanlagen, die mit heute nicht zu vergleichen waren. Von Kunststoff-Belag keine Spur.
"Das war eine Aschenbahn, die wurde dann gewalzt. Oder ein Sandboden, bei uns in Münster, da lief man an, und wenn man ein paar Mal angelaufen war, gab es lauter kleine Fußstapfen, Löcher und Unebenheiten. Und oft waren die gerade besonders vor dem Absprungbalken, weil man da ja mit besonderer Kraft abdrücken musste. Da waren die tiefsten Löcher. Der Absprungbalken stand ein Zentimeter höher. Das tat richtig weh, wenn man unglücklich traf, dann habe ich mir angewöhnt, dass ich ganz rechts oder ganz links aufs Brett kam."
Die Münsteranerin war vielseitig: Sie lief die 100 Meter in sehr guten 12,2 Sekunden, wurde zweimal deutsche Meisterin und gehörte auch im Hochsprung mit 1,58 Meter zur deutschen Spitze! Doch Laufen und Springen waren für sie nicht alles.
"Dann habe ich auch Handball gespielt, ich war wahrscheinlich gar nicht so gut im Werfen, aber weil ich den anderen weglief und dann frei vor dem Tor stand, das war ja Feldhandball. Das hat mir eigentlich besser gefallen als das Leichtathletik-Training, weil man mit anderen zusammen war."
Damals trainierte eine Spitzenathletin nicht jeden Tag.
"In der Regel haben wir zweimal die Woche trainiert. Dienstag und Donnerstag, manchmal noch am Samstag, wenn wir Lust hatten."
Mit Leichtathletik ließ sich nichts verdienen, es gab damals nur Amateure. Das wäre auch heute wünschenswert, sagt Christel Homeyer.
"Als Hobby gefällt mir das gut, aber nicht als Beruf, solange da Geld mit drin ist. Und wir haben das nur aus Spaß gemacht."
1942 nahm Christel Schulz letztmalig an deutschen Meisterschaften teil, 1943 war Schluss mit Training und Wettkampf. Der Krieg beherrschte den Alltag. So kam es, dass die Weitsprung-Weltrekordlerin nie an Europameisterschaften teilgenommen hat. Und nach dem Krieg durfte Deutschland bis 1952 nicht an Olympischen Spielen teilnehmen. Christel Schulz beschränkte sich auf kleine Sportfeste und begann ihr Biologiestudium, in dem sie promovierte. Olympia war kein Ziel mehr für sie. Sportlich war die schnelle Münsteranerin jedoch geblieben.
"Dass ich untrainiert war, kann man nicht sagen, ich bin immer gern gelaufen und gesprungen. Und die Treppe bin ich auch nicht normal rauf gegangen, sondern gehüpft. Das war ja auch Training und das war vielleicht gesünder, als wenn ich nur stur meinen Weitsprung geübt hätte. Ich habe überhaupt nicht an die Gesundheit gedacht, ich hatte Lust daran."