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"7000 Meter laufende Meter Bücher"

2300 Geräte und verschiedene Werkstatteinrichtungen, 4000 Möbelstücke, 80 Großgeräte und Versuchsanlagen, Kilometer von Büchern - eine Fakultät zieht um.

Von Theo M. Lies | 13.08.2009
    Holger Köcke scheint nichts aus der Ruhe zu bringen, mit Gelassenheit zückt er seinen Umzugsplan, faltet Tabellen auseinander und hantiert routiniert mit Statistiken. Er gehört zum Gebäudemanagement der Universitätsverwaltung, das seit Januar an der Logistik für diesen Umzug gefeilt hat. Auf dessen Liste stehen nun:
    "Also insgesamt, grob gesagt circa 2300 Geräte und verschiedene Werkstatteinrichtungen, 4000 Möbelstücke, und es gibt 80 Großgeräte und Versuchsanlagen."
    Und da sind noch die Bücher. Die waren bislang in sechs institutseigenen Bibliotheken aneinandergereiht, und werden nun in einem eigenen Komplex zusammengeführt:
    "Die Bibliothek erstreckt sich über vier Etagen, also der Eingangsbereich im Erdgeschoss, ein kurzes Stück und danach noch einmal drei weitere Etagen, wie sie es hier sehen Regale voller Bücher und Zeitschriften. 7000 Meter laufende Meter Bücher."
    An einem dieser Regale kniet gerade René Hafermalz, neben sich einen meterhohen, offenen Rollschrank, aus dem sich der junge Mitarbeiter eines Umzugsunternehmens nun stapelweise mit Büchern bedient.
    "Wir packen die ganzen Altbestände, die hinten in der Bibliothek waren, nach hier vorne in die Neue, in solche Boxen für die Bücher, dahinten eingelagert, hierein auf den LKW, dann geht es hier in den Aufzug hoch, und werden dann hier verteilt."
    Er greift nach "MI 92 454 Buchstabe a" und platziert mit sicherer Hand diesen Mathematik Kurs für Lehrer Sekundarstufe in dem weißen Regal. Das steht in der zweiten Etage der naturwissenschaftlichen Bibliothek, die ist erst zu einem Drittel gefüllt. Während dessen sorgt ein Kollege für ständigen Büchernachschub und rollt die leeren Boxen leise über die pappkartongeschützten Bodenbeläge wieder zum Aufzug. Der ist noch verkleidet mit schützenden Holzplanken und bringt uns trotzdem sicher in den Keller. Hier zückt Holger Köcke - ein unscheinbares schwarzes Plastikteil, das wie eine Sportmedaille an seinem Hals baumelt.
    "Ich denke, es gibt so tausend Türen hier, und die sind mit einem digitalen Schließsystem ausgerüstet. Und jeder Mitarbeiter bekommt so einen Transponder, und der ist freigeschaltet für die Türen, für die sie Zugang haben darf."
    Köcke darf überall. So gelangen wir in den Werkstattbereich der Physik mit seinen Drehmaschinen, Laserschweißgeräten und tonnenschweren CNC-Fräsen. Hier scheint alles schon an Ort und Stelle, in wenigen Tagen soll hier wieder Alltag herrschen. Noch warten aber die Großgeräte wie Elektronenrastermikroskope oder Laserversuchsanlagen auf ihre Fahrt zum Weinberg Campus. Erst dann - im September - beginnt auf der Fläche zweier Fußballfelder das universitäre Leben. Wenn auch vorerst mit Einschränkungen, ein Hörsaalkomplex und die Mensa werden erst im nächsten Jahr fertig gebaut sein. Doch Rektor Wulf Diepenbrock sieht schon jetzt die Naturwissenschaften enger vernetzt.
    "Eine räumliche Zersplitterung in den Naturwissenschaften können wir uns deshalb überhaupt nicht leisten, weil man in den modernen Naturwissenschaften darauf angewiesen ist, moderne Laboreinrichtungen gemeinsam zu nutzen, zu nutzen in den kurzen Wegen
    auch, und natürlich auch in der ständigen interdisziplinären Nutzung einfach die räumliche Nähe braucht."
    Von der unmittelbaren Nachbarschaft zu den außeruniversitäten Einrichtungen von Max-Planck, Leibnitz und Fraunhofer verspricht er sich auch bessere Ausgangpositionen, zum Beispiel für die Forschungsschwerpunkte wie Material- und und Biowissenschaften.
    "Und letztendlich schaffen wir so den zweitgrößten Wissenschafts- und Technologiepark in Ostdeutschland nach Berlin-Adlershof."