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Abholzung in Namibia
Wälder fallen Korruption zum Opfer

Im Norden Namibias werden die Wälder gerodet, eine Katastrophe für das empfindliche Ökosystem und den Regenkreislauf in der trockenen Region. Hinter der illegalen Abholzung sollen chinesische Firmen stecken.

Von Jana Genth | 01.06.2019
Grüner Norden Namibias. Kaokoland
Stecken chinesische Firmen hinter der Abholzung von Namibias Wäldern? (imago stock&people)
Das Geräusch von Motorsägen bedeutet nichts Gutes im Norden Namibias. Seit gut drei Jahren schon wird in der entlegenen Gegend abgeholzt – und zwar in großem Stil. Mit vielleicht unabsehbaren Folgen, sagt Umweltexperte Volker Schiller:
"Alle Wälder in der Region spielen eine entscheidende Rolle für den Regen. Wälder sorgen für Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre, und sie sind extrem wichtig für das Klima dort."
Der Norden Namibias ist noch die regenreichste Region des Landes, aber viel Regen gibt es auch dort nicht. Hin und wieder fällen die Menschen dort durchaus Bäume, weil sie das Holz brauchen - für ihre Hütten oder für Feuer, und sie roden, um Felder anzulegen. Darum geht es aber gar nicht. Die Namibische Umweltschutzgesellschaft NEWS demonstrierte in der Hauptstadt Windhoek kürzlich für den Erhalt des Baumbestandes. John Grobler ist Journalist und berichtet schon seit Jahren über illegale Rodungen.
"Die Chinesen haben irgendeine Hintertür gefunden."
"Es passiert doch folgendes. Die Chinesen haben irgendeine Hintertür gefunden – in die entsprechenden Büros. Sie kriegen Genehmigungen für die Eigennutzung des Holzes. Aber die gelten jeweils für bis zu 600 Bäume. Das ist eindeutig illegal, und das hält an."
Im Zentrum dieser Machenschaften soll ein Chinese stehen, der immer wieder mit dem namibischen Gesetz in Konflikt war. Er verwendet mehrere Namen und soll mehrere Pässe haben, und das Landwirtschaftsministerium hat bestätigt, dass er kein Unbekannter ist. Joseph Hailwa ist im Ministerium für die Wälder zuständig.
"Ich kann nicht viel dazu sagen. Namibia hat Gesetze dafür. Nutzen wir sie doch, um ihn festzunehmen. Mehr kann ich leider nicht sagen, weil ich ja vielleicht auch zu den Beschuldigten gehöre. Deshalb rede ich nicht mehr."
Joseph Hailwa ist einer der Politiker, denen vorgeworfen wird, sie seien korrupt und würden die Chinesen vor Strafverfolgung schützen. Dabei ist die Gesetzgebung in Namibia grundsätzlich gut. Man braucht Genehmigungen, wenn man abholzen will. Doch das Geschäft klingt lukrativ. Umgerechnet 13 Euro bekommt Namibia pro Baum – in China würden sie dann für das 180fache verkauft. Joseph Hailwa sagt, schon seit März sei kein Baum mehr gefällt worden, aber er gibt auch zu:
"Durch die illegalen Abholzungen werden übermäßig viele Bäume gefällt, von denen sich die Wälder vielleicht nicht erholen werden."
Zwischen dem Holz wird auch Elfenbein geschmuggelt
Und mehr noch: der Reporter John Grobler vermutet, das Problem könnte ein viel größeres sein. Er sagt, zwischen dem Holz würden ganz andere Dinge geschmuggelt, Hörner von Nashörnern etwa und Stoßzähne von Elefanten.
Der Journalist vermutet sogar ein weltweites Syndikat aus Schmuggel und Geldwäsche – gespickt noch mit viel mehr krimineller Energie als man braucht, um illegal einen Baum zu fällen.