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Abiturprüfungen
Gemeinsame Bildungsstandards als Ziel

Bislang waren die Abiturprüfungsaufgaben in den jeweiligen Bundesländern sehr unterschiedlich. Zwar wollen die Kultusminister jetzt kein Zentralabitur nach französischem Vorbild, jedoch gemeinsam entwickelte Bildungsstandards. Grundlage ist ein zentraler Aufgabenpool, auf den die Länder künftig zugreifen können, aber nicht müssen.

Von Stefan Maas | 13.06.2015
    Schülerinnen und Schüler sitzen in einer Turnhalle an Einzeltischen und machen Abiturprüfungen. Vor ihnen liegen Englisch-Wörterbücher.
    Die Entwicklung der Abitur-Aufgaben liegt immer noch in den Händen der Länder. (Jens Wolf / dpa)
    Jetzt können künftige Abiturienten schon einmal schauen, welche Prüfungsaufgaben sie ab 2017 erwarten könnten. Nach ihrer Konferenz in Berlin haben die Kultusminister der Länder einen ersten Blick auf den zentralen Aufgabenpool freigegeben. Auf der Seite des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen - kurz IQB, finden sich Erläuterungen und Beispielaufgaben für jene Fächer, in denen die Bundesländer eine größere Vergleichbarkeit der Abiturprüfungen erzielen wollen:
    "Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch,"
    Erklärt die amtierende Präsidentin der Kultusminsterkonferenz der Länder, die sächsische Kultussministerin , Brunhild Kurth.
    Der Pool selbst muss jetzt erst einmal gefüllt werden. Und hier beginnt der nicht mehr ganz so einfache Teil dieser simplen Idee, erklärt Petra Stanat, die Direktorin IQB. Das Institut, das an der Berliner Humboldt-Universität angesiedelt ist, werde sich nicht einfach Aufgaben ausdenken, sagt Stanat – so einfach ist das in einem föderalen Bildungssystem, dann auch wieder nicht. Denn es soll ja kein französisches Zentralabitur werden.
    "Die Entwicklung der Aufgaben liegt immer noch in den Händen der Länder."
    Grundlage dafür sind die gemeinsam entwickelten Bildungsstandards.
    "Wir erhalten Aufgabenmetrial aus den Ländern, und dann gibt es Arbeitsgruppen, nehmen wir das Fach Deutsch, die setzen sich zusammen aus 16 Fachexpertinnen und Experten der Länder, plus noch welche, die die beruflichen Gymnasien abdecken. Und diese Arbeitsgruppen entscheiden anhand dieser gemeinsam entwickelten Kriterien, die auch veröffentlicht sind im Netz, ob die einzelnen Aufgaben geeignet sind, standardbasiert sind, ob sie den Kriterienkatalogen entsprechen, und entscheiden dann, ob diese Aufgabe in den Pool kommt oder nicht."
    Auf diesem Wege dürfte es also eigentlich auch nicht passieren, dass ein Land - etwa Bayern - ausschert, weil es Aufgaben, die aus einem anderen Bundesland kommen, für zu einfach hält:
    "Auch Bayern hat gesagt bei jeder einzelnen Aufgabe, dieses entspricht dem Niveau, das beschrieben wird in den Bildungsstandards."
    Und natürlich muss der Pool für jedes Fach genügend Aufgaben enthalten, denn nicht alle Abiturprüfungen werden am selben Tag geschrieben.
    "Die Kopfschmerzen bereiten uns die unterschiedlichen Ferientermine in den einzelnen Bundesländern."
    Gibt KMK-Präsidentin Brunhild Kurth zu. Deshalb könnten die Termine für die Ferien nicht auch noch weiter auseinandergezogen werden, auch wenn sich das die Tourismusindustrie wünscht. Einen ersten Erfolg haben die Kultusminister aber schon erreicht, verkündet Kurth nicht ohne Stolz:
    "Wir haben im Jahr 2017 es geschafft, und das ist eine ganz große Leistung, dass die Mathematikabiturprüfung an ein und demselben Tag geschrieben wird."
    Zumindest in 14 Bundesländern, zwei haben dann schon Ferien.
    Ob alle Länder in zwei Jahren auch wirklich mitziehen, bleibt abzuwarten. Die Bereitschaft sei heute zwar groß, sagt KMK-Präsidentin Kurth, "wie viele Länder aus dem Pool zum Beispiel für das Fach Mathematik die Aufgabe entnommen haben."
    Das werden die Kultusminister auch erst nach den Abiturprüfungen erfahren. Denn die Länder können sich aus dem Pool bedienen. Müssen aber nicht.