In Mainz erfahren wir von römischer Geschichte: Moguntiacum war Hauptstadt der Provinz Obergermanien. Und wir erfahren von Napoleon, der den Mainzer Dom abreißen lassen wollte, um eine Paradestraße fürs Militär anzulegen. Abgerissen wurde der Dom dann doch nicht, aber sehr zweckentfremdet, erzählt Hans Beier.
"Er war Waffenlager, Pferdestall und zum Ende hin sogar noch als Lazarett genutzt. Aus dem Grund gibt es auch heute hier drin keine historischen Kirchenbänke mehr. Denn alles Holz, oder fast alles wurde verbrannt. Das einzige, was die Zeit überstanden hat, ist da vorne dieses Chorgestühl."
Am riesigen romanischen Dom wurde über die Jahrhunderte immer wieder gebaut, um- und angebaut. Den Eingang muss man richtig suchen zwischen den angebauten Marktbuden. Im 2. Weltkrieg haben die Bomberpiloten den Dom als Navigationshilfe benutzt. Er blieb stehen und in seinem Schatten ein Teil des mittelalterlichen Stadtkerns. Und hier fällt auf: Die Straßen in der Innenstadt haben blaue und rote Straßenschilder.
" Man sagt, das soll es schon in napoleonischer Zeit gegeben haben. Damals seien die Straßen, die zu französischen Kasernen geführt hatten, alle in roter Ausführung gewesen. Napoeon ist gegangen worden und das ist alles in der Versenkung verschwunden. Und 1927 hat die Stadt Mainz das wieder aus der Versenkung zurück geholt, und man stellt da jetzt ein System anbei."
Straßen mit blauen Schildern verlaufen parallel zum Rhein, und rote Straßen hin zum Rhein. Und damit man nicht etwa die falsche Richtung nimmt, also weg vom Rhein, sollte man noch auf die Hausnummern achten. Aufsteigende Hausnummern in roten Straßen führen zum Rhein.
" Wir sagen immer: gehe nie rote Straßen, wenn Du blau bist. Irgendwann könntest Du im Wasser liegen."
Wir überqueren den Rhein, denn gegenüber der Mainzer Altstadt ist die Main-Spitze, hier mündet der Main in den Rhein, beginnt unsere Radtour entlang des Mains. Wir staunen, wieviel Natur doch im Großraum Fankfurt am Flußufer geblieben ist. Allerdings haben wir auch einige Autobahn-Zufahrten und -Kreuze auf Schlängelpfaden zu umfahren. Durch Frankfurt radeln wir direkt am Mainufer - mit Blick auf Mainhatten. Es sind 60 Km von Mainz bis Hanau, dort verabschieden wir uns vom Ballungsgebiet und von Hessen.
Aschaffenburg ist dann schon Bayern. Denkt der Fremde. Dabei sind wir in Franken.
Die Franken haben es Napoleon wohl nie verziehen, dass er sie vor 200 Jahren zum Königreich Bayern packte. In der historischen Bierstube "Schlappeseppel" gleich vor dem Schloss Johannisburg begegnen uns zum ersten Mal die Merkwürdigkeiten der fränkischen Speisekarte: Schäufela, blaue Zipfel, Gerupfter. Diese begleiten uns den ganzen Main entlang. Sabine Hölscher erklärt, was wir essen.
" Das Schäufela ist Schweinefleisch von der Schulter, schön gebraten, stets mit Klößen und Gemüse. Also wirklich ganz lecker. Blaue Zipfel sind Würstchen, Bratwürstle, allerdings in einem Essigsud mit Zwiebeln angemacht. Der Gerupfte ist ein Camembert mit der Gabel zerrissen, pikant angemacht mit Salz, Paprika, Pfeffer. Wer es mag, macht noch Zwiebeln rein. "
Der Radweg führt meist direkt am Fluss entlang, auf alten Treidelwegen und auf dem Deich.
In Wörth besuchen das Schifffahrtsmuseum. Weil der Ort immer wieder vom Hochwasser überschwemmt wurde, stand die Stadtkirche lange leer, bis sie der Heimatverein zum sehenswerten Museum machte. Denn das kleine Wörth hat etliche Jahrhunderte mit dem Main und der Schiffahrt gelebt.
" Wir liegen zwischen dem Odenwald und dem Spessart, das sind waldreiche Gebiete. In Wörth hier war der Verladeplatz dieses Holzes, das bis nach Holland gegangen ist. Automatisch, wenn Schifffahrt betrieben wird, braucht man auch Werften, die die Schiffe bauen und reparieren. Und ab 1652 ist das erste Mal hier eine Schiffswerft erwähnt. Und der Schiffbau wurde dann bis in die Neuzeit hier in Wörth betrieben. Bis zur Jahrhundertwende 1900 waren die Schiffe nur aus Holz, ungefähr 50 bis 60 m lang, 6 m breit. Und seit 1900 wurden dann Eisenschiffe gebaut, die anfänglich auch die selben Abmessungen hatten, aber heute 110 m lang sind und 11,40 m breit, dass sie gerade in die Schleusen gehen, die 12 m breit sind."
Diese großen Schiffe könnten nicht fahren, wäre der Main nicht im vorigen Jahrhundert zur Wasserstraße ausgebaut worden.
"Früher war das so, dass im Sommer wenig Wasser war, teilweise nur 50 cm, da konnten keine Schiffe fahren. Und im Winter war das Hochwasser da, da konnten sie auch nicht fahren, weil das Wasser zu schnell war. "
Der Main suchte sich immer mal wieder einen anderen Weg und machte sich breit auf den angrenzenden Wiesen. Ab 1920 wurde er dann begradigt und in ein geordnetes Flussbett gezwängt. Viele Staustufen regulieren den Wasserstand und machen den Main behäbig wie eine lange Reihe von Seen. Trotzdem kommt es immer wieder zu Hochwasser, wenn es im Winter plötzlich warm wird, in den Bergen der Schnee schmilzt und es noch dazu kräftig regnet. Wörth hat seit wenigen Jahren einen mächtigen Hochwasserschutz: Ein Betonwall hinter der alten Stadtmauer zum Main und riesige Stahltore und Fensterläden. Das Städtchen atmet wieder auf. Wertheim - ein Stück weiter - hat es nicht so gut. Die Hochwassermarken an den historischen Fachwerkhäusern auf dem Markt liegen über unseren Köpfen. Die Häuser sind fast 500 Jahre alt und stehen in den Nebenstraßen ganz verschachtelt.
"Immer wenn sich was abgespielt hat, war das auf dem Marktplatz. Wenn man in die Seitenstraßen hinein schaut, dann sieht man, dass die Häuser nicht in einer Front stehen, sondern etwas versetzt. Und zwar deswegen, weil sie immer ein Fensterchen gebaut haben an diesem Haus, dass man wenigstens einen Blick zum Markt hatte."
Bei Wertheim beginnen die Weinberge. Wir kommen in die ersten Winzerdörfer und machen Rast bei der Winzerin Angelika Blank in ihrer Heckenwirtschaft, das was anderswo Straußen- oder Besenwirtschaft heißt.
" Eine Heckenwirtschaft - das ist noch vom Karl dem Großen. Seine Untertanen mussten Steuern bezahlen und er hat den Winzern aber erlaubt, ne gewisse Menge selber zu vermarkten. Und damit der nicht gesehen hat, wieviel Wein da wirklich raus geht, haben die das hinter den Hecken gemacht."
Lange begrenzen rote Felsen das Maintal - Buntsandstein. Und kurz vor Würzburg werden die Felsen dann weiß - jetzt ist es Muschelkalk. Steile Hänge und der unterschiedliche Boden sorgen mit für die Vielfalt der Fankenweine. Der "Würzburger Stein" ist der größte zusammenhängende Weinberg Deutschlands. Den dortigen Wein soll schon Goethe geschätzt und in seinem Spitzenjahr 900 Liter bestellt haben.
Gegenüber der Altstadt auf der anderen Mainseite steigen wir mit Anja Kromczynski einen steilen Fußweg hoch zur Festung Marienberg. Sie war Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Gewissermaßen auf dem Balkon am Steilhang vor der Festung liegt ein schöner Barockgarten, doch der war nicht immer Fürstengarten.
" Nein, der war früher einmal Geschützstand gewesen, wo geladene Kanonen standen, gerichtet auf die eigene Stadt, um die im Zaum zu halten, einzuschüchtern. - Also Fürstbischof und Stadt waren sich nicht immer grün? - Nicht immer. Nein. Es gab immer mal wieder Versuche in der Geschichte einen Fürstbischof loszuwerden oder ihm den Garaus zu machen. "
Im Falle des Fürstbischofs Melchior Zobel von Giebichstein hat es geklappt, daran erinnern 3 Gedenksäulen.
" Wenn man die Tell-Steige hinauf geht, findet man die erste Säule, da wo das Verbrechen stattgefunden hat, nämlich in der Nähe der alten Mainbrücke. Dann findet man eine zweite, wo er der Geschichte nach vom Pferd gefallen ist und dann aber wieder aufs Pferd drauf gesetzt wurde. Und die dritte hier oben auf dem Festungsberg, wo er dann seinen Verletzungen erlegen ist."
Die Festung ist zwar riesig groß und beeindruckend, doch Weltkulturerbe wurde die Residenz unten, das Stadtschloß der Fürstbischöfe, am Rand der historischen Altstadt. Diese Residenz hat etwas besonderes: ein gewaltiges Deckengewölbe, gebaut vom berühmten Balthasar Neumann und bemalt von einem noch berühmteren Venezianer.
" Wir haben ein wunderschönes Deckengemälde, das größte zusammen- hängende Deckengemälde der Welt mit 677 qm bemalter Deckenfläche. Gemalt von Giovanni Batista Tiepolo. Das Thema sind die 4 Erdteile. "
Und die beiden Architekten der Residenz stritten, ob denn das Gewölbe überhaupt halten könne. Das gipfelte darin, ...
"...dass sich einer davon im Gewölbe sogar aufhängen lassen wollte, um mit seinem Gewicht das ganze zum Einsturz zu bringen. "
Und Balthasar Neumann wollte von unten mit Kanonen in die Decke schießen, um deren Festigkeit zu beweisen. Beides tat man nicht. Doch als zum Ende des 2. Weltkrieges Würzburg in Schutt und Asche fiel, da hielt das weite Gewölbe mit dem berühmten Fresko stand.
Wir radeln weiter stromaufwärts, vorbei an Weinbergen, durch Winzerdörfer und Fachwerk-Städtchen wie Dettelbach. Dort gibt es beim Bäcker und im Cafe "Muskazinen".
" Muskazinen - ist eine Spezialität aus Dettelbach, das früher von Wallfahrern erfunden worden ist, also ein Walfahrergebäck. Das wird bei uns zum Wein gegessen, zum Kaffee zum Tee. Muskat, Zimt und Nelken sind die Hauptgewürze. Und das wurde abgekürzt: Muska-zine."
Schmeckt ein bisschen nach Weihnachten. Marion Schellhorn hat, wie die anderen Bäcker auch, ihr eigenes geheimes Rezept. Allerdings heißt das Gebäck bei ihr im Cafe am Markt "Dettelchen".
"Gut, die meisten kommen schon rein und fragen nach Muskazinen, weil das eben die Spezialität aus Dettelbach ist, nur der Kollege aus dem anderen Cafe hat sich vor 5, 6 oder 7 Jahren den Namen schützen lassen, dann durften wir es nicht mehr so nennen. Und da mussten wir uns einen neuen Namen einfallen lassen ... Da draußen fließt die Dettel ... Dettelbach. Dann haben wir gedacht "Dettelchen" passt. "
Es ist nicht mehr weit bis Volkach. Der Main windet sich zur Schleife, Steigerwald und Spessart halten kalte Winde ab, sodass hier das wichtigste fränkische Weinanbaugebiet entstand. Neben den bekannten Sorten wächst in Franken, und nur hier, auch ein Rotwein namens "Domina".
" Die Domina - also wir Franken sagen das ist ein richtiges "Maulvoll Most", hat auch eine sehr tief dunkelrote Farbe, ein eher südländischer Typ an Wein."
Wir legen einen Fahrrad-freien Tag ein und unternehmen mit der Winzerin Martha Gehring eine Weinbergswanderung.
" Wir haben jetzt so einen kleinen Anstieg gewagt in den Volkacher Ratsherr. Die Herrschaften atmen noch ein bisschen, aber wir werden uns jetzt erst mal einen Schluck genehmigen und genießen den Blick über die Weinberge, in das Maintal, das unter uns liegt. Diese Mainschleife ist eine ganz besonders reizvolle Ecke, denn der Main hat sich ja damals hier eingegraben und hat sich diese Rundungen eingefräst mit den Prall- und Gleithängen, die es hier gibt."
Wer im September/Oktober kommt, kann unterwegs reife Trauben naschen, gleich vom Rebstock. Und Martha erzählt von der Arbeit im Weinberg.
" Es ist uns ja ein Anliegen, dass die Leute ihren Wein in Zukunft mit Andacht trinken, damit die wissen, der wächst nicht im Supermarkt, sondern der Winzer hat sich darum gemüht ein ganzes Jahr und auch im Keller. "
Wir erleben die Mainschleife auch noch aus einer anderen Perspektive und erkunden mit dem Kanu die Biotope, die nach der Begradigung neben der Fahrrinne übrig geblieben sind.
Altstücke links und rechts vom Kanal, das sieht man noch heute. Und dann halt das Stück ab Volkach bis zur Schleuse Gerlachshausen, das komplette Stück Altmain, das ist so belassen wie es früher mal war.
Eine Bootsschleuse bringt uns vom ausgebauten Main 3 Meter tiefer in den Altmain. Hier treiben uns Stromschnellen voran.
Wir steigen wieder um aufs Fahrrad. Da wir den Main aufwärts radeln, haben wir ab Schweinfurt Rückenwind und die Steigung ist praktisch nicht zu merken.
Es fährt sich gut am Main. Meist auf ausgebauten Radwegen.
Unsere nächste wichtige Station ist Bamberg. Und hier ist es "aus" mit dem Wein. Hier beginnt Bierfranken. Allein in Bamberg gibt es 9 oder 10 Brauereien. Bamberg hat die größte historische Altstadt Deutschlands, den Dom mit dem Bamberger Reiter und feiert in diesem Jahr 1.000 Jahre Bistum Bamberg. Gegründet wurde es von Heinrich dem II. als der noch nicht deutscher Kaiser war. Er ließ auch den ersten Dom bauen. Heinrich und seine Frau Kunigunde hatten keine Kinder, die für ihr Seelenheil hätten beten können, also sollten das andere tun.
"Zum Gedächtnis, als Erinnerung hat er also dieses Bistum gegründet, den Dom gebaut, dass man für alle Zeit und Ewigkeit für ihn betet, für das Seelenheil betet. Das war das Entscheidende zur damaligen Zeit, und das hat sehr gut funktioniert, denn wir beten immer noch für ihn und seine Kunigunde, unser heiliges Kaiserpaar."
Bamberg ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Deutschlands und das alte Rathaus ein besonderes, es wirkt eher wie ein Brückentor und steht mitten in der Regnitz.
" Also ein Brückenhaus war der Ursprung, ein Brückenturm. Ein alter Wachturm. Wir haben bereits um das Jahr 1000 hier eine Brücke aus Stein gehabt. Der Turm kam im 12. Jahrundert dazu und dann eben der Anbau eines Verwaltungsgebäudes. Daraus ist letzlich das alte Rathaus geworden. Ein Bürgerstolz. "
Die Regnitz galt damals als Grenze zwischen der bürgerlichen und der kirchlichen Stadt. Beide Seiten konnten sich wohl nicht einigen - so sagt man - auf wessen Boden das Rathaus stehen sollte. Also wurde es in den Fluß gesetzt.
Bei Bamberg zweigt der Main-Donau-Kanal ab und nimmt die großen Schiffe mit. Wir folgen weiter dem Lauf des Mains, der nun als recht kleines Flüsschen dahin plätschert. Hinter Bad Staffelstein sehen wir oben auf den Höhen, die das Maintal begrenzen, 2 große Kirchen aus Sandstein, ocker-gelb. Pater Christof:
" Sie gehören zusammen mit dem Staffelberg zu den 3 Perlen des Gottesgarten am Obermain, so heißt hier dieses Gebiet. Der Staffelberg ist ein sehr beeindruckender Berg, dort waren auch Kelten. Dann zur Linken, wenn man weiter fährt, sieht man dieses mächtige Kloster Banz, früher eine Benediktinerabtei. Und dann ein bisschen weiter fahrend sieht man
Dann mitten im Wald diesen wunderbaren Bau von Vierzehnheiligen, wo wir jetzt gerade sind."
Der Anstieg hat viel Schweiß gekostet. Viele Wallfahrer-Gruppen kommen hierher, zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Motorrad. Und wir stellen uns vor, dass diese sich - nach der Mühe - in der prächtigen Barock-Basilika fühlen - wie im Himmel.
" Das ist genau die Empfindung, warum das eigentlich auch so gebaut wurde. Das ist ein Bau von Balthasar Neumann, einem der berühmtesten Architekten in Deutschland. Das ist genau der Hintergedanke von Barock-Kirchen, diese Kirche ist eine Mischung zwischen Barock und Rokkoko, für den einfachen Gläubigen schon einen vorgeschmack des Himmels zu präsentieren."
Einst war der Main Grenze zum heidnischen Nord-Osten und das gegenüber liegende Kloster Banz Ausgangsort für Missionierung.
Wir erreichen Kulmbach, erklimmen den steilen Burgberg, allerdings zu Fuß, und kommen in die mächtige Plassenburg. Um 1600 schrieb ein Chronist:
""Dergleichen in Deutschland nit zu finden sey." Das heisst also, es handelt sich damals und heute um eine der bedeutendsten Burganlagen überhaupt. Und berühmt ist der so genannte Schöne Hof im Stile der deutschen Renaissance."
Im Sommer finden hier Konzerte statt, und die Plassenburg beherbergt das welt-größte Zinnfigurenmuseum mit abertausenden Zinnfiguren, diese wurden erfunden als das Porzellan aufkam und die Zinnteller und -Krüge ersetzte. Und es gibt ein riesiges Diorama.
"Dargestellt ist die Belagerung und natürlich überschneidend bereits die Erstürmung der Stadt Kulmbach durch die sogen. Bundesständischen Truppen. Es handelt sich hier um eine zahlenmäßig originalgetreue Nachbildung des damalilgen Ereignisses. Normalerweise werden Schlachten auf ein Sechstel reduziert. Hier aber waren so viele Truppelteile zugange."
Die frühere Mönchhof-Brauerei am Stadtrand ist jetzt das Bayerische Bier- und Brauereimuseum. Und zeigt die Ursprünge des Bieres. Schon die Sumerer sollen vor 5.000 Jahren Bier gebraut haben. Das Museum zeigt auch, wie heutzutage aus dem Korn das Bier wird. Theoretisch und auch praktisch in gläsernen Sudkesseln. Was drinnen im Kessel passiert, das kriegt man sonst nirgends zu sehen. Oben auf dem Bier schwimmt ein bräunlicher Schaum, nicht sehr appetitlich. Die Männer schütteln sich: das trinken wir?
"Nein, diese oben aufschwimmende Hefe ist am Absterben, die wird abgeschöpft. Und das im Gärbottisch entstehende Jungbier muss ja dann noch reifen, kommt in die Lagertanks, und da klärt es sich, sagt der Fachmann, es setzt sich einiges ab."
Am Ende gibt es ein Glas Museumsbier, das dann doch schmeckt.
Und am Abend kehren wir ein beim Hagleitner Wirt. Der kredenzt zur Bierprobe ausgefallene Kulmbacher Biere.
"Das stärkste Bier der Welt, nennt sich "EKU 28", Eisbock, Märzen- oder Festbier, ein dunkles Pils, helles Pils und am Schluss gibt's noch ein flambiertes Bier aus Weizenbier."
Bei Kulmbach treffen der Rote und der Weiße Main zusammen, bilden den Main, den wir über 500 Km neben dem Radweg hatten. Wir folgen noch ein Stück dem Roten Main, in der Fränkischen Alb wird es etwas bergig. Und unsere letzte Station -Bayreuth - kommt uns recht preußisch vor. Kein Wunder, denn die Schwester des Preußenkönigs Friedrich der Große - Wilhelmine - wurde hierher verheiratet.
"Sie hat die alten Holzhäuser abreißen lassen, zum Teil weil Holzhäuser leichter brennen. Aber der wichtigste Grund war für sie bestimmt, weil sie Barock-Steinhäuser eben schöner fand und zum Repräsentieren gehörte eben eine schöne Barock-Stadt."
Wir sehen das Wohnhaus von Richard Wagner, sein berühmtes Festspielhaus und das markgräfliche Opernhaus, dass die kunstsinnige Wilhelmine bauen ließ.
"Es gilt als das schönste noch erhaltene Holz-Barock-Theater der Welt. Hat lange Zeit einen Dornröschenschlaf hinter sich gehabt. Deswegen steht es wohl auch noch. Denn es ist ganz aus Holz, früher nur mit Kerzen beleuchtet. Und jetzt eben mit elektrischem Licht. Aber immerhin: jede Aufführung in diesem wunderschönen Theater - es gibt 20 bis 30 im Jahr - bedarf einer Sondergenehmigung von der Feuerwehr. "
Ja sicher, ehrgeizige Sportler können auch am Main Kilometer fressen. Doch es ist schade drum, denn es gibt so viel zu sehen.
"Er war Waffenlager, Pferdestall und zum Ende hin sogar noch als Lazarett genutzt. Aus dem Grund gibt es auch heute hier drin keine historischen Kirchenbänke mehr. Denn alles Holz, oder fast alles wurde verbrannt. Das einzige, was die Zeit überstanden hat, ist da vorne dieses Chorgestühl."
Am riesigen romanischen Dom wurde über die Jahrhunderte immer wieder gebaut, um- und angebaut. Den Eingang muss man richtig suchen zwischen den angebauten Marktbuden. Im 2. Weltkrieg haben die Bomberpiloten den Dom als Navigationshilfe benutzt. Er blieb stehen und in seinem Schatten ein Teil des mittelalterlichen Stadtkerns. Und hier fällt auf: Die Straßen in der Innenstadt haben blaue und rote Straßenschilder.
" Man sagt, das soll es schon in napoleonischer Zeit gegeben haben. Damals seien die Straßen, die zu französischen Kasernen geführt hatten, alle in roter Ausführung gewesen. Napoeon ist gegangen worden und das ist alles in der Versenkung verschwunden. Und 1927 hat die Stadt Mainz das wieder aus der Versenkung zurück geholt, und man stellt da jetzt ein System anbei."
Straßen mit blauen Schildern verlaufen parallel zum Rhein, und rote Straßen hin zum Rhein. Und damit man nicht etwa die falsche Richtung nimmt, also weg vom Rhein, sollte man noch auf die Hausnummern achten. Aufsteigende Hausnummern in roten Straßen führen zum Rhein.
" Wir sagen immer: gehe nie rote Straßen, wenn Du blau bist. Irgendwann könntest Du im Wasser liegen."
Wir überqueren den Rhein, denn gegenüber der Mainzer Altstadt ist die Main-Spitze, hier mündet der Main in den Rhein, beginnt unsere Radtour entlang des Mains. Wir staunen, wieviel Natur doch im Großraum Fankfurt am Flußufer geblieben ist. Allerdings haben wir auch einige Autobahn-Zufahrten und -Kreuze auf Schlängelpfaden zu umfahren. Durch Frankfurt radeln wir direkt am Mainufer - mit Blick auf Mainhatten. Es sind 60 Km von Mainz bis Hanau, dort verabschieden wir uns vom Ballungsgebiet und von Hessen.
Aschaffenburg ist dann schon Bayern. Denkt der Fremde. Dabei sind wir in Franken.
Die Franken haben es Napoleon wohl nie verziehen, dass er sie vor 200 Jahren zum Königreich Bayern packte. In der historischen Bierstube "Schlappeseppel" gleich vor dem Schloss Johannisburg begegnen uns zum ersten Mal die Merkwürdigkeiten der fränkischen Speisekarte: Schäufela, blaue Zipfel, Gerupfter. Diese begleiten uns den ganzen Main entlang. Sabine Hölscher erklärt, was wir essen.
" Das Schäufela ist Schweinefleisch von der Schulter, schön gebraten, stets mit Klößen und Gemüse. Also wirklich ganz lecker. Blaue Zipfel sind Würstchen, Bratwürstle, allerdings in einem Essigsud mit Zwiebeln angemacht. Der Gerupfte ist ein Camembert mit der Gabel zerrissen, pikant angemacht mit Salz, Paprika, Pfeffer. Wer es mag, macht noch Zwiebeln rein. "
Der Radweg führt meist direkt am Fluss entlang, auf alten Treidelwegen und auf dem Deich.
In Wörth besuchen das Schifffahrtsmuseum. Weil der Ort immer wieder vom Hochwasser überschwemmt wurde, stand die Stadtkirche lange leer, bis sie der Heimatverein zum sehenswerten Museum machte. Denn das kleine Wörth hat etliche Jahrhunderte mit dem Main und der Schiffahrt gelebt.
" Wir liegen zwischen dem Odenwald und dem Spessart, das sind waldreiche Gebiete. In Wörth hier war der Verladeplatz dieses Holzes, das bis nach Holland gegangen ist. Automatisch, wenn Schifffahrt betrieben wird, braucht man auch Werften, die die Schiffe bauen und reparieren. Und ab 1652 ist das erste Mal hier eine Schiffswerft erwähnt. Und der Schiffbau wurde dann bis in die Neuzeit hier in Wörth betrieben. Bis zur Jahrhundertwende 1900 waren die Schiffe nur aus Holz, ungefähr 50 bis 60 m lang, 6 m breit. Und seit 1900 wurden dann Eisenschiffe gebaut, die anfänglich auch die selben Abmessungen hatten, aber heute 110 m lang sind und 11,40 m breit, dass sie gerade in die Schleusen gehen, die 12 m breit sind."
Diese großen Schiffe könnten nicht fahren, wäre der Main nicht im vorigen Jahrhundert zur Wasserstraße ausgebaut worden.
"Früher war das so, dass im Sommer wenig Wasser war, teilweise nur 50 cm, da konnten keine Schiffe fahren. Und im Winter war das Hochwasser da, da konnten sie auch nicht fahren, weil das Wasser zu schnell war. "
Der Main suchte sich immer mal wieder einen anderen Weg und machte sich breit auf den angrenzenden Wiesen. Ab 1920 wurde er dann begradigt und in ein geordnetes Flussbett gezwängt. Viele Staustufen regulieren den Wasserstand und machen den Main behäbig wie eine lange Reihe von Seen. Trotzdem kommt es immer wieder zu Hochwasser, wenn es im Winter plötzlich warm wird, in den Bergen der Schnee schmilzt und es noch dazu kräftig regnet. Wörth hat seit wenigen Jahren einen mächtigen Hochwasserschutz: Ein Betonwall hinter der alten Stadtmauer zum Main und riesige Stahltore und Fensterläden. Das Städtchen atmet wieder auf. Wertheim - ein Stück weiter - hat es nicht so gut. Die Hochwassermarken an den historischen Fachwerkhäusern auf dem Markt liegen über unseren Köpfen. Die Häuser sind fast 500 Jahre alt und stehen in den Nebenstraßen ganz verschachtelt.
"Immer wenn sich was abgespielt hat, war das auf dem Marktplatz. Wenn man in die Seitenstraßen hinein schaut, dann sieht man, dass die Häuser nicht in einer Front stehen, sondern etwas versetzt. Und zwar deswegen, weil sie immer ein Fensterchen gebaut haben an diesem Haus, dass man wenigstens einen Blick zum Markt hatte."
Bei Wertheim beginnen die Weinberge. Wir kommen in die ersten Winzerdörfer und machen Rast bei der Winzerin Angelika Blank in ihrer Heckenwirtschaft, das was anderswo Straußen- oder Besenwirtschaft heißt.
" Eine Heckenwirtschaft - das ist noch vom Karl dem Großen. Seine Untertanen mussten Steuern bezahlen und er hat den Winzern aber erlaubt, ne gewisse Menge selber zu vermarkten. Und damit der nicht gesehen hat, wieviel Wein da wirklich raus geht, haben die das hinter den Hecken gemacht."
Lange begrenzen rote Felsen das Maintal - Buntsandstein. Und kurz vor Würzburg werden die Felsen dann weiß - jetzt ist es Muschelkalk. Steile Hänge und der unterschiedliche Boden sorgen mit für die Vielfalt der Fankenweine. Der "Würzburger Stein" ist der größte zusammenhängende Weinberg Deutschlands. Den dortigen Wein soll schon Goethe geschätzt und in seinem Spitzenjahr 900 Liter bestellt haben.
Gegenüber der Altstadt auf der anderen Mainseite steigen wir mit Anja Kromczynski einen steilen Fußweg hoch zur Festung Marienberg. Sie war Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Gewissermaßen auf dem Balkon am Steilhang vor der Festung liegt ein schöner Barockgarten, doch der war nicht immer Fürstengarten.
" Nein, der war früher einmal Geschützstand gewesen, wo geladene Kanonen standen, gerichtet auf die eigene Stadt, um die im Zaum zu halten, einzuschüchtern. - Also Fürstbischof und Stadt waren sich nicht immer grün? - Nicht immer. Nein. Es gab immer mal wieder Versuche in der Geschichte einen Fürstbischof loszuwerden oder ihm den Garaus zu machen. "
Im Falle des Fürstbischofs Melchior Zobel von Giebichstein hat es geklappt, daran erinnern 3 Gedenksäulen.
" Wenn man die Tell-Steige hinauf geht, findet man die erste Säule, da wo das Verbrechen stattgefunden hat, nämlich in der Nähe der alten Mainbrücke. Dann findet man eine zweite, wo er der Geschichte nach vom Pferd gefallen ist und dann aber wieder aufs Pferd drauf gesetzt wurde. Und die dritte hier oben auf dem Festungsberg, wo er dann seinen Verletzungen erlegen ist."
Die Festung ist zwar riesig groß und beeindruckend, doch Weltkulturerbe wurde die Residenz unten, das Stadtschloß der Fürstbischöfe, am Rand der historischen Altstadt. Diese Residenz hat etwas besonderes: ein gewaltiges Deckengewölbe, gebaut vom berühmten Balthasar Neumann und bemalt von einem noch berühmteren Venezianer.
" Wir haben ein wunderschönes Deckengemälde, das größte zusammen- hängende Deckengemälde der Welt mit 677 qm bemalter Deckenfläche. Gemalt von Giovanni Batista Tiepolo. Das Thema sind die 4 Erdteile. "
Und die beiden Architekten der Residenz stritten, ob denn das Gewölbe überhaupt halten könne. Das gipfelte darin, ...
"...dass sich einer davon im Gewölbe sogar aufhängen lassen wollte, um mit seinem Gewicht das ganze zum Einsturz zu bringen. "
Und Balthasar Neumann wollte von unten mit Kanonen in die Decke schießen, um deren Festigkeit zu beweisen. Beides tat man nicht. Doch als zum Ende des 2. Weltkrieges Würzburg in Schutt und Asche fiel, da hielt das weite Gewölbe mit dem berühmten Fresko stand.
Wir radeln weiter stromaufwärts, vorbei an Weinbergen, durch Winzerdörfer und Fachwerk-Städtchen wie Dettelbach. Dort gibt es beim Bäcker und im Cafe "Muskazinen".
" Muskazinen - ist eine Spezialität aus Dettelbach, das früher von Wallfahrern erfunden worden ist, also ein Walfahrergebäck. Das wird bei uns zum Wein gegessen, zum Kaffee zum Tee. Muskat, Zimt und Nelken sind die Hauptgewürze. Und das wurde abgekürzt: Muska-zine."
Schmeckt ein bisschen nach Weihnachten. Marion Schellhorn hat, wie die anderen Bäcker auch, ihr eigenes geheimes Rezept. Allerdings heißt das Gebäck bei ihr im Cafe am Markt "Dettelchen".
"Gut, die meisten kommen schon rein und fragen nach Muskazinen, weil das eben die Spezialität aus Dettelbach ist, nur der Kollege aus dem anderen Cafe hat sich vor 5, 6 oder 7 Jahren den Namen schützen lassen, dann durften wir es nicht mehr so nennen. Und da mussten wir uns einen neuen Namen einfallen lassen ... Da draußen fließt die Dettel ... Dettelbach. Dann haben wir gedacht "Dettelchen" passt. "
Es ist nicht mehr weit bis Volkach. Der Main windet sich zur Schleife, Steigerwald und Spessart halten kalte Winde ab, sodass hier das wichtigste fränkische Weinanbaugebiet entstand. Neben den bekannten Sorten wächst in Franken, und nur hier, auch ein Rotwein namens "Domina".
" Die Domina - also wir Franken sagen das ist ein richtiges "Maulvoll Most", hat auch eine sehr tief dunkelrote Farbe, ein eher südländischer Typ an Wein."
Wir legen einen Fahrrad-freien Tag ein und unternehmen mit der Winzerin Martha Gehring eine Weinbergswanderung.
" Wir haben jetzt so einen kleinen Anstieg gewagt in den Volkacher Ratsherr. Die Herrschaften atmen noch ein bisschen, aber wir werden uns jetzt erst mal einen Schluck genehmigen und genießen den Blick über die Weinberge, in das Maintal, das unter uns liegt. Diese Mainschleife ist eine ganz besonders reizvolle Ecke, denn der Main hat sich ja damals hier eingegraben und hat sich diese Rundungen eingefräst mit den Prall- und Gleithängen, die es hier gibt."
Wer im September/Oktober kommt, kann unterwegs reife Trauben naschen, gleich vom Rebstock. Und Martha erzählt von der Arbeit im Weinberg.
" Es ist uns ja ein Anliegen, dass die Leute ihren Wein in Zukunft mit Andacht trinken, damit die wissen, der wächst nicht im Supermarkt, sondern der Winzer hat sich darum gemüht ein ganzes Jahr und auch im Keller. "
Wir erleben die Mainschleife auch noch aus einer anderen Perspektive und erkunden mit dem Kanu die Biotope, die nach der Begradigung neben der Fahrrinne übrig geblieben sind.
Altstücke links und rechts vom Kanal, das sieht man noch heute. Und dann halt das Stück ab Volkach bis zur Schleuse Gerlachshausen, das komplette Stück Altmain, das ist so belassen wie es früher mal war.
Eine Bootsschleuse bringt uns vom ausgebauten Main 3 Meter tiefer in den Altmain. Hier treiben uns Stromschnellen voran.
Wir steigen wieder um aufs Fahrrad. Da wir den Main aufwärts radeln, haben wir ab Schweinfurt Rückenwind und die Steigung ist praktisch nicht zu merken.
Es fährt sich gut am Main. Meist auf ausgebauten Radwegen.
Unsere nächste wichtige Station ist Bamberg. Und hier ist es "aus" mit dem Wein. Hier beginnt Bierfranken. Allein in Bamberg gibt es 9 oder 10 Brauereien. Bamberg hat die größte historische Altstadt Deutschlands, den Dom mit dem Bamberger Reiter und feiert in diesem Jahr 1.000 Jahre Bistum Bamberg. Gegründet wurde es von Heinrich dem II. als der noch nicht deutscher Kaiser war. Er ließ auch den ersten Dom bauen. Heinrich und seine Frau Kunigunde hatten keine Kinder, die für ihr Seelenheil hätten beten können, also sollten das andere tun.
"Zum Gedächtnis, als Erinnerung hat er also dieses Bistum gegründet, den Dom gebaut, dass man für alle Zeit und Ewigkeit für ihn betet, für das Seelenheil betet. Das war das Entscheidende zur damaligen Zeit, und das hat sehr gut funktioniert, denn wir beten immer noch für ihn und seine Kunigunde, unser heiliges Kaiserpaar."
Bamberg ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Deutschlands und das alte Rathaus ein besonderes, es wirkt eher wie ein Brückentor und steht mitten in der Regnitz.
" Also ein Brückenhaus war der Ursprung, ein Brückenturm. Ein alter Wachturm. Wir haben bereits um das Jahr 1000 hier eine Brücke aus Stein gehabt. Der Turm kam im 12. Jahrundert dazu und dann eben der Anbau eines Verwaltungsgebäudes. Daraus ist letzlich das alte Rathaus geworden. Ein Bürgerstolz. "
Die Regnitz galt damals als Grenze zwischen der bürgerlichen und der kirchlichen Stadt. Beide Seiten konnten sich wohl nicht einigen - so sagt man - auf wessen Boden das Rathaus stehen sollte. Also wurde es in den Fluß gesetzt.
Bei Bamberg zweigt der Main-Donau-Kanal ab und nimmt die großen Schiffe mit. Wir folgen weiter dem Lauf des Mains, der nun als recht kleines Flüsschen dahin plätschert. Hinter Bad Staffelstein sehen wir oben auf den Höhen, die das Maintal begrenzen, 2 große Kirchen aus Sandstein, ocker-gelb. Pater Christof:
" Sie gehören zusammen mit dem Staffelberg zu den 3 Perlen des Gottesgarten am Obermain, so heißt hier dieses Gebiet. Der Staffelberg ist ein sehr beeindruckender Berg, dort waren auch Kelten. Dann zur Linken, wenn man weiter fährt, sieht man dieses mächtige Kloster Banz, früher eine Benediktinerabtei. Und dann ein bisschen weiter fahrend sieht man
Dann mitten im Wald diesen wunderbaren Bau von Vierzehnheiligen, wo wir jetzt gerade sind."
Der Anstieg hat viel Schweiß gekostet. Viele Wallfahrer-Gruppen kommen hierher, zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Motorrad. Und wir stellen uns vor, dass diese sich - nach der Mühe - in der prächtigen Barock-Basilika fühlen - wie im Himmel.
" Das ist genau die Empfindung, warum das eigentlich auch so gebaut wurde. Das ist ein Bau von Balthasar Neumann, einem der berühmtesten Architekten in Deutschland. Das ist genau der Hintergedanke von Barock-Kirchen, diese Kirche ist eine Mischung zwischen Barock und Rokkoko, für den einfachen Gläubigen schon einen vorgeschmack des Himmels zu präsentieren."
Einst war der Main Grenze zum heidnischen Nord-Osten und das gegenüber liegende Kloster Banz Ausgangsort für Missionierung.
Wir erreichen Kulmbach, erklimmen den steilen Burgberg, allerdings zu Fuß, und kommen in die mächtige Plassenburg. Um 1600 schrieb ein Chronist:
""Dergleichen in Deutschland nit zu finden sey." Das heisst also, es handelt sich damals und heute um eine der bedeutendsten Burganlagen überhaupt. Und berühmt ist der so genannte Schöne Hof im Stile der deutschen Renaissance."
Im Sommer finden hier Konzerte statt, und die Plassenburg beherbergt das welt-größte Zinnfigurenmuseum mit abertausenden Zinnfiguren, diese wurden erfunden als das Porzellan aufkam und die Zinnteller und -Krüge ersetzte. Und es gibt ein riesiges Diorama.
"Dargestellt ist die Belagerung und natürlich überschneidend bereits die Erstürmung der Stadt Kulmbach durch die sogen. Bundesständischen Truppen. Es handelt sich hier um eine zahlenmäßig originalgetreue Nachbildung des damalilgen Ereignisses. Normalerweise werden Schlachten auf ein Sechstel reduziert. Hier aber waren so viele Truppelteile zugange."
Die frühere Mönchhof-Brauerei am Stadtrand ist jetzt das Bayerische Bier- und Brauereimuseum. Und zeigt die Ursprünge des Bieres. Schon die Sumerer sollen vor 5.000 Jahren Bier gebraut haben. Das Museum zeigt auch, wie heutzutage aus dem Korn das Bier wird. Theoretisch und auch praktisch in gläsernen Sudkesseln. Was drinnen im Kessel passiert, das kriegt man sonst nirgends zu sehen. Oben auf dem Bier schwimmt ein bräunlicher Schaum, nicht sehr appetitlich. Die Männer schütteln sich: das trinken wir?
"Nein, diese oben aufschwimmende Hefe ist am Absterben, die wird abgeschöpft. Und das im Gärbottisch entstehende Jungbier muss ja dann noch reifen, kommt in die Lagertanks, und da klärt es sich, sagt der Fachmann, es setzt sich einiges ab."
Am Ende gibt es ein Glas Museumsbier, das dann doch schmeckt.
Und am Abend kehren wir ein beim Hagleitner Wirt. Der kredenzt zur Bierprobe ausgefallene Kulmbacher Biere.
"Das stärkste Bier der Welt, nennt sich "EKU 28", Eisbock, Märzen- oder Festbier, ein dunkles Pils, helles Pils und am Schluss gibt's noch ein flambiertes Bier aus Weizenbier."
Bei Kulmbach treffen der Rote und der Weiße Main zusammen, bilden den Main, den wir über 500 Km neben dem Radweg hatten. Wir folgen noch ein Stück dem Roten Main, in der Fränkischen Alb wird es etwas bergig. Und unsere letzte Station -Bayreuth - kommt uns recht preußisch vor. Kein Wunder, denn die Schwester des Preußenkönigs Friedrich der Große - Wilhelmine - wurde hierher verheiratet.
"Sie hat die alten Holzhäuser abreißen lassen, zum Teil weil Holzhäuser leichter brennen. Aber der wichtigste Grund war für sie bestimmt, weil sie Barock-Steinhäuser eben schöner fand und zum Repräsentieren gehörte eben eine schöne Barock-Stadt."
Wir sehen das Wohnhaus von Richard Wagner, sein berühmtes Festspielhaus und das markgräfliche Opernhaus, dass die kunstsinnige Wilhelmine bauen ließ.
"Es gilt als das schönste noch erhaltene Holz-Barock-Theater der Welt. Hat lange Zeit einen Dornröschenschlaf hinter sich gehabt. Deswegen steht es wohl auch noch. Denn es ist ganz aus Holz, früher nur mit Kerzen beleuchtet. Und jetzt eben mit elektrischem Licht. Aber immerhin: jede Aufführung in diesem wunderschönen Theater - es gibt 20 bis 30 im Jahr - bedarf einer Sondergenehmigung von der Feuerwehr. "
Ja sicher, ehrgeizige Sportler können auch am Main Kilometer fressen. Doch es ist schade drum, denn es gibt so viel zu sehen.