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Abwärtstrend auf griechischen Straßen

Der drastische Sparkurs in Griechenland trifft dort auch immer mehr die Automobilwirtschaft. Teure Autos werden zu Spottpreisen verscherbelt, immer mehr Fahrer sparen an der Versicherung.

Von Marianthi Milona | 19.08.2013
    Keiner will sie haben: Obwohl relativ neue BMW deutlich im Preis gesenkt wurden, bleiben sie ein Ladenhüter. Im Gegenzug werden die alten Autos momentan in Griechenland immer häufiger zur Reparatur gebracht. Stavros Hatsoudis, seit 30 Jahren Automechaniker im Zentrum Thessalonikis, erklärt:

    "Im Verhältnis zu anderen Berufszweigen geht es uns gut. Die kleinen Autos sind bei den Griechen so heiß begehrt, wie noch nie. Weil sie weniger Steuern kosten und weniger Sprit verbrauchen. Wer ein kostengünstiges Auto hat, der bringt es inzwischen eher zur Reparatur, anstatt es gegen einen Neuwagen auszutauschen."

    Und deshalb schreibt der griechische Neuwagenmarkt in diesem Jahr bisher so rote Zahlen wie nie zuvor. Das hinterlässt auch Spuren bei den bislang gut florierenden Gebrauchtwagenhändlern, wie Panagiotis Batsiolas.

    "Als die Krise im Jahr 2008 ausbrach, wurden in Griechenland noch 300.000 Neuwagen verkauft. Im letzten Jahr waren es nur noch 58.000. Aber allein die Hälfte davon ging an die Mietwagenfirmen. Da aber der Gebrauchtwagenmarkt vom Neuwagenkauf abhängig ist, rücken fast keine Gebrauchtwagen mehr nach."

    Begehrt sind vor allem preiswerte Wagen älteren Baujahrs. Denn für einen Mercedes 200 zum Beispiel Baujahr 2010, mit 50.000 Kilometer müssen zwar höchstens 15.000 Euro bezahlt werden. Aber wer hat die in Griechenland noch. Gebrauchtwagenhändler Batsiolas bemerkt zynisch:

    "Weil weniger Autos verkauft werden, haben wir zum einen damit auch das Verkehrs- und Parkproblem gelöst. Zum anderen werden die großen Autos Baujahr 2010 wieder zurück nach Deutschland gebracht oder nach Georgien, Rumänien, Bulgarien oder Russland verkauft. Überlegen sie mal, das sind Autos im Wert einer Eigentumswohnung."

    Die Krise verursacht den Griechen aber auch Probleme bei der Zahlung ihrer KFZ-Versicherung. Gab es früher circa 250.000 Autos auf den griechischen Straßen, die unversichert waren, ist deren Zahl heute auf zwei Millionen angestiegen, heißt es seitens der griechischen Verkehrsbehörde. Der Versicherungskaufmann Blaseis Papastolou verkauft von Tag zu Tag immer weniger Autoversicherungen.

    "Die Versicherungen haben in der Krise ihre Preise um zwölf Prozent gesenkt. Sie bleiben aber für viele Autofahrer noch immer unerschwinglich. Dennoch gibt es keinen Spielraum mehr für die Autoversicherer. Die Ersatzteile sind teuer geworden und im Falle eines Material- oder Sachschadens müssen sie ja noch die Kosten tragen können."

    Wer heute auf Griechenlands Straßen unterwegs ist, der braucht eiserne Nerven.