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AfD-Kundgebung in Magdeburg
Pfefferspray-Attacke auf Journalisten

In Magdeburg kam es am Mittwochabend während einer Demonstration der Alternative für Deutschland (AfD) zu Übergriffen gegenüber Journalisten. Ein MDR-Team sowie ein ZDF-Kameramann wurden mit Pfefferspray attackiert. Ein Tatverdächtiger konnte von der Polizei vorläufig festgenommen werden.

Von Christoph Richter | 28.01.2016
    AfD-Demonstration in Magdeburg
    AfD-Demonstration in Magdeburg (dpa)
    Die Mitarbeiter zweier Fernsehteams des MDR und des ZDF wurden auf der gestrigen Magdeburger AfD-Demo mit Pfefferspray attackiert. Einem Sicherheitsmann, den der Mitteldeutsche Rundfunk bereits aus Vorsichtsmaßnahmen engagiert hatte, konnte den Angriff nicht abwehren. Er wurde mit Reizgas im Gesicht getroffen, weshalb er später im Krankenhaus behandelt werden musste. Auch ein weiterer redaktioneller Mitarbeiter erlitt Augenreizungen. Aus nächster Nähe direkt mitverfolgt hat das Geschehen MDR-Redakteurin Jana Merkel.
    "Wir mussten den Dreh unterbrechen, abbrechen. Die Polizei hat sofort Hilfe geleistet. Es gab sehr nette Polizeisanitäter, die sich sofort sehr nett um unseren Polizei-Sanitäter gekümmert haben, der wirklich schlimm ausgesehen hat. Ich war ziemlich entsetzt."
    Pefferspray gegen Kameramann
    Kameramann Markus Müller-Engelke, der für das ZDF-Landesstudio Sachsen-Anhalt im Einsatz war, bekam mehrere Sprühstöße aus einem Pfefferspray in die untere Gesichtshälfte. Seiner Ansicht nach waren die Angriffe gezielte Attacken aus den Reihen der AfD-Demonstrationsteilnehmer.
    "Uns erkennt man eben mit der Kamera, klar und direkt. Ich hatte den Eindruck, wenn jemand so ein Spray mitführt auf so eine Demo, dann hat man auch was vor. In dem Falle eben gegen die Presse vorzugehen."
    Polizeibeamte nahmen einen mutmaßlichen 19-jährigen Tatverdächtigen unmittelbar nach dem Übergriff vorläufig fest und beschlagnahmten - nach Angaben der Polizei - das Pfefferspray, sowie einen Totschläger.
    "Ich glaube, dass das die AfD auf ihre Kappe nehmen muss. Ja, ganz klar. Die aggressive Stimmung, die da durch die Redner geschürt wird, gegen Journalisten, gegen Medienvertreter, das machen die ja nicht umsonst. Das hat Konsequenzen, diese Konsequenzen haben wir heute zu spüren bekommen. Am eigenen Leib, meine Kollegen und ich, und die Kollegen vom ZDF."
    Dritte Demonstration der AfD in Magdeburg
    Die Alternative für Deutschland (AfD) hatte in Magdeburg zu ihrer dritten Demonstration unter dem Motto "Demo gegen Politikversagen!" aufgerufen. Redner waren u. a. Sachsen-Anhalts AfD-Landeschef André Poggenburg und Thüringens AfD-Chef Björn Höcke.
    Im Oktober waren noch 2.000 Menschen nach Magdeburg gekommen, am gestrigen Mittwoch-Abend hat die Polizei 600 Teilnehmer gezählt. AfD-Landeschef André Poggenburg – der Anfang der Woche in die Schlagzeilen geraten war, weil im Oktober vergangenen Jahres gegen ihn ein Haftbefehl erlassen wurde, weil er sich weigerte seine Vermögensverhältnisse offenzulegen - schwor die Demonstranten auf die Landtagswahl am 13. März ein. MDR-Redakteurin Jana Merkel beobachtet im Laufe des Wahlkampfs in Sachsen-Anhalt eine Radikalisierung der AfD-Anhänger.
    "Mein Erleben ist durchaus, dass die Stimmung aggressiver wird. Ich bin bestürzt, dass wir Journalisten nicht mehr einfach unsere Arbeit machen können, sondern Angst haben müssen, dass wir angegriffen werden, nur weil wir ins Gespräch kommen wollen mit den Leuten. Das geht einfach zu weit."
    Sachsen-Anhalts AfD-Landeschef Poggenburg hält 20 Prozent bei der Wahl für realistisch und hofft darauf, als zweitstärkste Kraft in den Landtag einzuziehen. Nach Angaben der Polizei versuchten, rund 150 Gegendemonstranten die AfD-Kundgebung mit Trillerpfeifen und Tröten zu stören. Auch das Licht des Magdeburger Doms wurde ausgeschaltet, die Glocken läuteten immer wieder, um die Veranstaltung zu stören.