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Afrikanisches Champions-League-Finale
Frust in Tunesien, Freude in Marokko

Afrikas Fußball-Verband CAF hat nach einer Panne beim Videobeweis die Wiederholung des afrikanischen Champions-League-Finales auf neutralem Boden angekündigt. Der Verband steht nach dieser Entscheidung erneut im Zentrum der Kritik.

Von Jens Borchers | 06.06.2019
Nach dem Spiel zwischen Wydad Casablanca und Esperance war es auf dem Spielfeld und den Tribünen teilweise zu tumultartigen Szenen gekommen.
Nach dem Spiel zwischen Wydad Casablanca und Esperance war es dem Spielfeld und den Tribünen teilweise zu tumultartigen Szenen gekommen. (dpa/ picture alliance/ Anadolu Agency)
Die Reaktionen auf die Entscheidung des afrikanischen Fußballverbandes CAF waren ziemlich vorhersehbar. Anhänger des tunesischen Finalisten Esperance Tunis schütteln verzweifelt bis wütend den Kopf über die CAF:
"Das ist ein Desaster, eine blamable Entscheidung, eine Schande für den afrikanischen Fußballverband. Es gibt keinen Grund für diese Entscheidung. Die CAF-Funktionäre sagen es sei wegen der Sicherheit, dabei haben wir alle gesehen, dass die Sicherheitsmaßnahmen ein voller Erfolg waren."
Tunesischer Fußballclub will die Entscheidung anfechten
Sehr genau haben die tunesischen Fans registriert, dass jetzt Sicherheitsbedenken für die Entscheidung herangezogen werden, das Finale an neutralem Ort zu wiederholen. Ja, es waren einige Gegenstände auf den Platz geflogen, es gab Rangeleien. Aber Tunesiens Premierminister Youssef Chahed höchstpersönlich sagte, die Sicherheitskräfte hätten gut gearbeitet – die Entscheidung des afrikanischen Fußballverbandes sei eine Farce. Chahed unterstützt die Proteste des Clubs Esperance Tunis. Der Premierminister weiß natürlich, dass er damit Esperance-Fans wie Mehdi aus der Seele spricht:
"Die Marokkaner haben anfangs den fehlenden Videobeweis als Grund für ihre Beschwerde genannt. Plötzlich geht es um Sicherheitsfragen. Da stimmt doch was nicht."
Deshalb will der tunesische Fußballclub die Entscheidung anfechten.
Ganz anders die marokkanische Seite. Auch hier meldet sich der Regierungschef zu Wort und versichert, er werde den marokkanischen Verein Wydad Casablanca unterstützen. Vertreter des marokkanischen Fussballverbandes lobten die Entscheidung der CAF als "wohl begründet". Das sei die beste Lösung angesichts der Ereignisse in Tunis.
Afrikas Fußballverband ist damit mal wieder im Zentrum der Kritik. Denn seine eigenen Richtlinien schreiben vor: Eine Mannschaft, die sich weigert, ein Match zu Ende zu spielen – aus welchem Grund auch immer – müsse disqualifiziert werden. Stattdessen wird das afrikanische Champions League-Finale nun wiederholt: Auf neutralem Terrain. Wo und wann – das ist noch offen.