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Aktienhändler oder Umzugshelfer?

Welche Auswirkungen hat die Finanzkrise auf Studentenjobs? Müssen sich die Studierenden nun um die Restplätze "prügeln"? Stehen jetzt alle Schlange bei den Arbeitsvermittlern? Nein. Denn die Misere wird etwas abgefedert: In bestimmten Bereichen gibt es nämlich einen Zuwachs von Arbeitsangeboten.

Von Jens Rosbach |
    Bei der studentischen Arbeitsagentur Heinzelmännchen geht alles seinen gewohnten Gang - trotz Krise. Wie üblich kontaktieren jeden Tag rund 300 Studierende die Berliner Jobvermittlung. Einige suchen Stellen, andere haben bereits Arbeit - und warten auf Abrechnungsunterlagen.

    Umfrage: "Ich arbeite auf dem Bau, zwei, drei Tage die Woche. Solche Jobs sind eigentlich immer da."

    "Ich hatte schon in einer Messe gearbeitet, aber da gibt es keinen Job. Sehr schwierig ist es."

    "Ich - jetzt suche keinen Job, ich habe einen Job gefunden, kein Problem!"

    "Ich bin gerade aus Spanien angekommen und hier in Deutschland ist es noch viel besser als da. Also den Unterschied merkt man schon."

    Die Stimmung ist durchwachsen - genauso wie die Joblage. Bei Heinzelmännchen, der bundesweit größten Studentenjob-Vermittlung, sind wegen der Wirtschaftsflaute zehn bis fünfzehn Prozent der bislang 30.000 Stellen weggebrochen. Arbeitsvermittler Daniel Cohn beobachtet einen extremen Abbau in großen und mittelgroßen Firmen. Dafür habe es aber in einem anderen Bereich einen Zuwachs gegeben, der die Verluste wieder etwas dämpfe, sagt er.

    "Wir können eine Verschiebung beobachten hin zu den privaten Arbeitgebern. Das heißt, das wir mehr Aufträge haben im Bereich der Umzugshelfer, Haushaltshilfen, handwerkliche Tätigkeiten. Das heißt, dass die Leute schon genau schauen, wo kann ich Geld einsparen, suche ich mir einen Studenten und rufe eben nicht den Malerbetrieb an, der mir die Wohnung renoviert für wesentlich mehr Geld."

    Die Heinzelmännchen-Vermittler räumen allerdings ein: Die neuen Studi-Jobs sind zumeist nur Eintagsfliegen.

    "Es geht darum, dass diese Jobs, die im privaten Sektor laufen, meist kurzfristige Angebote sind. Das heißt, dort kann ich weniger Geld verdienen und habe keine langfristige Perspektive. Bei den anderen Tätigkeiten, insbesondere bei den Bürojobs, ist es doch immer so gewesen, dass man über einen langen Zeitraum ein gesichertes Einkommen hat."

    Wer dauerhaft Geld verdienen will - und möglichst noch in einem ausbildungsnahen Bereich, der muss auch Eigeninitiative zeigen. So wie Sebastian Schwarz. Der 25-jährige Student der Betriebswirtschaftslehre arbeitet bei einer Berliner Wertpapierhandelsbank - als Aktienhändler. Schwarz hat sich zuvor jahrelang in einem studentischen Börsenverein engagiert. Dieser veranstaltet regelmäßig Finanzmessen - mit Spitzenmanagern.

    "Also ich habe schon mit Leuten zum Beispiel aus Banken, auch teilweise aus großen Banken gesprochen. War natürlich am Anfang bisschen komisch, weil man wusste: Okay, der wird vielleicht dies und dies Einkommen etwa haben und die und die Leute unter sich - schon ein bisschen beeindruckend. Ja, und so kann man halt den Kontakt herstellen."

    Der BWL-Student darf nicht erzählen, wie viel er beim "Aktienzocken" - wie er selbst formuliert - nun verdient. Sein Gehalt sei aber nicht schlecht, erklärt er lachend.

    "Was auf jeden Fall ein Vorteil ist, ist dass wir als Makler ja zum Beispiel an diesen Crashtagen, wo alle Leute geflucht haben und manche Leute viel Geld verloren haben, da haben wir von profitiert. Deswegen sind Krisenzeiten sozusagen für uns halt gut. Wenn halt ordentlich was los ist an der Börse, dann haben wir gut was zu tun und haben die Möglichkeit, zwar nicht die Gewähr, aber die Möglichkeit, gute Gewinne zu machen."

    Bei der Heinzelmännchen-Agentur weiß man, dass solche exklusiven Tätigkeiten nichts für die Masse der Nebenjobber sind. Deswegen haben die Arbeitsberater nun eine neue "Fachjobdatenbank" eingerichtet. Diese vermittelt ganz gezielt Berliner Studierende, die gut Fremdsprachen sprechen oder besonders viele Praktika beziehungsweise Weiterbildungen vorweisen können.

    "Das heißt: Wenn irgendein Job rein kommt, der dem Profil entspricht, bekommt der Studierende eine Mail und dieses entsprechende Jobangebot."

    Weitere Tipps, nicht nur für Berliner Studierende, gibt es unter www.studentenwerke.de, Rubrik Studienfinanzierung. Oder unterjobboerse.arbeitsagentur.de