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Aktionäre bluten für Rettung von Solarworld

Die Aktionäre haben auf viel Geld verzichtet und den Weg für die Rettung von Solarworld geebnet. Doch die Belegschaft im sächsischen Freiberg, weltweit der Hauptproduktionsstandort des Herstellers von Solarmodulen, bleibt unruhig, da keiner weiß, wie das geplante Sanierungskonzept umgesetzt wird.

Von Nadine Lindner | 08.08.2013
    Erleichtert, aber nicht euphorisch. So hat die Belegschaft in Freiberg auf die Nachrichten auf die Entscheidung des Aktionärstreffens reagiert. Gestern am späten Abend hatten die Solarworld-Aktionäre den Weg für die Konzernrettung geebnet. Die Betriebsratsvorsitzende Anke Martin-Heede am sächsischen Produktionsstandort hat heute schon mit vielen Beschäftigen gesprochen:

    "Ich bin erleichtert, dass es so über die Bühne gegangen ist und freue mich, dass wir jetzt wieder nach vorne blicken können und optimistisch unseren Aufgaben nachgehen können. Die Stimmung in der Belegschaft ist noch verhalten. Alle warten noch darauf, wie geht es weiter, speziell hier im Unternehmen, weil der Standort Freiberg ja sehr entscheidend ist für diese Region hier und für Mitarbeiter, die hier tätig sind."

    Die Unruhe bleibe, weil noch niemand wisse, wie das geplante Sanierungskonzept in Freiberg umgesetzt werde. Freiberg ist weltweit der Hauptproduktionsstandort des Solarmoduleherstellers. Zurzeit arbeiten hier 1300 Beschäftigte, darunter sind rund 200 Leiharbeiter. In Spitzenzeiten waren bis zu 2000 Menschen an diesem Standort von Solarworld beschäftigt.

    Getroffen haben die Entlassungen im vergangenen Jahr vor allem Leiharbeiter und befristete Beschäftigte. Die Betriebsratsvorsitzende Martin-Heede glaubt allerdings nicht, dass es noch weitere Entlassungen in Freiberg geben wird. Trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Kritik sieht sie Konzern-Chef Frank Asbeck auf dem richtigen Weg, obwohl die Aktionäre auf einen großen Teil ihrer Forderungen verzichten müssen.

    "Des einen Freud, des anderen Leid. Ich finde es sehr gut, dass man sich nicht gegen die Solarworld gestellt hat. Offensichtlich ist es Herrn Asbeck gelungen, die Strategie des Unternehmens rüberzubringen, sodass wir weiterhin Bestand haben."

    Erleichtert fallen auch die Reaktionen vor dem Werkstor und in den Straßen der Stadt Freiberg aus. Wer nicht selbst beim Solarmodulehersteller arbeitet, hat Freunde und Familie, die dort tätig sind.

    "- Es wäre ein Verlust für die Region, wenn es Solarworld nicht mehr geben würde.
    - Meine Schwiegertochter arbeitet dort, deswegen hoffe ich, dass es weitergeht.
    - Die deutsche Solarindustrie wird sich sicherlich gegenüber der chinesischen Solarindustrie durchsetzen. Denn das Know-how ist Deutsch, das ist von uns."

    Obwohl nicht mehr so viele Menschen bei Solarworld beschäftigt sind, zählt das Unternehmen zu den größten Arbeitgebern und natürlich auch Steuerzahlern der Region. Optimistisch, wenn auch zurückhaltend optimistisch reagiert Bürgermeister Holger Reuter. Er ist für die Stadtentwicklung der sächsischen Gemeinde zuständig.

    "Ich glaube, dass die Entscheidung, die man in den letzten drei Tagen getroffen hat, die richtige ist. Sie sichert erst mal die Solarindustrie in Deutschland mit der Solarworld. Ich denke, dass die richtigen Schlussfolgerungen aus den vergangen Jahren gezogen werden und dass damit das Unternehmen dann auch eine Zukunft hat."

    Die letzten Wochen waren also eine Zitterpartie für Mitarbeiter, Einwohner und Stadtvertreter. Gebangt haben auch die zahlreichen Zulieferer, die sich in der Region auf Produkte für die Solarbranche spezialisiert haben, erklärt Anke Martin-Heede. Solarworld ist nicht die einzige Solarfirma in den neuen Bundesländern, die in Schwierigkeiten geraten ist. Zuvor mussten bereits Q-Cells und Sovello aus Sachsen-Anhalt Insolvenz anmelden.