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Aktionstag der Islamverbände
2.000 Muslime beten gegen den Hass

Deutschlandweit haben die muslimischen Verbände zu einer Aktion gegen Unrecht, Hass und Islamfeindlichkeit aufgerufen. Sie verurteilten dabei Anschläge auf Moscheen und den Terror des IS in Irak und Syrien. Der Bundesinnenminister nahm an einer Mahnwache in Hannover teil.

Von Kemal Hür |
    Muslime beten am 19.09.2014 auf der Skalitzer Straße vor der Mevlana Moschee in Berlin während der Aktion der islamischen Verbände gegen Rassismus und Extremismus. Mit einem öffentlichen Friedensgebet und einer Kundgebung haben mehr als tausend Muslime in Berlin-Kreuzberg gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Extremismus demonstriert.
    Mit einem öffentlichen Friedensgebet und einer Kundgebung haben mehr als tausend Muslime in Berlin-Kreuzberg gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Extremismus demonstriert. (picture alliance / dpa / Maja Hitij)
    Mehrere Hundert Muslime haben ihr Freitagsgebet auf eine Straße im Zentrum von Berlin-Kreuzberg verlegt. Vor der Mevlana-Moschee, auf die vor einigen Wochen ein Brandanschlag verübt wurde, reihten sich die Gläubigen auf ihren Gebetsteppichen auf und beteten in Richtung Mekka. Der Imam predigte auf Deutsch. Dieses Gebet war Teil der bundesweiten Aktion der Muslime gegen Unrecht, Hass und Islamfeindlichkeit.
    Insgesamt beteiligten sich daran über 2.000 Moscheen. In neun Städten wurden - wie in Berlin - zentrale Mahnwachen abgehalten. Und es wurde ein gemeinsamer Text vorgelesen. Darin verurteilten die muslimischen Verbände die Anschläge auf die Moscheen. Und sie betonten, dass der Terror des selbst ernannten Islamischen Staates IS von ihnen nicht geduldet werde. In Berlin sprach Bekir Alboga im Namen des Koordinierungsrates der Muslime.
    "Obwohl Allah keinen Unterschied zwischen den Menschen macht und sie im Jenseits alle nach ihrem Glauben und ihren Taten beurteilen wird, maßen Menschen sich an, sich über andere Menschen zu stellen und über sie im Diesseits zu richten."
    Vorschlag eines gemeinsamen Aktionstages
    Zu der Veranstaltung in Berlin-Kreuzberg waren Vertreter der Bundestagsfraktionen, der Zivilgesellschaft und der Kirchen gekommen. Als einziger Gast sprach der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche zu den versammelten Muslimen. Er sagte, die nächste Veranstaltung gegen Unrecht, Hass und Rassismus müssten Christen, Juden und Muslime gemeinsam organisieren. Es sei wichtig, dass sich die Muslime mit diesem Aktionstag von dem Terror des Islamischen Staates distanzieren und zeigen, dass niemand im Namen einer Religion und im Namen Gottes Menschen abschlachten dürfe. Schneider erinnerte an die Kreuzzüge und sagte, auch im Namen des Christentums seien Glaubenskriege geführt worden. Man müsse deswegen auch selbstkritisch mit der eigenen Religion umgehen.
    "Ich bin der Einladung gerne gefolgt, weil es notwendig ist, dass die Repräsentanten der Religionen gegen Hass, gegen Rassismus, gegen Terror und Gewalt aufstehen, zusammenstehen und deutlich machen, dass unsere Religionen nicht dazu dienen dürfen, Krieg zu legitimieren und Gewalt, sondern dem Frieden sollen sie dienen."
    Schneiders Vorschlag, die nächste Aktion gegen Unrecht, Hass und Gewalt gemeinsam zu organisieren, begrüßten die Muslime und anwesenden Politiker, darunter der Grünen-Chef Cem Özdemir, die Generalsekretärin der SPD Jasmin Fahimi und der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei Gregor Gysi.
    Bundesinnenminister Thomas de Maiziere nahm an der Mahnwache in Hannover teil. De Maiziere rief zum Frieden zwischen den Religionen und Kulturen auf und verurteilte die Anschläge auf Moscheen und Synagogen als "schändlich". Bundesjustizminister Heiko Maas begrüßte den Aktionstag und sagte den Muslimen bei ihrem Protest gegen den extremistischen Islamischen Staat seine volle Unterstützung zu. Vom Terror des IS distanzierten sich auch die in Berlin-Kreuzberg betenden Muslime und die Anwohner.
    "Ich persönlich bin da, damit ich den Muslimen in Deutschland meine Solidarität ausdrücken möchte und ich der Meinung bin, dass der Islam zu Deutschland gehört. Ich fand das sehr gut, das hat ein Zeichen gesetzt und das widerspiegelt, was auch die meisten Moslems auf der ganzen Welt denken. Fand ich gut, dass das mal gesagt wird. Wir sind auch gegen den Terror im Osten. Trotzdem werden wir mit denen in ein Boot gesetzt und gesagt, ja, ihr gehört dazu. Das finde ich falsch, und darum sind wir heute auch alle hier."