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Akustisches Puzzle

Auf dem neuen Album der Londoner Band Thenewno2 werden in collagenartiger Form traditionelle Instrumente, Elektronik, Samples, Pop und Hip-Hop zusammengebracht. Kopf der Band, Dhani Harrison, ist Sohn von George Harrison. Und so erinnert die Musik an manchen Stellen an die Beatles – ohne sie zu kopieren.

Von Kurt Gerland | 12.10.2012
    Dhani Harrison ist ein sehr vorsichtiger Gesprächspartner. Bei Fragen, die sich auf seinen Vater oder die Beatles beziehen, weicht er aus. Fragen, die oft gestellt werden . Zum Einen weil sein Äußeres sehr an den George Harrison aus "All things must pass"-Zeiten erinnert. Und auch ,weil bisweilen unüberhörbar ist, wer Dhanis Gesang und Gitarrenspiel beeinflusst hat.

    Es gibt schöne Momente auf "The Fear Of Missing Out" dem zweiten Album von Dhani Harrisons Band Thenewno2, da erinnert die Musik an seinen Vater ohne ihn zu kopieren. Im Großen und Ganzen aber klingen die Songs wie ein akustisches Puzzle, bei dem traditionelle Instrumente, Elektronik, Samples , Pop, Folk und Hip-Hop in einer collageartigen Form zusammengebracht werden, ohne die Melodien zu vernachlässigen.

    Das Studio wird dabei zum Instrument, aber Dhani Harrison weiß schon lange vor der Produktion wie es nachher klingen soll.

    "Ich höre das alles schon vorher in meinem Kopf und es erfordert einen großen Lernprozess, um das dann später im Studio auch so umsetzen zu können. Wir probieren einfach das aus, was wir gefühlsmäßig hören wollen, und erst, wenn es dann wirklich so klingt, wie es einem im Kopf vorschwebt, ist der Song fertig."

    Mit Pete Hicks, dem Sohn des Hollies Gründungsmitgliedes Tony Hicks, gehört dabei nicht nur ein dreifacher Grammy Gewinner fest zur sechsköpfigen Band, sondern auch jemand, der ähnliche Klangideen im Kopf hat wie Dhani. Dem ist es wichtig, dass Thenewno2 nicht seine Band ist, sondern das Projekt aller Beteiligten.

    "Ich glaube, dass es gute Kunst ist, über die Zeit nachzudenken. Und in den letzten zehn Jahren gab es eine Menge Angst und Unentschlossenheit. Es sind wirklich schlimme Dinge passiert, und ich denke, dass die Leute durch die Berichterstattung in den Medien noch mehr verunsichert worden sind. Und Viele sind sozial aus der Spur geworfen worden. Die Musik funktioniert dabei wie ein Spiegel."

    Ein Spiegel, bei dem es nur um das eigene Erleben der Umwelt geht.

    "Ich möchte in meinen Songs nicht in unterschiedliche Positionen und Charaktere schlüpfen. Ich kann mir vorstellen, wie es wäre, wenn ich der oder der wäre. Ich versetze mich in dessen Lage und schreibe einen Text, der sich anhört, als hätte ich das selbst erlebt. Für mich ist diese Art des Geschichten Erzählens nur eine Form, mit der man seine eigenen Probleme austrickst."

    "The wall around", ein Track, bei dem Dhani Harrison und Thenewno2 nicht nur ihre Begeisterung für die Möglichkeiten des Hip-Hop ausleben, sondern bei dem mit RZA, dem Mastermind der amerikanischen Rap-Posse Wu Tang Clan auch jemand zu Wort kommt, der Dhanis schon lange inspiriert.

    Aber es sind nicht nur Vertreter der modernen Kultur, die Dhani Harrison beeinflussen. Auf die Frage, ob es jemanden aus der Vergangenheit gibt, der ihn fasziniert, bringt er einen doch eher unerwarteten Namen ins Spiel.

    "Ich war schon immer ein großer Fan von Vincent Van Gogh. Irgendetwas hat bei mir geklickt, als ich als Kind zum ersten Mal seine Bilder sah. Sie gaben mir das Gefühl, zu verstehen, wie er fühlte. Die Art und Weise, wie er Farben an die Dinge brachte, für die er eine Hommage malte. Ich wünschte, ich könnte ihn kennenlernen. Ich finde ihn einfach faszinierend, und sogar auf dem Album gibt es Songs, die durch ihn inspiriert wurden. 'Wide Awake' hat zum Beispiel einen Bezug zu seinem letzten Bild 'Weizenfeld mit Krähen'."