Die Immobilienmakler in David Mamets "Glengarry Glen Ross" mögen sich ja über die schlechten Verkaufsaussichten beklagen, aber die Wiederaufnahme des Stücks am Broadway mit Al Pacino hat an der Theaterkasse einen fulminanten Start hingelegt. Dank einer aggressiven Preispolitik seitens der Produzenten mit durchschnittlichen Ticketpreisen von 180 Dollar bis 350 Dollar in den besten Rängen hat sich "Glengarry Glen Ross" mit mehr als 700.000 Dollar nach den vier ersten ausverkauften Vorstellungen einnahmetechnisch direkt hinter dem führenden Musical "The Book of Mormon" platziert, ein für ein Drama ungewöhnlicher Erfolg. Jeder will Al Pacino in dem Stück sehen, das ihm vor zwanzig Jahren in der Rolle des rücksichtslosen Immobilienmaklers Ricky Roma fast einen Oscar eingebracht hätte. Diesmal spielt er den älteren Makler Shelly Levene, im Film von Jack Lemmon porträtiert, der, einst das Beste Pferd im Stall, verzweifelt versucht, noch einmal das Rennen zu gewinnen. Denn die Zeiten haben sich verändert und das Interesse an Immobilien ist stark gesunken. Um die Verkaufsmotivation unter den Maklern anzuregen, initiiert die Geschäftsleitung einen Wettbewerb, der dem besten Verkäufer einen Cadillac und Zugang zu den fast schon legendären Adressen neuer kaufwilliger Investoren verspricht: den Glengarry Glen Ross Adressen.
Um diesen Wettbewerb zu gewinnen sind den vier Maklern alle Mittel recht: von Lügen und Schmeichelei über Bestechung und Drohungen bis hin zu Einschüchterungen und Einbruch. Und tatsächlich, am nächsten Tag sind die Adressen gestohlen und Büroleiter Williamson muss den Schuldigen finden. Da ist der aalglatte Ricky Roma, für den jeder Verkauf ein Beweis seiner sexuellen Potenz ist, der großmäulige Dave Moss mit seinen Weltvisionen, der schüchterne George Aaronow und eben Shelley Levene, dessen Spitzname "die Maschine" ist.
Al Pacino spielt Levene als einen Menschen, der es allen noch einmal beweisen will. Und er tut dies ohne je die Würde eines alten Profis zu verlieren. Sei es, wenn er mit der Intensität eines verzweifelten Schuldners angesichts eines Schuldeneintreibers der Mafia versucht, Williamson bessere Verkaufsadressen abzuluchsen, wenn er wie ein kleines übermütiges Kind Roma von seinem geglückten Verkauf wie in alten Tagen berichtet, oder wenn er am Ende wie ein geschlagener Hund zum Polizeiverhör in Williamsons Büro muss. Mit dem Mund genauso beredt wie mit seinen Gesten sehen wir einen alten Mann, der noch einmal auf der Gewinnerseite stehen will. Aber es ist eine Aura der Traurigkeit um ihn herum, wie bei jemanden, der im Grunde weiß, dass seine Zeit abgelaufen ist. Manchmal scheint er gar abwesend zu sein, wenn er in dieser Kampfarena der Alpha-Tiere still an seinem Schreibtisch sitzt. Großartig hier John McGinley, der vielen als Sergeant Red O'Neill aus Oliver Stones Antikriegsfilm "Platoon” bekannt sein dürfte, wie er als wütendes Großmaul Dave Moss versucht in einer nicht abrechenden Schimpfkaskade und mit hochrotem Kopf Levene und mit ihm alle Kollegen niederzumachen.
Doch das Tempo der Inszenierung ist auf Al Pacino zugeschnitten, alles ist ein bisschen langsamer, der Humor weniger beißend, die Dialoge weniger scharf und fieberhaft. Bobby Cannavale alias Roma wirkt sogar fast sympathisch, wenn er Levenes erfolgreicher Verkaufsgeschichte zuhört, wissend, dass er die Grundstücke an ein Ehepaar verkauft hat, das bekannterweise verrückt ist.
"Glengarry Glen Ross" handelt von Menschen, deren Überleben vom Sprechen abhängt, vom Verkaufen, vom Abschließen eines Deals. "Always Be Closing" – immer Abschließen - das ist das gnadenlose Motto dieses Geschäfts. Doch ohne den brutalen Drive dieses Geschäfts mag man zwar tiefer in die Figuren sehen, aber die atemberaubende Spannung der Mametschen Dialoge mit ihrer Ich-ertrinke-wenn-ich-nicht-rede-Atmosphäre ist nicht eingelöst. Und so liegt über dem Abend eine melancholische Stimmung, die mehr mit Al Pacinos Interpretation zu tun hat, als mit dem Stück selbst. Es ist, als hätte jemand einen besonders teuren, entkoffeinierten Kaffee gekocht. Immer noch lecker, wenn man Kaffee mag, aber eben ohne den Kick.
Um diesen Wettbewerb zu gewinnen sind den vier Maklern alle Mittel recht: von Lügen und Schmeichelei über Bestechung und Drohungen bis hin zu Einschüchterungen und Einbruch. Und tatsächlich, am nächsten Tag sind die Adressen gestohlen und Büroleiter Williamson muss den Schuldigen finden. Da ist der aalglatte Ricky Roma, für den jeder Verkauf ein Beweis seiner sexuellen Potenz ist, der großmäulige Dave Moss mit seinen Weltvisionen, der schüchterne George Aaronow und eben Shelley Levene, dessen Spitzname "die Maschine" ist.
Al Pacino spielt Levene als einen Menschen, der es allen noch einmal beweisen will. Und er tut dies ohne je die Würde eines alten Profis zu verlieren. Sei es, wenn er mit der Intensität eines verzweifelten Schuldners angesichts eines Schuldeneintreibers der Mafia versucht, Williamson bessere Verkaufsadressen abzuluchsen, wenn er wie ein kleines übermütiges Kind Roma von seinem geglückten Verkauf wie in alten Tagen berichtet, oder wenn er am Ende wie ein geschlagener Hund zum Polizeiverhör in Williamsons Büro muss. Mit dem Mund genauso beredt wie mit seinen Gesten sehen wir einen alten Mann, der noch einmal auf der Gewinnerseite stehen will. Aber es ist eine Aura der Traurigkeit um ihn herum, wie bei jemanden, der im Grunde weiß, dass seine Zeit abgelaufen ist. Manchmal scheint er gar abwesend zu sein, wenn er in dieser Kampfarena der Alpha-Tiere still an seinem Schreibtisch sitzt. Großartig hier John McGinley, der vielen als Sergeant Red O'Neill aus Oliver Stones Antikriegsfilm "Platoon” bekannt sein dürfte, wie er als wütendes Großmaul Dave Moss versucht in einer nicht abrechenden Schimpfkaskade und mit hochrotem Kopf Levene und mit ihm alle Kollegen niederzumachen.
Doch das Tempo der Inszenierung ist auf Al Pacino zugeschnitten, alles ist ein bisschen langsamer, der Humor weniger beißend, die Dialoge weniger scharf und fieberhaft. Bobby Cannavale alias Roma wirkt sogar fast sympathisch, wenn er Levenes erfolgreicher Verkaufsgeschichte zuhört, wissend, dass er die Grundstücke an ein Ehepaar verkauft hat, das bekannterweise verrückt ist.
"Glengarry Glen Ross" handelt von Menschen, deren Überleben vom Sprechen abhängt, vom Verkaufen, vom Abschließen eines Deals. "Always Be Closing" – immer Abschließen - das ist das gnadenlose Motto dieses Geschäfts. Doch ohne den brutalen Drive dieses Geschäfts mag man zwar tiefer in die Figuren sehen, aber die atemberaubende Spannung der Mametschen Dialoge mit ihrer Ich-ertrinke-wenn-ich-nicht-rede-Atmosphäre ist nicht eingelöst. Und so liegt über dem Abend eine melancholische Stimmung, die mehr mit Al Pacinos Interpretation zu tun hat, als mit dem Stück selbst. Es ist, als hätte jemand einen besonders teuren, entkoffeinierten Kaffee gekocht. Immer noch lecker, wenn man Kaffee mag, aber eben ohne den Kick.