Kader Asmal, der als früherer Wasser- und Forstminister Südafrikas auch zwei Jahre lang Vorsitzender der Weltkommission für Staudämme war, ist einer von insgesamt 41 internationalen Experten, von Mercedes-Chef Schrempp bis Cap Anamur Gründer Neudeck, die sich in dem von der Alfred Herrhausen Gesellschaft jetzt vorgelegten Sammelband sehr kritisch, aber auch sehr anregend mit den künftigen Herausforderungen einer wirklich wirksamen und nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit beschäftigen.
Das fast vollständig übereinstimmende Fazit der höchst unterschiedlichen Autoren aus vielen wichtigen Industrie- und Entwicklungsländern: nur eine auf den Prinzipien und auf den dringend erforderlichen Normen fairer Partnerschaft basierende Entwicklungszusammenarbeit wird in der Lage sein, das berechtigte Interesse aller Menschen an einem Leben in Würde und im Einklang mit Natur und Umwelt zu sichern. Kader Asmal schreibt:
Wir können das vergangene Jahrhundert als eine Ära entwicklungspolitischen Versagens, misslungener Projekte und falscher Theorien betrachten. Wir können aber auch nach vorne schauen und Mut, vielleicht sogar Hoffnung, aus dem Umstand schöpfen, dass in jüngster Zeit ein "Prinzip der Partnerschaftlichkeit" an Bedeutung gewinnt, das nachhaltige Entwicklung mit ökologischer Verantwortung verknüpft.
Der Mensch, so resümiert Asmal seine Erfahrungen aus den Verhandlungen mit den Profiteuren und den Opfern großer Staudammprojekte, der Mensch müsse vor den Profit gestellt werden. Dieser zunächst recht blauäugig anmutende Grundsatz wird in den meisten Beiträgen des Sammelbandes mit den verschiedensten Beispielen negativer oder positiver Kooperationsergebnisse in Entwicklungsländern bestätigt. Denn kurzsichtiger Verfolg von Profitinteressen mit Hilfe autoritärer, zumeist korrupter Regierungsapparate sei bislang regelmäßig nicht nur zu Lasten der armen Bevölkerungsschichten gegangen, er habe zugleich auch den beteiligten Unternehmen geschadet.
Verlangt wird von den vielen Autoren aus Wissenschaft, Wirtschaft, nationalen Regierungen und internationalen Organisationen die Begründung eines immer besser funktionierenden Netzwerkes zwischen demokratisch gesonnenen Politikern, global investierenden Unternehmen und unabhängig handelnden Nichtregierungsorganisationen bei der Erarbeitung, Durchsetzung und Überwachung fairer Regeln.
So berichten der Australier Paul Hohnen und der Niederländer Ernst Lighteringen als Strategiedirektor und als Geschäftsführer der beim Johannesburger Weltgipfel 1992 ausdrücklich empfohlenen Globalen Initiative für Nachhaltigskeitsberichterstattung von der erfolgreichen Anwendung des Regelwerks der GRI durch inzwischen bereits 380 bedeutende, größtenteils privatwirtschaftlich engagierte Organisationen.
Und Peter Eigen, der als ehemaliger deutscher Mitarbeiter der Weltbank 1993 die gegen Korruption gerichtete weltweite Nichtregierungsorganisation Transparency International gründete und unter anderem eine Konvention der OECD-Staaten zur Bekämpfung der Bestechung angeregt hat, stellt einen positiven Stimmungsumschwung fest, der sich bei der UNO-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung 2002 im mexikanischen Monterrey bereits gezeigt habe. Eigen schreibt:
Laut OECD vergeben die Regierungen der Welt jedes Jahr Beschaffungsaufträge im Gesamtwert von fünf Billionen Dollar. Der Spielraum, erhebliche Summen daraus als Schmiergelder abzuzweigen, ist beängstigend. Dasselbe gilt für die verpassten Entwicklungschancen infolge der Veruntreuung öffentlicher Mittel, die der Befriedung von Grundbedürfnissen wie Bildung, Gesundheit und Wohnraum dienen sollten... Kein Geschäftsmann lässt sich gerne auf Bestechung ein, schließlich ist sie ein Kostenfaktor. Doch wenn die Konkurrenz schmiert, spielen alle mit. Sich der Korruption zu verweigern, bedeutete bislang einen Wettbewerbsnachteil... Die OECD-Konvention setzt den Hauptkonkurrenten auf dem Weltmarkt nun einen einheitlichen, rechtlich bindenden Zeitrahmen, ihre Bestechungspraxis einzustellen.
Auch am Beispiel vieler anderer drängender Probleme für Umwelt und Entwicklung - wie dem Arbeits-, dem Gesundheits-, dem Klima- oder dem Ressourcenschutz - versuchen die Autoren des lesenswerten Sammelbandes aufzuzeigen, wie Koalitionen aus Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft dem Rest der Welt ein verantwortliches Handeln vorleben können.
Helmut Hohrmann über das Buch: "Das Prinzip Partnerschaft – Neue Formen von Governance im 21. Jahrhundert. Herausgegeben von der Alfred Herrhausen Gesellschaft für internationalen Dialog ist das Buch erschienen beim Piper-Verlag in München. 288 Seiten kosten 16 Euro 90.