Samstag, 04. Mai 2024

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Alle Sendetermine im Juli
Apokalyptische Zeiten, Monscheinsonate und Musica reanimata

In diesem Monat laden die Sendungen unseres "Musikforums" zu einer Zeitreise vom frühen Mittelalter bis zu den sogenannten Goldenen Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Berlin: Der dort lebende und wirkende Pianist Mischa Spoliansky kannte sich bestens in klassischer und Unterhaltungsmusik aus. Seine Schlager machten unter anderem Marlene Dietrich berühmt.

01.07.2015
    Der russische Musiker und Komponist Mischa Spoliansky (1898-1985) in einer zeitgenössischen Aufnahme
    Zwischen E- und U-Musik: der Pianist Mischa Spoliansky (picture-alliance / dpa)
    1. Juli
    Schwetzinger Festspiele 2015
    Musik in apokalyptischen Zeiten (1000 - 1400)
    Geistliche Chorwerke aus anonymen Quellen und von Guillaume de Machaut, Matheus de Sancto Johanne und Niccolò da Perugia
    Huelgas Ensemble
    Leitung: Paul van Nevel
    Aufnahme vom 7. Mai 2015 aus der Pfarrkirche St. Joseph in Speyer
    8. Juli
    Musikfest Bremen 2014
    ‚Mondscheinsonate‘
    Ludwig van Beethoven
    Sonate Nr. 14 cis-Moll, op. 27, 2 ‘Mondschein-Sonate’
    Gabriel Faure
    Nocturnes aus op. 33 und op. 74
    Claude Debussy
    Claire de lune‘ aus der 'Suite Bergamasque'
    Mikayel Balyan, Hammerflügel
    Aufnahme vom 14. September 2014 in der Kunsthalle Bremen
    Mit seiner um 1800 komponierten ‚Sonata quasi una fantasia‘ in cis-Moll op. 27, 2 nahm Ludwig van Beethoven nicht nur die Klangwelt der Romantik vorweg; gerade diese Klaviersonate, die später den Titel ‚Mondschein-Sonate‘ erhielt, sollte Generationen von Komponisten, aber auch bildenden Künstlern, inspirieren. 1925 schuf der französische Maler Lucien Lévy-Dhurmer das symbolistische Gemälde ‚La sonate de clair de lune‘. Anlässlich dessen Präsentation in der Bremer Kunsthalle am 14. September 2014 gab der Pianist und Spezialist für historische Tasteninstrumente Mikayel Balyan ein Konzert mit nächtlichen ‚Mondschein‘-Musiken.
    15. Juli
    25 Jahre Grundton D (1)
    Höhepunkte aus einem Vierteljahrhundert Konzert und Denkmalschutz
    Reinhard Keiser
    Auszüge aus dem Oratorium ‚Der blutige und sterbende Jesus‘
    Cantus & Capella Thuringia
    Leitung: Bernhard Klapprott
    Aufnahme vom 2. Oktober 2010 aus der St. Petri-Kirche in Wandersleben / Thüringen
    Mit der Benefizkonzertreihe "Grundton D" engagiert sich der Deutschlandfunk in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz seit einem Vierteljahrhundert für Baudenkmale in Not. Bisher mehr als 250 Mal wurden dabei unbedingt erhaltenswerte und teilweise vom Verfall bedrohte Baudenkmale im ganzen Bundesgebiet zur Bühne für hochkarätige Musiker. Mit der Sendung der "Grundton-D"-Konzerte lässt der Deutschlandfunk nicht nur Millionen von Hörern an einzigartigen Musikereignissen teilhaben, sondern öffnet Ohren und Herzen für die großartigen Räume, in denen sie erklingen. Zum Jubiläum der Deutschlandfunk-Benefizreihe erinnern wir im Musikforum an herausragende „Grundton-D“-Konzerte der vergangenen 25 Jahre. Dazu gehört die Aufführung eines Werks, das seit Jahrhunderten verschollen war: Reinhard Keisers "Der blutige und sterbende Jesus". Es gilt als das erste Passionsoratorium in deutscher Sprache. 2006 wurde das Autograf in der Berliner Staatsbibliothek wiederentdeckt.
    22. Juli
    musica reanimata 117
    Die Berliner Jahre von Mischa Spoliansky (1898-1985)
    Aufnahme vom 5. März 2015 aus dem Musikclub im Konzerthaus Berlin
    Mischa Spoliansky, im seinerzeit russischen Teil Polens geboren, zog mit seiner Familie schon früh nach Wien, um dann in Dresden seine pianistischen und kompositorischen Fähigkeiten zu vervollkommnen. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ging er nach Berlin. Dort finanzierte er sein Musikstudium als Kaffeehauspianist, bis Friedrich Hollaender und Werner Richard Heymann ihn 1919 für das Kabarett "Schall und Rauch" entdeckten. Vor allem die Texte von Marcellus Schiffer machten ihn zu einem viel gespielten Revue-Komponisten: "Alles Schwindel, Es liegt in der Luft, Wie werde ich reich und glücklich, Zwei Krawatten..." um nur einige seiner bis heute bekannten Bühnenwerke zu nennen. 1933 ging er ins Exil nach England, wurde dort englischer Staatsbürger und kehrte niemals wieder nach Deutschland zurück. In der Veranstaltung erklangen diverse Kompositionen von Mischa Spoliansky, gespielt vom Ensemble Zwockhaus. Dazu Winfried Radeke im Gespräch mit Boris Priebe.
    29. Juli
    Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal
    Georg Philipp Telemann
    Ino. Dramatische Kantate für Sopran und Orchester, TWV 20:41
    Ana Maria Labin, Sopran
    La Stagione Frankfurt
    Leitung: Michael Schneider
    Aufnahme von Januar 2014
    Der Hamburger Musikdirektor Georg Philipp Telemann war 84 alt, und der Gedanke, mit dem Komponieren aufzuhören, beschäftigte ihn schon geraume Zeit. Aber es kam nie dazu. Die Phantasie regte sich einfach zu stark in ihm, und auch die Leselust war ungebrochen, obwohl die Augen immer schwächer wurden. Als 1765 ein neuer Kantatentext des von ihm geschätzten Berliner Poeten Karl Wilhelm Ramler im Druck erschien, war die Schaffensfreude gleich geweckt. Vielleicht lag es daran, dass ihm der ‚Ino‘-Stoff Gelegenheit bot, seiner auch in vielen anderen Werken bewiesenen Lust am Spiel mit dem Element des Wassers noch einmal ausgiebig zu frönen. Packend umgesetzt wird die Schilderung einer Verzweifelten, die sich von den Klippen in die Fluten stürzt und aus ihnen als Meeresgöttin wieder aufersteht, in einer Neuaufnahme mit der Sopranistin Ana Maria Labin und La Stagione Frankfurt unter der Leitung des Telemann-Spezialisten Michael Schneider.