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Alles auf die Mattscheibe

Vergangenen Donnerstag ließ Telekom-Chef Rene Obermann seine neue Strategie für den Konzern vom Aufsichtsrat absegnen. Und dazu gehört neben der bereits bekannten geplanten Auslagerung und dem Verkauf von Unternehmensteilen auch eine neue Technik-Strategie.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Peter Welchering |
    Manfred Kloiber: Wie sieht die neue strategische Ausrichtung der Deutschen Telekom aus, Peter Welchering?

    Peter Welchering: Die sieht breitbandig aus. Rene Obermann hat die Vorgabe gemacht, dass innerhalb der nächsten neun Monate 750 Städte in Deutschland an das ADSL-Netz angeschlossen werden müssen. Außerdem soll das neue schnelle VDSL-Glasfasernetz Anfang 2008 in 50 Städten betriebsbereit sein. Und die bisherigen DSL-Vermittlungsstellen sollen bundesweit ausgebaut und modernisiert werden. Gerade beim Internet-Zugang ist es ja in den vergangenen Monaten immer wieder zu kurzfristigen Ausfällen in den Zugangsstellen gekommen. Die Internet-Kunden haben das daran bemerkt, dass sie sich dann für eine halbe oder eine Stunde nicht ins DSL-Netz einwählen konnten. Und das hat mit den dort eingesetzten Verteilrechnern zu tun. Diese Verteilrechner in den DSL-Vermittlungsstellen bekommen eine verbesserte Software. Und davon verspricht sich die Telekom, dass der Zugang zum DSL-Netz stabiler wird.

    Kloiber: Um den Ausbau von beitbandigen DSL-Anschlüssen haben ja Städte und Gemeinden lange mit der Telekom gestritten. Warum lenkt Rene Obermann denn jetzt auf einmal ein und verspricht 750 Städten den Zugang zur Datenautobahn?

    Welchering: Das hat zwei Gründe. Er will die Telekom wieder in die schwarzen Zahlen bringen. Und dafür braucht er dringend mehr DSL-Kunden. Denn die so genannten DSL-Wiederverkäufe, die Fälle also, in denen die Telekom DSL-Anschlüsse an andere Telekommunikationsanbieter und Provider verkauft, haben eine viel zu knappe Marge. Damit verdient die Telekom nicht viel. Die Telekom verdient mit direkt verkauften Telefonkanälen und vor allen Dingen DSL-Anschlüssen. Und da sieht es düster aus. Im Jahr 2001 hat die Telekom noch 97 Prozent aller DSL-Anschlüsse in den Haushalten und in den Betrieben direkt an die Endkunden verkauft. Das war totale Marktbeherrschung. Im Jahr 2004 lag der Marktanteil der Telekom in Sachen DSL noch bei 83 Prozent, 2005 rutschte das auf 61 Prozent runter und im vergangenen Jahr auf unter 50. Also hier ist Handlungsbedarf. Der zweite Grund besteht darin, dass die Telekom Kunden an die Kabelanbieter verloren hat. Die surfen jetzt über ihren erweiterten TV-Kabelanschluss. Hier muss die Telekom ein attraktives Triple-Play-Angebotspaket schnüren, also Fernsehen, breitbandigem Internet-Zugang und Telefon, um konkurrenzfähig bleiben zu können. Und dazu braucht die mehr ADSL-Anschlüsse und den zügigen Ausbau von VDSL.

    Kloiber: Wird die Telekom demnächst als Fernsehanbieter auftreten?

    Welchering: Zumindest wird sie sich langfristig als Medienhaus weiter entwickeln. Rene Obermann denkt da allerdings in erster Linie an das Internet-Fernsehen. Das ist sicherlich auch dem Boom beim Podcasting geschuldet. Da haben die Telekom-Manager erkannt, dass der Markt für Video-Podcasts rasch und erheblich wächst, allerdings zurzeit noch durch die Beschränkungen bei den breitbandigen Anschlüssen beeinträchtig wird. Deshalb drängt Obermann auch so stark auf den Ausbau der DSL-Netze. Aber dieser Ausbau macht nur Sinn, wenn die Telekom sozusagen die gesamte Wertschöpfungskette abschöpfen kann. Und dazu braucht sie Bündelangebote oder Paketangebote von Telefonie, Internet und Fernsehen. Dabei auf das Internet-TV zu setzen, ist sinnvoll, weil dann eine Kombination von WV-TV-Portalen und Podcastangeboten etwa bei Sportübertragungen es erlaubt, den Kunden, die zu Kabelanbietern gewechselt sind, wieder ein attraktives Angebot zu machen. Telekom-intern gibt es dazu sogar schon Überlegungen für ein Bundesliga-Web-TV. Und das soll eben alles über die Breitbandnetze abgewickelt werden. Die aber müssen dafür ausgebaut, das VDSL-Netz zügig aufgebaut und die Vermittlungsstellen für DSL stabil gemacht werden.