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Alles öko, oder was?

Kuhmilch ist gesünder, wenn der Bauer Rapsöl ins Futter der Kühe mischt. Rapsöl verändert laut einer Studie der unabhängigen Gesellschaft der Chemischen Industrie die Anteile der Fettsäuren in der Milch: Die ungesättigten Fettsäuren - die "guten Fette" also- nehmen dadurch zu, die schädlichen ab. Dies ist heute im Fachmagazin "Journal of the Science of Food and Agriculture" nachzulesen. Doch wie ist das eigentlich mit den Bio-Lebensmitteln? Stammt die Öko-Kartoffel zum Beispiel tatsächlich aus ökologischem Anbau und vor allem - ist sie dadurch gesünder? Schon lange suchen Forscher nach einer objektiven, wissenschaftlich gesicherten Methode, um diesen Nachweis zu führen.

Von Klaus Herbst |
    Die so genannte Kupferchlorid-Kristallisation zaubert aus Pflanzenteilen ein Bild, das ganzheitlich die Qualität des Lebensmittels widerspiegelt, sagt Professor Angelika Meier-Ploeger von der Universität Kassel.

    Es ist so, dass die Methode sehr stark auch den Eigencharakter eines Lebensmittels widerspiegelt. Also die Kupferchloridbilder von Weizen sind eindeutig, auch für jeden Menschen sofort erkennbar, unterschiedlich von denen, die es bei Möhren gibt. Es handelt sich hierbei um eine Methode, die tatsächlich eine Authentizität abbildet, das heißt ein typisches Lebensmittel Möhre oder ein typisches Lebensmittel Weizen in diesem Falle abbildet. Das ist schon einmal eine Besonderheit, die wenige Verfahren eigentlich haben.

    Was die Lebensmittelökologin nicht verschweigt: Das Verfahren ist uralt. Es stammt aus den dreißiger Jahren. Ein wässriger Extrakt aus Möhre, Weizen oder Milch wird mit einer Kupferchloridlösung und Wasser vermischt. Davon wird eine bestimmte Menge in eine Schale gegeben und in eine Klimakammer gestellt. Dann kristallisiert die Lösung langsam aus. Auf dem Boden der Kristallisierungsschale entsteht als Ergebnis dieses Kristallisationsvorganges ein Kristallbild. Das wirkt wie Magie – und tatsächlich erfreut sich auch das Verfahren auch in Anthroposophenkreisen als ganzheitlicher, komplementärer Ansatz zur Abbildung ökologischer Lebensmittelqualität großer Beliebtheit. Aber taugen die schönen, alternativen Kristallbildchen wirklich zur Information des heutigen Verbrauchers?

    Der will von Ihnen ganz klare Antworten: Ist es besser oder gleich wie konventionelle Lebensmittel? Und da sucht man natürlich nach einer Methode, die so als Summenparameter möglichst vieles abbildet und dann sagen kann: Ja, es gibt doch tatsächlich einen Unterschied. Und dann müsste der nächste Schritt gemacht werden - zum Beispiel zum Thema Futterwahlversuche, Tiergesundheit, natürlich auch menschliche Gesundheit, dort zu beweisen, dass diese Ökolebensmittel besser oder anders sind und besser wirken auf den Menschen.

    Alles öko oder nicht? Dass Geräte zur Beantwortung dieser Frage beitragen, ist nun zum ersten Mal durch eine ISO-Norm bestätigt und auf internationalen Konferenzen vorgestellt worden. Die Experten wissen zwar immer noch nicht, warum ökologische und konventionelle Lebensmittel unterschiedliche und charakteristische Kristallbilder ergeben. Aber dass die Bilder aussagekräftig sind, wird nun immer wahrscheinlicher. Moderne Computer und eine hausgemachte Software zur Bilderkennung haben dabei geholfen. Diese sind in der Lage, komplizierte Kristallmuster diverser zu erkennen, auszuwerten und die Entscheidung zu treffen, ob ökologisch oder konventionell. Und das tun die Rechner nun mit großer Sicherheit, sie müssen nur noch mit einer riesigen Datenmenge auch anderer Produkte gefüttert werden – abgesehen von Weizen und Möhren.

    So etwas hat natürlich ein Computer erst mal nicht, sondern wie müssen eine Bibliothek, eine Datenbank uns erarbeiten. Die müssen wir hinter dieses Computerprogramm hinterlegen. Und dann kann der Computer auch solche Fragen beantworten: Ist es jetzt eine überdurchschnittliche Qualität im Vergleich zu sonstigen Proben? Das muss erst noch erarbeitet werden.

    Was dabei für die Verbraucher herauskommen könnte, wäre ein handliches, preiswertes Testverfahren, um am PC festzustellen, wie es um die Qualität des Gemüses bestellt ist. Gängige ökologische Parameter werden dabei berücksichtigt: die Nichtverwendung von Pestiziden, die Art der Düngung und des Landbaus. Zusammen mit Bundesforschungseinrichtung wollen die Kasseler Experten nun die Methode weiterentwickeln.