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Allianz-Halbjahresbilanz
Breit aufgestellt mit ordentlichen Zahlen

Zum Halbjahr kann der neue Allianz-Chef Oliver Bäte gute Zahlen vorlegen. Die zahlreichen Geschäftsbereiche des Konzerns zahlen sich aus. Trotzdem verordnet Bäte Europas größtem Versicherer einen Kulturwandel.

Von Burkhard Schäfers | 07.08.2015
    Der Eingang der Hauptverwaltung der Allianz Lebensversicherungs AG in Stuttgart
    Allianz Lebensversicherung AG (picture alliance / dpa / Norbert Försterling)
    Es ist ein guter Tag für den neuen Vorstands-Vorsitzenden Oliver Bäte. Seit Mai steht er an der Spitze der Allianz. Und schon heute, bei der Vorstellung der Ergebnisse fürs zweite Quartal, darf sich Bäte öffentlich über die Zahlen freuen.
    "Neue Produkte sowie unser diversifiziertes Geschäftsmodell haben uns geholfen, auch im ersten Halbjahr trotz einmaliger Sonderbelastung hervorragende Ergebnisse zu erzielen. Daher bestätigen wir unseren Ausblick und halten es für wahrscheinlich, das obere Ende dieses Ausblicks von 10,8 Milliarden Euro zu erreichen."
    Von April bis Juni stieg das operative Ergebnis der Allianz um 2,6 Prozent auf gut 2,8 Milliarden Euro. Das allerdings ist weniger als Experten erwartet hatten. Denn wieder mal bereitet der Bereich Vermögensverwaltung Probleme. Hier brach das Ergebnis um ein Viertel ein. Hauptursache dafür: Verluste bei der US-amerikanischen Fondstochter Pimco. Die gute Nachricht: In den vergangenen Monaten gab es keine größeren Naturkatastrophen, das spielt Europas größtem Versicherer in die Karten. Und so bilanziert Finanzvorstand Dieter Wemmer: "Ein weiteres sehr starkes Quartal. Umsatz, operatives Ergebnis, aber auch der Quartalsüberschuss tragen dazu bei. Und mit dieser starken Bilanz sind wir bestens gerüstet für zukünftige Quartale."
    Allianz will in neue Geschäftsfelder
    Und das trotz etlicher Unsicherheiten im Finanz-Sektor: Anhaltende Niedrigzinsen, der Börsen-Crash in China, die Griechenlandkrise – all das beschäftigt natürlich auch den neuen Allianz-Chef. Aber: In der Versicherungsbranche ist Vertrauen das höchste Gut. Und deshalb betont Oliver Bäte: "Sehr häufig kommt ein neuer Vorstandsvorsitzender und es wird gesagt: Alles muss sofort anders werden. Bei der Allianz ist das weder nötig noch sinnvoll. Wir sind ein sehr solides, ein hocherfolgreiches Unternehmen. Und wir werden deshalb vieles, was wir bisher gemacht haben, nicht infrage stellen, und fortführen."
    Allerdings, auch das sagt der Neue: Der Versicherungsriese braucht einen Kulturwandel. Denn vieles wirkt auf die Kunden kompliziert und überreguliert. Zum Beispiel: Versicherungsprämien errechnen. Das soll künftig einfacher und schneller gehen – der Service im Internet soll eine deutlich größere Rolle spielen. Auch wenn das natürlich die persönliche Beratung nicht ersetzen soll, so der Allianz-Chef. Damit das Unternehmen weiter wächst, werde sich auch das Kerngeschäft verschieben: Auf die Dauer wird im klassischen Bereich weniger zu holen sein, etwa bei den Versicherungen für Autos und Häuser. Dafür will die Allianz künftig mehr Geld in den Segmenten Technologie, Cyber-Risiken und Gesundheit verdienen. Und noch eine zentrale Frage spricht Oliver Bäte an: Ist die Zeit von Lebensversicherungen vorbei? Der Konzern-Chef sagt Nein: "Wir sind ganz anderer Meinung: Wir glauben an die Lebensversicherung. Denn unsere neu entwickelten Produkte ermöglichen es unseren Kunden, auch in Zeiten niedriger Zinsen sehr effektiv für ihr Alter vorzusorgen."