Dienstag, 16. April 2024

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Alte Musik in Polen
Abenteuerlust und Patriotismus

Über die polnische Alte Musik-Szene ist hierzulande fast nichts bekannt, doch es gibt dort inzwischen ein wachsendes Spezialisten-Biotop. Die Entwicklung läuft nicht immer geradlinig, aber ständig entwickeln sich neue Ensembles, Festivals und Projekte gut ausgebildeter Enthusiasten.

Von Rainer Baumgärtner | 02.01.2018
    Festivalgründer und Oboist Marek Niewiedział spricht im Großen Saal der ehemaligen Deutschordensburg in Lidzbark Warmiński, im Rahmen der Sommerkurse der Alten Musik "Varmia Musica"
    Festivalgründer und Oboist Marek Niewiedział in der ehemaligen Deutschordensburg in Lidzbark (Zofia Puszcz)
    Aus der Ferne betrachtet erscheint die polnische Alte-Musik-Szene recht klein, denn nur wenige Ensembles und CDs finden den Weg in den Westen Europas. Doch je genauer man sich in Polen umschaut, desto vielfältiger und reicher stellt sie sich dar.
    Es gibt nicht nur Dutzende und ständig neu hinzukommende Spezialensembles für die Musik vom Mittelalter bis zur Klassik, sondern auch zahlreiche Festivals, Sommerkurse und Hochschul-Fachbereiche. Und auch an einem enthusiastischen Publikum fehlt es nicht.
    Förderlich ist, dass viele Nachwuchskünstler nach einem Auslandsstudium in die Heimat zurückkehren und dass ungewöhnlich viele Musiker zweigleisig fahren und sowohl auf modernen wie auf historischen Instrumenten spielen.
    Der Geiger Marek Niewiedział  spielt die Rosenkranzsonaten von H.I.F.Biber
    Der Geiger Marek Niewiedział (Zofia Puszcz)
    Allerdings gibt es auch Defizite und Probleme, wie die derzeitige Unsicherheit hinsichtlich der bislang breiten öffentlichen Förderung, die fehlende Tradition im Bereich der Blasinstrumente und die schlechte Vermarktung polnischer Ensembles im Ausland. Über deren Qualität, gemessen an internationalen Maßstäben, sind die Ansichten geteilt. Die Sendung gibt einen einen vielfältigen Einblick in die Szene vor Ort.